Mondsplitter 3 – Vangaras Prüfung

Die „Mondsplitter“ sind eine Reihe von Abenteuern für das Fantasy-Rollenspiel „Splittermond“, die eigens für den Einsatz der „Einsteigerbox“ konzipiert wurden. Darüber hinaus versprechen sie einen Spielabend ohne große Komplikationen und sollen leicht in der Vorbereitung sein. Mit „Vangaras Prüfung“ liegt der dritte Mondsplitter vor.

von André Frenzer

Wie auch schon in den vorhergehenden Bänden hat man sich seitens der Aufbereitung große Mühe gegeben, um dem Spielleiter das Leben zu erleichtern. Ganz ähnlich den beiden Vorgängern ist das komplette Abenteuer in recht kurze Szenen unterteilt. Jeder Szene ist ein Extrakasten vorangestellt, welcher dem Spielleiter Sinn und Zweck der Szene, den Schauplatz, beteiligte Personen sowie mögliche Anschlussszenen zusammenfasst. Das weiß zu gefallen und hilft tatsächlich dabei, die Orientierung zu behalten. Ebenso gibt es Kästen, welche wichtige NSC zusammenfassend beschreiben. Dieser Aufbau hat sich mittlerweile bewährt und hilft tatsächlich dabei, den Überblick während des Spiels zu behalten.

Dieses Mal hat sich der Uhrwerk-Verlag eines waschechten Kriminalfalles angenommen. Ehrlicherweise weckte das bei mir Erinnerung an manches zu grob ausgearbeitete Abenteuer der „Heldenwerk“-Reihe für „Das Schwarze Auge“ – ob ein Kriminalfall auf so wenig Seiten ausreichend beschrieben werden kann? Die Helden sind zu Gast auf Burg Bärenwehr am Rande der Verheerten Lande. Sie sind eingeladen, der Amtseinführung des neuen Komturs, ihres alten Freundes Vareith Ranodis beizuwohnen. Doch in der Nacht vor dem Fest, die der neue Komtur in stiller Einkehr in der Krypta der Burg verbringen muss, kommt Ranodis ums Leben. Erinnerungen an den letzten Komtur, der ebenfalls einen frühen Tod auf der Burg fand, werden wach. Die Tempelvorsteherin Berit Lindenstab bittet die Helden darum, den Täter zu ermitteln. Denn dieser kann nur aus den Reihen des inneren Zirkels der Burg kommen – und alle vier dieser verdienten Recken hatten ein Motiv, um Ranodis nach dem Leben zu trachten …

Was auf den ersten Blick recht komplex klingt, wird durch einige Kniffe stark vereinfacht. Zum einen hat die Tempelvorsteherin geistesgegenwärtig die vier Mitglieder des inneren Zirkels bereits festsetzen lassen – was ein Verhör und die Untersuchung ihrer Gemächer deutlich vereinfacht. Zum anderen sorgt ein aufziehender Schneesturm dafür, dass vorläufig ohnehin niemand die Burg verlassen kann. So bleibt den Helden also genügend Zeit und Gelegenheit, um die Verdächtigen auf Herz und Nieren zu prüfen, sich mit anderen Zeugen zu unterhalten sowie alle wichtigen Hinweise ans Tageslicht zu fördern, um den richtigen Mörder zu überführen.

Einerseits macht das Abenteuer hier vieles richtig. Zunächst muss ich den modularen Aufbau der Rechercheszenen lobend erwähnen – diese sind prinzipiell beliebig austauschbar. Die Seiten sind zudem übersichtlich gestaltet und halten abhakbare Hinweislisten für den Spielleiter bereit. So bleibt stets die Übersicht erhalten, welche Hinweise nun bereits bei den Spielern vorliegen. Zum anderen ist der Fall nicht so unterkomplex gestaltet, dass die Lösung offensichtlich wäre – tatsächlich gilt es, zunächst Motive und danach Beweise für deren Entkräftung zu finden, um so den Mörder zu ermitteln. Schlussendlich ist die Präsentation dieses kleinen Kriminal-Schmankerls damit recht gut gelungen. Dennoch ist die Kürze des Textes in anderen Aspekten zu spüren, denn es werden keine weiteren Bewohner der Burg vorgestellt, als auch kein Wort zur Atmosphäre verloren. Eingeschneit am Rande der Verheerten Lande, eingesperrt mit einem Mörder in einer klösterlichen Burg – das Setting sollte einige stimmungsvolle Szenen erlauben, die der Spielleiter aber allesamt improvisieren oder selbst vorbereiten muss.

Wie auch die Vorgänger erscheint „Vangaras Prüfung“ als 40-seitiges Heft mit Klammerbindung und stabilem Einband aus kräftigem Papier. Innenseitig ist auch dieser Band komplett schwarz-weiß gehalten. Der Band ist im typischen „Splittermond“-Stil bebildert und gerade die Porträts wichtiger NSC wissen voll zu überzeugen. Mit dem Kartenmaterial war ich dieses Mal nicht völlig zufrieden, denn für die Burg liegt nur die isometrische Außenansicht vor, welche naturgemäß manches Detail eher verdeckt als preisgibt. Lektorat und Korrektorat haben gute Arbeit geleistet.

Fazit: Ein kleiner, hervorragend aufbereiteter Kriminalfall. Einige wenige Seiten mehr hätten das Abenteuer noch runder gemacht, doch auch so bleibt „Vangaras Prüfung“ eine absolut überzeugende Ausgabe der „Mondsplitter“-Reihe.

Mondsplitter 3 – Vangaras Prüfung
Abenteuerband
Janine Nagat
Uhrwerk Verlag 2018
ISBN: 978-3-9586-7134-8
40 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 7,95 (3,95)

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