Living Forest

„Living Forest“ wurde 2022 mit „initié“ des französischen As d´Or (analog zum Kennerspiel des Jahres) ausgezeichnet. Dies scheint ein Indiz dafür zu sein, dass das Spiel einiges richtig macht. Wir haben es in unterschiedlichen Konstellationen gespielt. Was dabei herausgekommen ist, erfahrt ihr nach einer kurzen Spieleinführung.

von Sabrina

Inhalt


4 Wald-Spielpläne
3 weitere Spielpläne
107 Tier-Karten
23 Feuer-Waran-Karten
58 Flammen-Plättchen
20 Magie-Fragmente
43 Baum-Plättchen
12 Bonus-Plättchen
4 Naturgeist-Figuren
1 Baum-Figur
2 Baum-Halter
1 Anleitung (DE)

Zum Spiel

Die Anleitung zu „Living Forest“ ist aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten recht umfangreich. Ich werde daher nicht auf jede Einzelheit eingehen, sondern es bei einem Überblick des Spielablaufes belassen. Eine ausführliche Anleitung mit Symbolen und Bildern gibt es hier. Dafür gibt es im Nachgang einiges zu reflektieren. Dazu später. Verschaffen wir uns erst einmal einen Überblick.

Die Hauptspielelemente bei „Living Forest“ sind: Deckbuilding, Push-your-luck und Wettrennen. Du spielst einen Naturgeist und versuchst den Wald und seinen geweihten Baum vor den unerbittlichen Feuerattacken des Onibi zu beschützen. Das Spiel endet, sobald eine Person eines der folgenden drei Ziele erreicht hat:
•    Pflanze 12 unterschiedliche Bäume!
•    Lösche 12 Brände, um Onibi dauerhaft zu vertreiben!
•    Sammle 12 heilige Blumen, um Sanki zu erwecken, den altehrwürdigen Wächter des Waldes!


    Das Spielmaterial ist bunt und sieht freundlich auf dem Tisch aus.

Das Spiel läuft in drei Phasen ab. A: Tierphase, B: Aktionsphase, C: Rundenende

A: Tierphase
Zu Spielbeginn hast du 14 Tiere in deinem persönlichen Deck. Die Phase A führen alle gleichzeitig aus. Nacheinander und einzeln legt ihr ein Tier nach dem anderen in einer Reihe aus, bis ihr entweder freiwillig entscheidet, das Aufdecken zu beenden, oder dazu gezwungen werdet (drei Einzelgänger-Symbole liegen, ohne neutralisiert worden zu sein, in deiner Reihe). Legt dabei alle aufgedeckten Tiere versetzt nebeneinander, sodass alle Symbole links sichtbar bleiben. Prüfe zunächst, wie viele Einzelgänger-Symbole in deiner persönlichen Tier-Reihe insgesamt verbleiben, nachdem du die durch Geselligkeitssymbole neutralisierte Anzahl abgezogen hast. Bei weniger als 3 Einzelgänger-Symbolen, darfst du in dieser Phase 2 unterschiedliche reguläre Aktionen ausführen. Bei 3 nur eine Aktion.

B: Aktionsphase
Nach dem Auslegen der Tierreihe geht es im Uhrzeigersinn weiter. Es gibt 5 Aktionsmöglichkeiten, die ihr nun ausführen könnt
•    Magie-Fragment nehmen (um später nicht gewollte Karten beim Aufdecken abwerfen zu können)
•    Neue Tiere anlocken (Karten ins eigene Deck aufnehmen)
•    Brände löschen (durch Feuersymbole auf den Karten)
•    Auf dem Steinkreis bewegen (um eine Sonderaktion durchzuführen bzw. Bonus-Plättchen der Gegner*innen zu stibitzen)
•    Einen Baum pflanzen (Baum in die eigene Auslage legen)

C: Rundenende
Diese Phase besteht aus 5 Schritten, die ihr in genau dieser Reihenfolge gemeinsam ausführt:
1. Flammen abwehren
2. Neue Flammen nachlegen
3. Tier-Vorrat auffüllen
4. Tier-Reihe ablegen
5. Geweihten Baum weitergeben


    Man beachte die Symbole oben in der Ecke: Einzelgänger, Gesellig, Neutral, Einzelgänger

Hier ein kurzer Teaser zu „Living Forest“: TEASER

Wie bereits in der Einführung erwähnt, haben wir „Living Forest“ in unterschiedlichen Konstellationen mehrmals gespielt. In der ersten Runde, mit vier Personen, wurde der Steinkreis sehr ausgiebig genutzt, um die wertvollen Bonusplättchen der Mitspielenden zu ergattern und Bonusaktionen durchzuführen. In der nächsten Spielerunde zu zweit sind wir keinen einzigen Schritt auf dem Steinkreis gegangen. Zu dritt und schließlich nochmal zu viert, verliefen die Runden wieder sehr unterschiedlich.

Sehr positiv bei „Living Forest“ ist uns Folgendes aufgefallen:

Das Spielmaterial ist ausgesprochen schön illustriert und hochwertig. Die praktischen Aufsteller lassen sich ohne abzubauen wieder in die Schachtel verstauen. Es kommt alles gut unter und bleibt an seinem Platz. Das ist ja leider keine Selbstverständlichkeit. Auch die Anleitung ist schön gestaltet und liest sich flüssig. Durch viele Bilder ergänzt, lässt sie keine Fragen offen. Die Kombination der unterschiedlichen Spielmechaniken ist sehr gut gelungen. Positiv empfanden wir den Aspekt, dass auch bei einer „missglückten“ Aufdeckung (durch zu viele Einzelgängersymbole) trotzdem eine Aktion möglich ist und der Zug nicht komplett verfällt. Mehrere Möglichkeiten und Strategien, um zum Sieg zu gelangen, machen das Spiel abwechslungsreich und erhöhen den Wiederspielwert.


    Auf dem Steinkreis ist mal mehr, mal weniger Bewegung.

Nun zu den Schwächen des Spiels, die zum Teil von den Mitspielenden bestätigt wurden:

Die Ablagen für die Karten, sind (leider wie so oft) sehr knapp bemessen. Das macht das Nachlegen der Karten etwas frickelig. Das Preis-Leistung-Verhältnis der Tierkarten scheint uns doch recht unausgewogen. Das „Kaufen“ hoher Karten wird nicht genug belohnt. Oft befinden sich auch auf diesen Karten Einzelgängersymbole. Wie bei „Mystic Vale“ wäre es schön, wenn zum Spielende alle anderen noch einen Zug durchführen dürften. Die größte Schwäche sehe ich persönlich darin, dass der Gewinn über die Bäume ganz klar am einfachsten zu bewerkstelligen ist. Denn die Bäume bringen alle einen Bonus, sobald du sie in deine Auslage gepflanzt hast. Außerdem können einem die Gegner*innen kaum in die Quere kommen, da einem nichts geklaut oder blockiert werden kann.

Ganz anders, wenn ich über das Löschen der Brände zum Sieg kommen möchte. Denn wenn keine Feuer in die Mitte gelegt werden oder vor mir bereits alle Feuer löschen, habe ich keine Chance, an Flammenplättchen zu kommen. Vor allem, wenn ersichtlich ist, dass ich dem Sieg nahe bin, werden alle sehr darauf achten, mir keine Plättchen übrig zu lassen. So kann kurz vor Schluss die ganze Taktik zunichte gemacht werden. Und da ich dann in den anderen Bereichen natürlich hinterher hänge, ist ein Aufholen nicht mehr möglich. Durch die Blumen zu gewinnen, hat bei uns in der Runde noch niemand geschafft, obwohl wir zum Testen ganz bewusst darauf gespielt haben.

Falls ich auf Bäume spiele, habe ich noch den Vorteil, dass der 11er Baum unheimlich stark ist. Man darf nämlich nach dem Pflanzen des Baumes in einer Runde gleich zwei reguläre Aktionen ausführen. Der Sieg ist einem in dieser Situation eigentlich kaum noch zu nehmen. Außer die Gegner spielen ebenfalls auf den Baumsieg und es kommt zu einem Kopf an Kopf Rennen. Vielleicht wäre hier die Regel sinnvoll, dass keine doppelte Pflanzaktion möglich ist oder man lässt diesen Vorteil gleich ganz außen vor und darf nur beim „Kauf“ einmalig eine doppelte Aktion durchführen.


    Schaffe, schaffe, Bäumle pflanze!

Fazit: „Living Forest“ hat eine ausgesprochen schöne Tischpräsenz, spielt sich flott (binnen 30 bis 60 Minuten) und macht Spaß. Es gibt eine Reihe von Entscheidungen zu treffen, es gibt immer etwas zu tun und man hat (theoretisch) unterschiedliche Möglichkeiten, um zu gewinnen. Trotzdem konnte „Living Forest“ bei mir nicht den Funken zünden, den es gebraucht hätte, um bei mir regelmäßig auf den Tisch zu kommen. Insbesondere wegen der oben genannten Schwächen. Die Auszeichnung und guten Bewertungen anderer zeigen aber auch, dass „Living Forest“ seine Stärken und viele Freunde gefunden hat. Ich wünsche daher viel Spaß beim Ausprobieren. Übrigens sollte die Einordnung als Familienspiel nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ein komplexeres Spiel ist. Es tendiert deutlich zum Kennerspiel, so wie es in Frankreich auch bewertet wurde.

Living Forest
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler*innen ab 10 Jahren
Aske Christiansen
Pegasus Spiele 2022
EAN: 4250231731631
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 39,99

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