von André Frenzer

„Der Schimmerturm“ spielt im kleinen Fischerdorf Rakovica an der Küste des Mertalischen Städtebundes. Hier erhebt sich das titelgebende Bauwerk. Alle 11 Jahre entzündet sich eine blaue Flamme an der Spitze dieses alten Leuchtturms. Zeitgleich mit diesem Ereignis kommt es zu heftigen Naturkatastrophen – Stürme suchen die sonst ruhige See heim und gigantische Wellen schleudern hilflose Schiffe auf Klippen. Niemand weiß, woher diese Phänomene rühren. Die Abenteurer werden abrupt in die Abenteuerhandlung befördert, wird doch das Schiff, auf dem sie reisen, Opfer des Sturms. Einmal in Rakovica werden sie vom dortigen Prokurator angeheuert, um endgültig das Rätsel um den Schimmerturm zu lösen.

Widmen wir uns zunächst einmal dem Aufbau des Textes. Das komplette Abenteuer ist in recht kurze Szenen unterteilt. Jeder Szene ist ein Extrakasten vorangestellt, welcher dem Spielleiter Sinn und Zweck der Szene, den Schauplatz, beteiligte Personen sowie mögliche Anschlussszenen zusammenfasst. Das weiß zu gefallen und hilft tatsächlich dabei, die Orientierung zu behalten. Ebenso gibt es Kästen, welche wichtige NSC zusammenfassend beschreiben. Auch an einige, wenn auch wenige, Vorlesetexte wurde gedacht. Der Abenteueraufbau gibt sich also tatsächlich redlich Mühe, dem Spielleiter das Leiten zu erleichtern.

Leider trifft das nicht auf den kompletten Abenteuertext zu. Zunächst geht das Abenteuer davon aus, dass sich die Abenteurer mit der Historie des Bauwerkes beschäftigen, um mehr über die Hintergründe des schimmernden Turmes zu erfahren. Dazu gibt es reichlich Anlaufstellen und auch interessante Personen. Zwar sind die Hinweise recht übersichtlich in den einzelnen Szenen präsentiert, doch geben die einzelnen Personen – manche bewusst, andere unbewusst – auch Falschinformationen. Das macht das Abenteuer zwar interessanter und plausibler, allerdings wird so das Verwalten von Informationen deutlich erschwert. Eine Übersicht mit allen Hinweisen, aufgeteilt in richtige und falsche, damit der Spielleiter besser den Überblick über den aktuellen Wissensstand der Charaktere behalten kann, wäre hier Gold wert gewesen. Doch ist dies nur ein kleines Manko, dass man mit ein bisschen Nacharbeit beheben kann.

Abseits dieser Kritik gefällt mir das Abenteuer nämlich tatsächlich sehr gut. Es gibt ambivalente Charaktere mit unterschiedlichen Zielen. Dazu gesellen sich klassisch-maritime Lokalitäten, welche gekonnt die passende Atmosphäre mitliefern. Insbesondere wenn die Abenteurer irgendwann zum Schimmerturm selbst aufbrechen, gesellen sich auch einige wirklich nett umgesetzte, unverbrauchte Ideen hinzu. Denn im Schimmerturm wartet noch die eine oder andere magische Überraschung auf die Gruppe, welche auch interessante Rollenspielaspekte hinzufügen können. So ergibt sich durch eine eigentlich recht einfache Handlung ein munteres Abenteuer, welches ohne große Kämpfe auskommen kann und eher die Detektive und Rätselfreunde unter den Spielern anspricht.

„Der Schimmerturm“ erscheint als 40-seitges Heft mit Klammerbindung und stabilem Einband aus kräftigem Papier. Der Band ist im typischen „Splittermond“-Stil bebildert und gerade die Porträts wichtiger NSC wissen voll zu überzeugen. Auch an ausreichend Kartenmaterial wurde gedacht. Innen ist das Abenteuer komplett in Schwarz-Weiß gehalten. Lektorat und Korrektorat haben gute Arbeit geleistet.

Fazit: Der erste „Mondsplitter“ bietet ein interessantes Abenteuer mit überschaubarer Handlung und viel Lokalkolorit. Die Aufbereitung ist gut gelungen, obwohl dem Spielleiter noch ein wenig Arbeit abverlangt wird. Wer auf der Suche nach einem Rechercheabenteuer mit märchenhaftem Einschlag ist, sollte hier einen Blick riskieren!

Mondsplitter 1 – Der Schimmerturm
Abenteuerband
Michael Wuttke
Uhrwerk Verlag 2018
ISBN: 978-3-95867-100-3
40 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 7,95

bei amazon.de bestellen