Gruselkabinett 175: Der Student von Prag

Die 175. Folge der erfolgreichen „Gruselkabinett“-Reihe bedient sich ausnahmsweise nicht der klassischen Schauerliteratur. Stattdessen dient der Gruselfilmklassiker „Der Student von Prag“ aus dem Jahr 1913 als Vorlage. Lohnt sich der Ausflug in ungewohnte Gefilde?

von André Frenzer

„Der Student von Prag“ ist ein deutscher Gruselfilm von Hanns Heinz Ewers, Stellan Rye und Paul Wegener aus dem Jahr 1913. Er gilt als der weltweit erste Autorenfilm und Kunstfilm. Paul Wegener selbst schlüpfte in die Rolle des Studenten Balduin, Hanns Heinz Ewers zeichnete für Regie und Drehbuch verantwortlich. Bereits 1913 erschien auch eine auf dem Film basierende Erzählung des deutschen Journalisten und Schriftstellers Leonard Langheinrich-Anthos, welche ebenso Grundlage für diese Hörspieladaption darstellt.

Prag um 1820. Der lebenslustige Student Balduin hat ein Problem, denn er hat seine gesamte Barschaft in den Gaststätten und Kneipen Prags verprasst. Als ihm der ominöse Scapinelli das Angebot unterbreitet, „einen Gegenstand“ aus seiner Wohnung für 100.000 Gulden abzukaufen, geht Balduin mit Freuden darauf ein. Doch das Scapinelli tatsächlich das Spiegelbild des jungen Mannes mit sich nimmt, welches daraufhin ein mörderisches Eigenleben entwickelt, damit war nicht zu rechnen ...

Der Gruselfilm darf auch heute noch als Klassiker gelten– wohlgemerkt weniger der Handlung wegen, als aufgrund der bildkräftigen Umsetzung und innovativen Gestaltung. In der Reihe des „Gruselkabinetts“ geht „Der Student von Prag“ allerdings eher etwas unter. Zu oft hat man in den vergangenen 174 Episoden bereits ähnliche Versatzstücke gehört und zu vorgezeichnet erscheint dem versierten „Gruselkabinett“-Hörer der Weg Balduins in den Untergang. Das kann man nun freilich nicht dem Hörspiel selbst anlasten – Ersthörer mögen hier sogar sehr glücklich werden. Dennoch gibt es einige Episoden, die mit mehr Überraschungen und innovativen Motiven aufwarten können.

Vollends zufrieden bin ich allerdings – wie so oft – mit der technischen Umsetzung des Ganzen. Mit Peter Weis wurde ein versierter Sprecher als Erzähler gefunden, Tim Schwarzmagier gibt einen eloquenten und glaubwürdigen Balduin. Ein Sonderlob erhalten darüber hinaus Janina Sachau (in der Rolle der in Balduin verliebten Lyduschka) sowie Willi Röbke, der mit seiner markanten Stimme dem Zauberer Scapinelli ein unheimliches Leben einhaucht. Die Drehbuchumsetzung ist abermals tadellos, die eingesetzten Sound- und Musikeffekte wissen zu überzeugen.

Fazit: „Der Student von Prag“ ist eine gute Hörspieladaption des gleichnamigen Gruselfilms aus dem Jahre 1913. Kenner und Liebhaber der Reihe „Gruselkabinett“ werden hier allerdings wenig Innovatives entdecken.

Gruselkabinett 175: Der Student von Prag
Hörspiel nach H. H. Ewers und L. Langheinrich-Anthos
Marc Gruppe
Titania Medien 2021
ISBN: 978-3785783856
1 CD, ca. 89 min., deutsch
Preis: EUR 7,99

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