Mondsplitter 6 – Hutjagd

Die „Mondsplitter“ sind eine Reihe von Abenteuern für das Fantasy-Rollenspiel „Splittermond“, die eigens für den Einsatz der „Einsteigerbox“ konzipiert wurden. Darüber hinaus sollen sie leicht in der Vorbereitung sein und versprechen einen Spielabend ohne große Komplikationen. Ob „Hutjagd“ diese Anforderungen erfüllt?

von André Frenzer

„Hutjagd“ spielt vor einem interessanten Hintergrund. In einem kleinen Dorf an der Küste Pashtars finden alle fünf Jahre die sogenannten Korsarenspiele statt. Hier treffen sich die besten Kapitäne der Sturmkorsaren, um in verschiedenen Wettstreiten gegeneinander anzutreten. Dabei stehen die friedliche Beilegung von Konflikten, das gemeinsame Feiern, Trinken und Prahlen sowie verschiedene Wettkämpfe auf dem Programm, in denen sich die Mannschaften miteinander messen können. Höhepunkt der Festspiele ist aber die titelgebende Hutjagd, in der die Mannschaften und Kapitäne versuchen, eine Nacht lang ihren Konkurrenten den Hut vom Kopf zu stehlen. Der Sieger der Hutjagd darf sich als ungekrönter König der Sturmkorsaren fühlen. Bijan Einauge ist ein Piratenkapitän, der bei den Korsarenspielen vor fünf Jahren eine demütigende Niederlage erlitten hat. Nicht nur verlor er im Rausch seinen Hut, nein, in einem Duell büßte er auch noch eines seiner Augen ein. In diesem Jahr ist es an den Abenteurern, Bijan Einauge dabei zu helfen, seinen Ruf wieder her zu stellen sowie die Hutjagd erfolgreich zu gestalten.

„Hutjagd“ wird mit einer Beschreibung des Dorfes Jamshanaar eröffnet. Hier erfährt der Spielleiter auf knappem Raum allerlei nützliche Informationen, um die verschiedenen Lokalitäten – die sicherlich auch bei der Hutjagd eine Rolle spielen werden – mit Leben zu füllen. Als nächstes werden die Korsarenspiele vorgestellt. Neben der Hutjagd können sich die Charaktere im Raufen, Klingenkreuzen, Trinken, Rudern, Schwimmen, Balancieren oder Gewichtheben mit den Mannschaften der anderen Korsarenschiffe messen. Diese Wettbewerbe werden mit einfachen Regeln versehen, um sie rasch am Spieltisch abzuhandeln; außerdem wurden zwei Bonusszenen integriert, welche diese kleineren Wettkämpfe etwas mehr in den Mittelpunkt der Handlung stellen.

Die eigentliche Hutjagd nimmt den Hauptteil des Büchleins ein. Zunächst werden die konkurrierenden Piratenkapitäne vorgestellt sowie eine klassische Szene, in der der jeweilige Hut des Kapitäns erbeutet werden könnte. Einige generelle Hinweise und Vorschläge runden dieses Kapitel ab. Angenehmerweise wird auf eine Handlung im eigentlichen Sinne verzichtet, sodass sich die Charaktere im Rahmen des ursprünglichen Auftrages völlig frei bewegen können und entsprechende Handlungsfreiheit genießen. Spielwerte für die Piratenkapitäne sowie ein paar Vorschläge für Folgeabenteuer runden diesen „Mondsplitter“ ab.

Ich muss zugeben, dass „Hutjagd“ einen etwas zwiespältigen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Durch die überschaubare Handlung, die unterschiedlichen Wettkämpfe, die eigentlich friedliche Stimmung und die große Handlungsfreiheit der Charaktere – immerhin ist „Hutjagd“ eher als Sandbox denn als lineare Handlung konzipiert – haben wir hier tatsächlich ein unkompliziertes Abenteuer, mit dem die Spieler einen Abend abwechslungsreichen Spaß haben dürfen. Auf den Spielleiter wartet wiederum dann doch etwas mehr Arbeit, gilt es doch, die über den Band verstreuten Informationen stets parat zu haben – wie sah doch gleich die Kneipe aus, in der sich Jamsheb der Listige aufhält? Und wer hat nun gerade wessen Hut? Dass die Darstellung von acht verschiedenen Piratenkapitänen nebst ihren wichtigsten Mannschaftsmitgliedern darüber hinaus auch eine beachtliche Anzahl von Nichtspielercharakteren ergibt, dürfte für eher unerfahrene Spielleiter ebenfalls leicht problematisch werden. Insgesamt möchte ich aber die positiven Aspekte wie die gekonnt aufgebaute Atmosphäre und die Möglichkeiten für die Spieler als schwerwiegender bewerten.

„Hutjagd“ erscheint als 40-seitges Heft mit Klammerbindung und stabilem Einband aus kräftigem Papier. Der Band ist im typischen „Splittermond“-Stil bebildert und jeder Kapitän erhält sein eigenes Porträtbild. Innen ist „Hutjagd“ komplett in Schwarz-Weiß gehalten. Lektorat und Korrektorat haben gute Arbeit geleistet.

Fazit: Ganz so unkompliziert wie angekündigt ist „Hutjagd“ nicht. Für den Spielleiter gilt es doch, einige Informationen zu verwalten und übereinander zu bringen. Doch die positiven Aspekte des Abenteuers überwiegen, so dass ich „Hutjagd“ allen ans Herz legen möchte, die einmal ein wenig Piratenluft schnuppern möchten.

Mondsplitter 6 – Hutjagd
Abenteuerband
Benjamin Hoppe, Askin-Hayat Dogan u. a.
Uhrwerk Verlag 2018
ISBN: 978-3958671775
40 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 7,95

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