Monsterhandbuch

Mit der ersten Welle der „Pathfinder 2“-Veröffentlichungen ist natürlich auch ein „Monsterhandbuch“ erschienen. Es enthält gut 400 Kreaturen, bringt viele gute Ideen mit und ist, vielleicht das wichtigste bei dieser Art Regelwerk, übersichtlich gelayoutet.

von Peter Michael Meuer

Was wäre eine neue Edition von „Dungeons & Dragons“ und damit auch von seinem gut gelaunten Zwillingsbruder „Pathfinder“ ohne ein Stand-alone-Monsterhandbuch? Richtig: Un-vor-stell-bar wäre das, um es mit den Worten und dem Duktus des Ganoven Vizzini aus „Die Brautprinzessin“ zu sagen. Klar, es wäre möglich, das anders zu handhaben. Man könnte zum Beispiel einige der trölfzig Millionen Seiten des Grundregelwerks dazu nutzen, um hier schon einmal eine Basisausstattung an klassischen Monstern und Fiesewichten unterzubringen (und so nebenbei das Spiel schon allein mit dem GRW spielbar machen).

Aber – das wäre irgendwie doof, nicht so übersichtlich, und auch nicht so, wiewirdasschonimmergemachthaben. Un-vor-stell-bar eben. Regeln mögen sich ändern, Hintergrundwelten von world-shaking-events platt designt werden, Autoren durften sogar eine vierte Edition von „Dungeons & Dragons“ entwerfen. Aber eines ist seit Jahrzehnten sicher: „Monsterhandbücher“ wird es immer geben.

Jenes zu „Pathfinder 2“ ist natürlich, man braucht es ja schnell, mit der ersten Welle der Produkte zur neuen Version des Fantasy-Rollenspiels in den Regalen gelandet. Auf Deutsch ist es Ende März bei Ulisses Spiele erschienen. Grundsätzlich: Das „Pathfinder 2 – Mosterhandbuch“, in deutscher wie englischer Ausführung, ist ein gutes Produkt, sauber gesetzt, gut geschrieben und außerdem – mit das Wichtigste – übersichtlich gestaltet.

Den Beginn macht eine kurze Einleitung. Hier erklären die Autoren den Lesern nochmal den Aufbau der „Pathfinder 2“-Stat-Blocks, es gibt Infos zu Ausrüstung und Sprachen von Monstern und angenehm simple Regeln, um Gegner zu pimpen oder abzuschwächen (ein Glossar mit Erklärungen von Fähigkeiten, Kategorien und Listen findet sich übrigens am Schluss).

Schon auf Seite acht geht es dann richtig los. Alphabetisch sortiert findet sich in der Folge eine Kreatur nach der anderen, oft noch einmal unterteilt in Unterkategorien – von A wie Aal bis Z wie Zyklop geht der Reigen der Fiesewichte. Wobei Fiesewichte als alleinige Begrifflichkeit der Sache nicht gerecht wird. Natürlich sind auch wieder viele Kreaturen mit guter Gesinnung dabei, selbstverständlich finden sich zum Interagieren oder zum Niederkloppen durch chaotisch-böse Spielergruppen auch celestrische Engel, Metalldrachen, Riesenadler und andere durchaus nette Geschöpfe.

Auch im „Monsterhandbuch“ findet sich der Layoutkniff der Außenspalten. Wie auch schon in den anderen „Pathfinder 2“-Veröffentlichungen werden Zusatzinfos (hier: Tipps, Orte, Schätze und so fort) übersichtlich ausgelagert. Finde ich gut! Die Illustrationen sind von schöner Qualität und führen den Stil des aktuellen Grundregelwerks weiter. Sie helfen dabei, die Seiten zu strukturieren, und machen viel „Kino im Kopf“. Ich persönlich mag die Bilder des Elenax gern, einer Art Ceshire Cat, und die Illu des Pleroma, laut Buch einer „Manifestation der Dualität von Schöpfung und Vernichtung.“ Das muss man auch erst einmal zeichnen können!

Unterm Strich finden sich im „Monsterhandbuch“ für „Pathfinder 2“ gut 400 Kreaturen. An einer Stelle bricht das ganze natürlich dann doch mit den Büchern von „D&D“: Nach wie vor sind einige sehr ikonische Wesen, die seit Jahr und Tag „D&D“-Kanon sind, in „Pathfinder“ nicht enthalten. Wie ich meine, ohne Experte zu sein, ist das aus rechtlichen/OGL-Gründen so. Betrachter gibt es demnach leider nicht, Illithiden auch nicht.

Ansonsten gibt es von Drachen und Dämonen über Golems bis hin zu Orks, Trollen, Goblins und außerdem einer Menge „frischerer Gegnertypen“ genug Dinge zum Vermöbeln, um eine Weile die Würfel rollen zu lassen. Und das „Monsterhandbuch 2“ für „Pathfinder 2“ steht ja auch schon in den Startlöchern. Paizo hat es bereits veröffentlicht, und gewiss wird Ulisses es bald übersetzen. Alles andere wäre schließlich Un-vor-stell-bar.

Fazit: Glücklicherweise ist das „Pathfinder 2“-Monsterhandbuch ein gutes Buch geworden, denn ohne es lässt sich „Pathfinder 2“ nicht spielen! Und noch ein Tipp aus meiner Spielerfahrung: Schaut euch mal die Rotkappe (Seite 266) an, wenn eure Gruppe die ersten ein, zwei Stufen hinter sich gebracht hat. Was für ein fieses sadistisches Biest!

Pathfinder 2 – Monsterhandbuch
Regelwerk
Logan Bonner, Jason Bulmahn,
Stephan Radney-MacFarland, Mark Seifter u.a.
Ulisses Spiele 2020
ISBN: 3963313579
358 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 49,95

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