Kaiser der Diebe (Heldenwerk)

Die mittlerweile sechste Ausgabe der neuen, dem „Aventurischen Boten“ beiliegenden Abenteuerreihe „Heldenwerk“ führt die Helden erstmals nach Phexcaer. „Kaiser der Diebe“ will auf sechzehn Seiten ein intrigenreiches Detektivabenteuer präsentieren. Wie gelungen ist der Ausflug ins Orkland?

von André Frenzer

War der fünfte Band der Reihe, „Die Thorwalertrommel“, noch als Ergänzung zur gerade aktuellen „Theaterritter“-Kampagne gedacht, so funktioniert „Kaiser der Diebe“ wieder losgelöst von allen großen Umwälzungen in Aventurien. Nichtsdestotrotz werden die hier stattfindenden Ereignisse sicher ihren Platz im „lebendigen Aventurien“ finden. Doch worum geht es eigentlich?

Die Helden verschlägt es – aus welchem Grund auch immer – in die phexische Metropole am Bodir. Hier werden sie durch Zufall in eine finstere Intrige verstrickt. Was als harmloser Auftrag beginnt – die Helden werden von einer jungen Frau beauftragt, ein Mitglied ihrer Bande, das gestern Nacht verschwunden ist zu finden –, führt die Gruppe schon bald in ein finsteres Spiel um Macht. Denn der junge Phexjünger den sie suchen war durchaus umwälzenden Machenschaften auf der Spur.

„Kaiser der Diebe“ bietet vor allem eine Menge Abwechslung. Gestaltet sich der erste Auftrag noch recht simpel und dürfte mit einer zünftigen Prügelei zu beenden sein, so müssen die Helden alsbald noch einige weitere Aufgaben lösen: Sie müssen mit anderen Phexanhängern einen traditionellen „Diebeslauf“ bestehen, werden die höchste Vorsteherin des Phextempels kennen lernen, treten gegen finstere Paktierer und sogar niedere Dämonen an und müssen ganz am Ende noch hervorragende Menschenkenntnis beweisen, um nicht vielleicht einem größeren Übel als dem eben beseitigten eine Bühne bereitet zu haben. Damit bietet „Kaiser der Diebe“ mehr Stoff, als die meisten vorhergehenden „Heldenwerke“ und kann fast für eine kurze Kampagne in Phexcaer reichen.

Der Plotumfang ist aber zugleich die größte Schwäche des Abenteuers. Denn auf gerade einmal sechzehn Seiten lassen sich die meisten Stationen und Etappen nur kurz umreißen. Erstmals habe ich bei einem „Heldenwerk“-Abenteuer das Gefühl, dass ein paar Seiten mehr dem Abenteuer gut getan hätten. Dabei gibt sich die Autorin redlich Mühe, ihre Ideen auf wenigen Seiten kompakt und informativ vorzustellen – doch letztendlich bleibt für den geneigten Spielleiter noch einige Arbeit übrig, um gerade den Schlüsselszenen noch etwas mehr Farbe zu verleihen.

Wer die „Heldenwerk“-Reihe bereits kennt, wird auch bei „Kaiser der Diebe“ keine optischen Überraschungen finden. Einem schlichten, hübsch designten Cover folgen sechzehn, in sanften Brauntönen gehaltene, vollfarbige Seiten mit (leider wenigen) Illustrationen auf hohem Niveau, allen wichtigen Wertekästen und sogar einigen Karten. Auch das Lektorat hat hervorragende Arbeit geleistet.

Fazit: „Kaiser der Diebe“ bietet ein abwechslungsreiches und umfangreiches Abenteuer in einer ungewöhnlichen Kulisse. Dabei werden verschiedenste Aufgaben an die Helden gestellt, die es zu meistern gilt. Alles in allem ein gutes Abenteuer, dem aber einige Seiten mehr gut zu Gesicht gestanden hätten.


Die Thorwalertrommel
Abenteuerband
Annette Juretzki
Ulisses Spiele 2016
16 S., PDF, deutsch
Preis: EUR 2,99

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