von André Frenzer
Über Howard Phillips Lovecraft ist bereits viel geschrieben worden. Der 1937 verstorbene Schriftsteller gilt als einer der einflussreichsten Autoren im Bereich der Horrorliteratur. Neben seinen Geschichten hinterließ er unzählige Briefe – sowie zahllose Ideen in den Köpfen befreundeter und bekannter Autoren, die bis heute seinen von unaussprechlichen Schrecken bewohnten Kosmos weiter ausschmücken. Dass Lovecraft neben seinem unbestritten wertvollen literarischen Können auch einige schwierige, kontroverse Charakterzüge besaß – sein Rassismus und sein Antisemitismus sind hier nur die bekanntesten –, verschweigt auch keiner seiner Biographen. Umso schwerer wiegt sein literarisches Erbe, hat es sich doch abseits all dieser menschenfeindlichen Ansichten einen hohen Stellenwert in der Literatur erarbeiten können.
In „Der Bluthund“ – zugegeben, der Titel ist ein wenig reißerischer übersetzt als das übliche „Der Hund“ – folgen wir zwei verdorbenen Seelen auf ihrem Weg in den Untergang. Durch die Geschichte trägt uns die Erzählung von einem jungen Mann namens Robert. Gelangweilt von allen möglichen „normalen“ Beschäftigungen, schließt sich Robert mit seinem Freund St. John zusammen, um etwas mehr Nervenkitzel und Abwechslung in ihr eintöniges Leben zu bringen. Die beiden wenden sich der Grabschänderei zu und richten sich in ihrem einsam gelegenen Herrenhaus ein Privatmuseum, angefüllt mit den gestohlenen Obszönitäten, ein.
Als St. John eines Tages auf das Grab eines Grabplünderers stößt, der angeblich die letzte Ruhestätte des verrückten Arabers Abdul Al-Hazred geplündert haben soll, kennen die beiden kein Halten mehr. Sie reisen nach Holland und stehlen aus dem Grab des Namenlosen ein seltsames Amulett. Doch fortan werden sie von einem unheimlichen Heulen verfolgt, das des Nachts über das Moor hallt. Hat das neueste Prunkstück ihrer Sammlung etwas damit zu tun?
Lovecrafts Geschichte trieft nur so von niederen, widerwärtigen Motiven. Da wären einerseits die beiden Protagonisten, die sich auf die schändlichste aller Tätigkeiten verlegt haben, nur, um ihren persönlichen Hang zum Nervenkitzel zu befriedigen. Dann wäre da der titelgebende Bluthund, der verstörend und unheilvoll über weiten Teilen der Geschichte thront. Und dann natürlich der holländische Grabräuber, dessen schändliche Taten überhaupt erst zu dem Grauen führen, welches über die beiden Protagonisten hereinzubrechen droht. Darüber hinaus spielt Lovecraft mit den klassischen Gruselmotiven – Friedhöfen, Mooren, einsamen Herrenhäusern –, ohne ihnen allzu viel Beachtung zu schenken, und webt so eine dichte Atmosphäre. Die Geschichte ist – auch, wenn ihr Ende vorhersehbar scheint – wirklich gelungen.
Die technische Umsetzung lässt mich dieses Mal ein wenig zwiegespalten zurück. Einerseits wäre da die Sprechleistung von Jonas Minthe und Patrick Bach, welche den beiden Protagonisten ihre Stimmen verleihen. Sie alleine müssen die Handlung tragen und tun das sehr eindrucksvoll. Auch die verwendeten Toneffekte und Musikstücke wissen zu überzeugen. Einzig der immer gleiche Sample für den Bluthund selbst wirkt irgendwann nervend und hier hätte ich mir ein wenig mehr Abwechslung – auch im Sinne des Grusels – gewünscht. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Das dieses Mal von Johannes Belach gestaltete Cover fasst das zentrale Motiv gelungen zusammen und reiht sich gut in die Reihe des „Gruselkabinett“ ein.
Fazit: Mit „Der Bluthund“ hat Marc Gruppe eine von Lovecrafts motivstärksten Geschichten ausgewählt. Die Umsetzung ist meistenteils sehr gut gelungen. Einer knappen Stunde gruseligem Hörspielvergnügen steht also nichts im Weg!
Gruselkabinett 174: Der Bluthund
Hörspiel nach H.P. Lovecraft
Marc Gruppe
Titania Medien 2021
ISBN: 978-3785783849
1 CD, ca. 57 min., deutsch
Preis: EUR 6,99
bei amazon.de bestellen