von André Frenzer
„Im Rücken des Feindes“ bleibt der regionalen Abwechslung der Reihe treu, denn nun führt der Weg unserer Helden in das Dalmarische Reich. Hier werden sie direkt mit den Folgen des aktuell tobenden Erbfolgekrieges konfrontiert. Denn als sie das Dörfchen Lauwaban erreichen, müssen sie feststellen, dass der rechtmäßige Herrscher des Kastells, Graf Lukos Ranodis, von dem grausamen Oberst Poneisis aus seinem Kastell vertrieben wurde. Nun droht dem angrenzenden Dorf der Hungertod, hat sich doch der neue Despot mit allen Vorräten und seinen Soldaten im Kastell verschanzt. Doch es gibt einen Funken Hoffnung: Wie Graf Ranodis den Helden verrät, steht im Inneren der Burg immer noch ein magischer, nuumischer Kriegsgolem, der nur aktiviert werden müsste, um das Kräfteverhältnis wieder zugunsten des Grafen und seiner Getreuen zu kippen. Ein Auftrag für wahre Helden.
Zunächst einmal muss ich – wie auch schon in den vorhergehenden Bänden – die Aufbereitung loben, denn wieder hat man sich große Mühe gegeben, um dem Spielleiter das Leben zu erleichtern. Ganz ähnlich den beiden Vorgängern ist das komplette Abenteuer in recht kurze Szenen unterteilt. Jeder Szene ist ein Extrakasten vorangestellt, welcher dem Spielleiter Sinn und Zweck der Szene, den Schauplatz, beteiligte Personen sowie mögliche Anschlussszenen zusammenfasst.
Allerdings – und damit weicht dieser „Mondsplitter“ eigentlich recht deutlich von der Vorgabe der Reihe ab – sind diese Szenen überaus modular und können sehr unterschiedliche Abenteuerverläufe ergeben. So gibt es mit einer geheimen Liebschaft, der Drogensucht des Oberst Poneisis und einem Geheimgang gleich mehrere Optionen, um mehr oder minder unerkannt in die Burg zu kommen. Auch die weitere Vorgehensweise der Charaktere kann sich sehr unterscheiden. Während diese Ergebnisoffenheit prinzipiell natürlich wünschenswert ist, so hat das bei der Kürze der „Mondsplitter“ hier zur Folge, dass kaum eine Option ausreichend besprochen werden kann. Stattdessen wird der geneigte Spielleiter viel Improvisationsfreude mitbringen müssen, um die Handlungen der Helden mit den Vorgaben für die NSC aus dem Abenteuer überein zu bringen. Gerade für Einsteiger ist diese Aufgabe sicher nicht ohne.
Dass auch dieses Abenteuer mit einem großen Finalkampf endet, macht die Sache nicht unbedingt einfacher. Schließlich gilt es hier nicht nur, die Handlungen der Helden im Überblick zu behalten, sondern auch mit der um sie herum tobenden Schlacht um das Kastell zumindest eine spannende, lebendige und glaubhaft bedrohliche Kulisse zu erschaffen. Auch hier kommt der „Mondsplitter“ nicht über ein paar Allgemeinplätze hinaus, die erfahrenen Spielleitern wahrscheinlich ohnehin klar sind, während sie für Einsteiger zu wenig Unterstützung bieten. Das heißt jetzt aber nicht, dass „Im Rücken des Feindes“ ein schlechtes Abenteuer wäre, ganz und gar nicht. Ich würde es nur nicht als besonders geeignet für Einsteiger-Spielleiter beschreiben.
Wie auch die anderen „Mondsplitter“ erscheint „Im Rücken des Feindes“ im A5-Format mit Klammerbindung und stabilem Einband aus kräftigem Papier. Innenseitig ist auch dieser Band komplett schwarz-weiß gehalten. Der Band ist im typischen „Splittermond“-Stil bebildert und abermals wissen die meisten Porträts wichtiger NSC voll zu überzeugen. Für die mitgelieferte Karte des Kastells wurde wieder eine isometrische Außenansicht gewählt, was ich als eher suboptimal empfinde. Aber besser eine schlechte Karte als keine Karte. Lektorat und Korrektorat haben gute Arbeit geleistet. Technisch bin ich damit zufrieden, aber es gab bereits „Mondsplitter“ mit einer besseren Ausstattung.
Fazit: Ein heldenhafter Auftrag mit viel Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit für die Spieler. Für Einsteiger eher bedingt empfehlenswert, aber ein starkes Abenteuer.
Mondsplitter 5 – Im Rücken des Feindes
Abenteuerband
Mike Krzywik-Groß
Uhrwerk Verlag 2018
ISBN: 978-3958671430
36 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 3,95
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