Iron Kingdoms – Die Unterstadt

Stinkende Kanalisationen, schmutzige, in Dampf gehüllte Schatten, klaustrophobische Enge und bösartige Gegner. Das alles und noch viel mehr erwartet euch unter Corvis, einer cygnarischen Stadt. Betretet die Stadt unter der Stadt, stellt euch den Gefahren und folgt den Spuren der bösen Mächte. Auf dass ihr deren Ziele vereitelt, bevor es zu spät ist.

von Dennis Bisenius

„Die Unterstadt“ ist ein Dungeon Crawler in der „Iron Kingdoms“-Welt. Zwei bis vier Spieler schlüpfen jeweils in die Rolle eines Helden. Dem Spiel liegt eine kleine Kampagne bei, auf die das Spiel auch ausgelegt ist. Die Kampagne besteht aus sieben Kapitel, die je einen Abschnitt
des Abenteuers darstellen. Sollte man einmal ein Kapitel verlieren, muss man das Kapitel noch einmal spielen, bevor man sich dem nächsten Kapitel widmen darf.

Die Spielmaterialien sind von gemischter Qualität. Die Spielkarten fühlen sich etwas dünn an, sodass man vorsichtig beim Mischen sein muss. Auch die Geländeteile wirken nicht sehr stabil und machten schon nach der ersten Partie einen leicht mitgenommenen Eindruck. Die Figuren sehen dafür ganz gut aus, auch wenn das Material etwas weich ist und die Figuren mitunter sehr schief auf ihren Basen stehen.

Der Aufbau des Spiels ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Man hat keine Kartenteile, aus denen das Spielfeld zusammen gebaut wird. Es wird stattdessen immer auf einem Rechteck von 9 mal 6 Feldern gespielt. Die Felder auf dem Spielbrett sind immer ganz normales Gelände. Für Abwechslung sorgen die Geländeplatten, die ein bis vier Felder abdecken und unter anderem Wände, unwegsames Gelände oder Fallgruben darstellen. Dadurch spielt man auch meist nur auf einem Teil des Spielbretts. Zum Aufbau des Spiels gehört es zudem, einen Pool aus Gegnern zu erstellen. Ein Teil dieses Pools befindet sich am Anfang auch schon auf dem Spielfeld und der Rest stellt die Reserve dar. So kann man schon ganz gut einschätzen, was während des Abenteuers auf die Gruppe zukommt. Neben den Figuren gibt es noch einen Ereignisstapel und einen Stapel, der die Schurken aktiviert.

Zu Beginn einer Runde wird eine Ereigniskarte vom Ereignisstapel gezogen und diese wird abgehandelt. Sollte dieser Stapel leer sein, ist die Zeit, die den Helden für das Abenteuer bleibt, abgelaufen und man hat dieses Kapitel verloren. Die einzelnen Helden sind ihrer Initiative nach an der Reihe. Nachdem allerdings ein Held aktiviert wurde, muss der Spieler eine Schurkenkarte ziehen und auf deren Anweisung hin Schurken aktivieren. Die Schurken haben einen KI-Pfad, der angibt, wie die einzelnen Schurken je nach Situation handeln. Dabei geht man den Pfad immer von links nach rechts durch und sobald die Voraussetzungen für einen Punkt in diesem Pfad erfüllt sind, führt man diese Aktion aus. Die Aktivierung des Schurken endet direkt nach dieser Aktion.

Es gibt vier verschiedene Helden. Jeder Held hat zwei eigene Kartendecks, die er im Laufe der Abenteuer und Kampagne verwenden kann. Das Talentdeck hat der Held von Beginn der Kampagne an. Es wird nicht verändert. Zu Beginn eines Abenteuers mischt jeder Spieler sein Talentdeck und legt die obersten drei Karten offen vor sich aus. Jede Talentkarte hat zwei Optionen.  Sobald ein Held eine der Optionen einsetzt, wirft der Spieler diese Karte ab. Pro Runde bekommt jeder Spieler eine neue Karte, wobei man nie mehr als drei Talentkarten vor sich liegen haben darf. Jeder Held verfügt zusätzlich über ein Sonderereignis, bei dem er seine Auslage wieder auf drei Talentkarten auffischen darf.

Als zweites Deck gibt es das Fähigkeitendeck. Zwischen zwei Kapiteln können die Helden Erfahrungspunkte, die sie in vergangenen Abenteuern gesammelt haben, ausgeben, um neue
Fähigkeiten zu kaufen. Diese Fähigkeiten besitzen die Helden dann für den Rest der Kampagne. Die Helden sammeln diese Erfahrungspunkte als Gruppe und müssen diese auch zusammen als Gruppe ausgeben.

Als Helden stehen den Spielern die vier folgenden Charaktere zur Verfügung:

Pog und Türstopper:
Pog ist der eigentliche Held von beiden. Er ist ein Gobber und eher klein und schmächtig, aber dafür hat er einen sogenannten Steamjack (Türstopper) dabei. Steamjacks sind im Grunde Roboter, die von einem Helden befehligt werden. Türstopper kann zum Beispiel von sich aus keinen Angriff durchführen, dafür muss Pog in seiner Nähe sein und ihm den Befehl geben. Zum Ausgleich kann Pog nicht angegriffen werden, wenn Trüstopper in seiner Nähe ist. Beide arbeiten sehr gut zusammen, solange sie auf demselben Feld oder benachbarten Feldern stehen.

Gardek Stonebrow:
Der Nahkämpfer in der Runde. Durch seine geringe Initiative aktiviert er immer als letztes, was für den Spieler etwas frustrierend sein kann. Er bildet immer die Nachhut, aber wenn er dann mal endlich im Zentrum des Geschehens ist, kann er ganz gut austeilen.

Canice Gormleigh:
Eine Pistolenmagierin. Sie hat verschiedene Munitionsarten, die sie einsetzen kann. Je nach Situation kann sie auf ein Ziel schießen, das auf einem Feld steht, auf dem auch ein befreundetes Figurenmodell steht (was normalerweise nicht erlaubt ist), oder sie kann stärkere Munition nehmen, um besser zu schießen.

Milo Boggs:
Der Alchemist rennt mit einer Gasmaske durch die Gegend, was seiner Figur einen endzeitlichen Charme verleiht. Er kann unterschiedliche Granaten werfen, die genau wie bei Canice Gormleight je nach Situation sehr hilfreich sein können. Vor allem die Sprenggranaten sind sehr nützlich, wenn viele Gegner auf einem Feld stehen. Zudem kann er sich und andere Spieler heilen.

Fazit: Da man sich in einer Runde nur bewegen und eine Aktion ausführen darf, sind die Spielrunden relativ schnell und es kommen keine unschönen Pausen auf. Dadurch, dass nicht nur der aktive Spieler betroffen ist, wenn sich die Schurken aktivieren, entsteht auch hier keine Langeweile. Das Spiel weist durchaus ein paar Schwächen auf (vor allem beim Material). Dennoch ist es ein sehr zu empfehlender Dungeon Crawler, der ein paar erfrischende Neuerungen in diese Art von Brettspielen bringt. Und auch wenn „Die Unterstadt“ in den Eisernen Königreichen spielt, muss man weder das dazugehörige Rollenspiel noch das Tabletop-Spiel „Hordes/Warmachine“ kennen, um seinen Spaß daran zu haben. Für den ein oder anderen mag das Brettspiel sogar als guter Einstieg in eins der beiden oder gar beide Systeme dienen.


Die Unterstadt
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler
William Shick, William Schoonover, David Carl
Privateer Press / Ulisses Spiele 2015
EAN: 4260091156369
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 79,95

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