von Simon Ofenloch

London, 1785: Johanna Oakley ist verzweifelt auf der Suche nach ihrem vermissten Verlobten. Auch Colonel Jeffery von der königlichen Marine stellt Nachforschungen an, um seinen Freund Thornhill wiederzufinden. Die Spuren führen die beiden zum Laden von Barbier Sweeney Todd in der Fleet Street. Dieser ist seinem Lehrjungen Tobias Ragg ein brutaler Dienstherr und gilt auch ansonsten als nicht besonders umgänglicher Zeitgenosse. Doch sein Laden birgt zudem ein Geheimnis, das grauenvoller ist als alles, was Johanna Oakley und Colonel Jeffery sich hätten vorstellen können. Und auch Mrs. Lovett, die Nachbarin von Sweeny Todd, scheint ihre Hände mit im Spiel zu haben.

Die Geschichte um den fiktiven Serienmörder Sweeney Todd zählt zu den urbanen Schauerlegenden von London. Sie erschien erstmals im viktorianischen Zeitalter, als Groschenroman in Fortsetzungen mit dem Originaltitel „The String of Pearls“. Von der Vorlage gibt es einige Bearbeitungen, als Theaterstück, Musical und Ballett, als Hörspiel fürs Radio und als Film. Die bekannteste Adaption mag die Verfilmung unter der Regie von Tim Burton sein. In dem Horror-Musical, das 2007 in die Kinos kam, spielt Schauspieler Johnny Depp den teuflischen Barbier, Helena Bonham Carter seine zwielichtige Nachbarin, die Pasteten-Bäckerin Mrs. Lovett.
 
Mit den bekannten Stimmen von Jacques Breuer, Thomas Balou Martin, Tom Raczko, Matthias Lühn, Bodo Primus, Janina Sachau, Horst Naumann, Peter Weis, Sascha von Zambelly, Louis Friedemann Thiele, Daniela Bette, Michael Che Koch, Dagmar von Kurmin, Kathryn McMenemy, Rolf Berg, Bruno Winzen, Marc Gruppe und Stephan Bosenius haben die Macher von Titania Medien nun ihre ganz eigene Hörspielumsetzung der ausgefallenen Schauermär realisiert. In umfangreicher Größenordnung, über die Länge von 2 CDs hinweg. Das wirkt reichlich gedehnt, immerhin ist die unappetitliche Auflösung der ganzen Sache dann doch eigentlich schnell erkannt. Rätselspannung kommt da eher wenig auf. In der Darstellung der Hauptfigur verfolgt das Hörspiel eine gänzlich andere Herangehensweise als Burtons Film mit Johnny Depp. Nachweislich ist man damit näher an der ursprünglichen literarischen Vorlage. Tragikomik oder schwarzen Humor vermisst man eher. Dafür gibt es reichlich unangenehme Meuchelmomente und eine eher drückende Grundstimmung. Dabei sind der Einsatz von Musik und Effekten auf einem gewohnt hohen Qualitätsniveau.

Die Covermotive der zwei einzelnen CD-Hüllen wurden von Ertugrul Edirne gefertigt. Sie sind toll gezeichnet, offensichtlich inspiriert vom Kinospielfilm mit Johnny Depp. Und sie geben unverhohlen das Geheimnis um den teuflischen Barbiersalon und die nicht minder diabolische Pasteten-Bäckerei preis.

Fazit: Da bleibt einem beinahe die Blutwurst im Halse stecken. Die eigentliche Geschichte ist ja schon ziemlich unappetitlich. Während Tim Burton 2007 eine formidable Verfilmung in optimaler Besetzung glückte, ist die  Hörspielbearbeitung in zwei Teilen durch Titania Medien schwieriger zu goutieren. Doch mit einer Vielzahl an professionellen „Hollywood-Stimmen“, einem passenden Sounddesign und filmreifer Musik ist die Adaption für die zu Ehren gekommene Hörspielreihe „Gruselkabinett“ trotzdem eine ordentliche schaurige Sache.  

Gruselkabinett 132/133: Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street
Hörspiel nach dem Penny Dreadful „Sweeney Todd – A String of Pearls“
Marc Gruppe
Titania Medien 2018
ISBN: 978-3-7857-5624-9
2 CDs, ca. 127 min., deutsch
Preis: EUR 14,99

bei amazon.de bestellen