Mordenkainen präsentiert Monster des Multiversums

Der Band mit dem etwas sperrigen Namen gehört zu den Ergänzungsbänden für das Fantasy-Rollenspiel „Dungeons & Dragons 5“ („D&D5“) und beinhaltet praktisch nur Monster für die Welten des Rollenspiel-Universums von „D&D“, genannt Multiversum. Dem Bestiarium vorangestellt sind aber auch etliche spielbare Völker. Braucht man wirklich noch mehr Monster, und was ist eigentlich mit der Originalität des Bandes? Damit hat es nämlich eine Besonderheit auf sich!

von Markus Kolbeck

Wie der Name des Bandes schon verrät, werden die Kreaturen von dem Erzmagier Mordenkainen vorgestellt, der von der „D&D“-Welt Greyhawk stammt, die deren Bewohner Oerth nennen. Überraschend mag sein, dass „Mordenkainen präsentiert Monster des Multiversums“ keine wirkliche Originalveröffentlichung ist, sondern sich auf eine Reihe von Quellen bezieht, aus dem es seine Inhalte – wenn auch in überarbeiteter Form – schöpft. Diese Quellen sind: „Volos Almanach der Monster“ (2016), „Mordenkainens Foliant der Feinde“ (2018), „Prinzen der Apokalypse“ (2015), „Eberron: Aufstieg aus dem letzten Krieg“ (2019) und „Mythic Odysseys of Theros“ (2020). Der Band ist reichlich in Farbe bebildert, zumindest sind aber viele davon aus den Ursprungsbänden. (Ich konnte natürlich nicht alle überprüfen.)

Der Band wurde im englischsprachigen Original 2021 und in der deutschen Übersetzung 2022 vom Verlag Wizards of the Coast veröffentlicht. Das Hardcoverbuch hat einen Umfang von 288 Seiten und kostet knapp 40,- Euro, ist somit 10,-  Euro günstiger als jeweils die beiden Hauptursprungsbände, „Volos Almanach der Monster“ und „Mordenkainens Foliant der Feinde“. Diese sind noch ursprünglich bei Ulisses Spiele in der deutschen Übersetzung erschienen. Das farbige Titelbild zeigt den mächtigen Magier Mordenkainen, wie er auf einem Ki-rin durch die Astralebene schwebt, während sich ihm ein Astralschlächter unbemerkt nähert.

Inhalt

Der Band „Mordenkainen präsentiert Monster des Multiversums“ enthält in zwei Kapiteln 30 spielbare, fantastische Völker und vier Unterarten sowie über 250 Monster. Zu den spielbaren Völkern gehören unter anderem Echsenmenschen, Firbolgs, Goblins, Meereselfen, Orks und Zentauren. Zu den Monstern zählen bekannte wie Drow, Duergar, Kampfoger, Sternengezücht und Trolle. Außerdem unbekanntere wie Allip, Demogorgon, Düsterlinge, Schattendoggen und Verschlinger. Wie man sieht, wurden auch humanoide Völker hier unter dem Begriff „Monster“ subsumiert. Die Kreaturen aus dem Bestiarium wurden in „D&D“-typischer Weise in Kategorien unterteilt, die hier alle vertreten sind. Die Monster-Kategorien sind: Aberrationen, Celestische, Drachen, Elementare, Feenwesen, Humanoide, Konstrukte, Monstrositäten, Pflanzen, Riesen, Schlicke, Tiere, Unholde und Untote.

Die Texte zu den Völkern sind kürzer als in den Ursprungsbänden; so wurden aus den meist zwei Seiten zu einem Volk hier in der Regel nur noch eine Seite. Erklärende Texte, wie in den Ursprungsbänden zum Blutkrieg, der Geschichte verschiedener humanoider Völker und ihren Konflikten untereinander und spezielles Monsterwissen zu ikonischen Kreaturen wie dem Gedankenschinder und dem Betrachter, gibt es hier nicht. Beide Kapitel sind von Mordenkainen und der Hexe Tasha (siehe: „Tashas Kessel mit Allem“) stellenweise kommentiert. Ansonsten sind die Texte im nüchternen, sachlichen Stil abgefasst.

Im Anhang „Monsterlisten“ sind noch Aufzählungen, geordnet nach Kreaturentyp (Kategorie), Herausforderungsgrad und Umgebung (also dem Habitat), abgedruckt. Darüber hinaus gibt es keinen Index; das Inhaltsverzeichnis am Anfang ist aber aufschlussreich genug.

Kritik


Ob es wirklich nötig war, die Informationen aus den Ursprungsbänden, insbesondere aus „Volos Almanach der Monster“ und „Mordenkainens Foliant der Feinde“, in aufbereiteter Form nochmal abzudrucken, mag für viele strittig sein; ich bin da jedenfalls sehr skeptisch dazu. Durch die kürzer ausfallenden Texte bei den Völkerbeschreibungen mag zudem der Eindruck entstehen, dass kaum genug Informationen vorliegen, um sie als Spieler*innencharaktere spielbar zu machen (wenn dieser Band für sich stehen soll)! Auch fehlen das interessante Expertenwissen über den Blutkrieg der unteren Ebenen, die Konflikte mancher Völker und die sehr aufschlussreichen Beschreibungen der ikonischen Völker von „D&D“. Das heißt dann im Klartext: Man braucht „Mordenkainen präsentiert Monster des Multiversums“ eigentlich nicht wirklich (Überarbeitung hin oder her), da die Informationen im „Almanach“ und im „Foliant“ einfach umfangreicher sind und über bloße Spielbarmachung von Völkern und Kreaturen hinausgehen! Allerdings haben diese beiden Ursprungsbände bei Erstveröffentlichung zusammen 100,- Euro gekostet, das sind rund 60,- Euro mehr als „Monster des Multiversums“ kostet!

Auch muss man sich – allerdings auch für die genannten Ursprungsbände – fragen, ob man wirklich so viele neue Monster braucht. Diese sind dann aber auch ansprechend aufbereitet und komplett mit Spielwerten versehen. Also hat man praktisch alles, was es braucht, die Kreaturen ins eigene Spiel einzufügen, und das ohne viel Arbeit. Lediglich bei den Völkerbeschreibungen habe ich meine Zweifel, ob sie geeignet sind, die Völker richtig spielbar zu machen.

Mir ist noch etwas Wichtiges aufgefallen: Der Band riecht beim Lesen unangenehm, was wohl entweder am Papier oder an der Druckfarbe liegt! Jedoch verfliegt der Geruch im Laufe der Zeit etwas. Dergleichen ist mir bei den „D&D“-Bänden noch nicht aufgefallen, weder denen von Ulisses Spiele, noch denen von Wizards of the Coast. Hat man hier an der falschen Stelle gespart?

Fazit:
Insgesamt ist der Band schon eine Enttäuschung! Wer „Volos Almanch der Monster“ und „Mordenkainens Foliant der Feinde“ besitzt, braucht „Mordenkainen präsentiert Monster des Multiversums“ nicht wirklich! Empfehlen kann ich den Band nur Spielleiter*innen, die die beiden Ursprungsbände nicht besitzen und entweder die Kosten des Erwerbs scheuen beziehungsweise die beiden Bände nicht mehr erstehen können. Spielleiter*innen, die die beiden Ursprungsbände nicht haben, mögen über eine Anschaffung von „Monster des Multiversums“ nachdenken, alle anderen eher nicht!

Mordenkainen präsentiert Monster des Multiversums

Quellenbuch
Jeremy Crawford, Adam Lee, Mike Mearls u. a.
Wizards of the Coast 2022
ISBN: 978-0-7869-6811-4
288 S. Hardcover, deutsch
Preis: EUR 39,99

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