Kibrakadabra (Heldenwerk)

Die dem „Aventurischen Boten“ als Beilage zugefügten „Heldenwerk“-Abenteuer haben es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur verschiedene Genres anzubieten, sondern auch unterschiedliche, aventurische Settings mit Material zu versorgen. „Kibrakadabra“, das vierte Abenteuer der Reihe, führt die Helden erstmals auf den sagenumwobenen Südkontinent Uthuria.

von André Frenzer

Wiederum bietet die Aufmachung des vierten „Heldenwerk“-Abenteuers bietet keine großen Überraschungen. Einzig dass die Seitenzahl dezent auf zwanzig erhöht wurde, mag dem einen oder anderen Leser auffallen. Da sich jedoch die letzten Seiten einem sehr kurzen Überblick des uthurischen Settings widmen, bleibt dem eigentlichen Abenteuer der gewohnte, knappe Platz. Bevor wir uns nun der Handlung zuwenden, erst mal eine Warnung an den Leser: Der folgende Text wird viele Spoiler enthalten. Rezensionen von Abenteuerszenarien vermögen wohl kaum komplett ohne Hinweise auf die Handlung auszukommen. Wer das Abenteuer noch als Spieler erleben möchte, dem sei dazu geraten, an dieser Stelle die Lektüre abzubrechen.

Neben dem ungewöhnlichen Setting Uthuria bietet „Kibrakadabra“ noch eine weitere Überraschung: Das Abenteuer ist ein waschechter Dungeoncrawl, ein Abenteuertyp, der sich bei „Das Schwarze Auge“ bislang eher rar gemacht hat und höchstens einmal als Zwischenspiel in einem längeren Abenteuer Einzug fand. Die Helden werden von einem Stamm Ureinwohner – den Powhiri – gefangen genommen. Um eine finstere Gottheit, die am Boden einer Höhle lauern soll, zu besänftigen, werfen die Wilden die Gruppe in eben jene Höhle. Die erste Überraschung: Die finsteren Stollen und Gänge sind keinesfalls unbewohnt. Und zweitens – was die Gruppe erst später herausfinden wird – sie befinden sich im Inneren einer versteinerten Schlange …

Ich muss zugeben, dass ich sicherlich nicht als Experte für Dungeons durchgehe. Zu eintönig erscheint mir oftmals das Design der vielgeliebten Kellergewölbe, um mich bislang näher diesem Abenteuergenre angenährt zu haben. Ich mag daher vielleicht etwas Vorkenntnis vermissen lasse, wenn ich sage, dass „Kibrakadabra“ einen ganz hervorragenden Dungeon aufbietet! Dabei möchte ich insbesondere die spannenden Ideen des Autoren Dominic Hladek hervorheben: So finden sich nicht nur die klassischen Versatzstücke eines Dungeoncrawls wieder – Monster und Rätsel – sondern eben auch ein paar Besonderheiten, wie steigendes Wasser, das den Abstieg in die Niederungen des toten Schlangenwesens mehr und mehr behindert. Auch ist die Konstellation der Bewohner glaubwürdig und nachvollziehbar, viele Konflikte lassen sich ohne direkte Gewalt lösen, man kann Verbündete finden und Nebenaufgaben erledigen und tatsächlich auch den einen oder anderen Schatz bergen.

Dabei finde ich es wiederum spannend, wie viele interessante Ideen trotz des knapp bemessenen Platzes in die „Heldenwerk“-Abenteuer integriert werden – hier ist es die würfelbasierte Wasserstands-Tabelle, die als zusätzlich implementiertes Regelelement den Druck auf die Helden mächtig erhöhen kann. Aber auch an zwei Karten und alle Gegnerwerte wurde gedacht. Optisch orientiert sich „Kibrakadabra“ wiederum an den Vorgängerbänden. Der Band wartet mit einem schlichten, aber elegant designten Cover auf, ist komplett in gediegenen Brauntönen gehalten und weist – wie alle Publikationen für „DSA 5“ vollfarbige Illustrationen auf.

Fazit: „Kibrakadabra“ ist ein gelungener Dungeoncrawler, dem ich jedem an diesem Genre Interessierten herzlich ans Herz legen möchte. Kein Gegner ist so ungewöhnlich, dass er nicht auch mit einem anderen Regelsystem abgebildet werden könnte, sodass auch Spieler anderer Systeme einen Blick auf diesen interessanten Dungeon riskieren dürfen.


Kibrakadabra
Abenteuer
Dominic Hladek
Ulisses Spiele 2016
ISBN: n.a.
20 S., PDF, deutsch
Preis: EUR 2,99

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