Gruselkabinett 169: Ein Heim für Oscar

Das übersinnliche Ermittlerpaar Alwyne und Colin Hargreaves feierten bereits einige Auftritte im Rahmen der „Gruselkabinett“-Reihe. Die 169. Episode beschert uns ein abermaliges Wiedersehen mit den sympathischen Geisterjägern.

von André Frenzer

Basierend auf den Figuren von Allan Upward schuf Per McGraup – den treuen Hörern der „Gruselkabinett“-Reihe sicherlich besser bekannt unter seinem Klarnamen Marc Gruppe – bereits einige Geschichten rund um die selbsterklärten Geisterjäger Alwyne und Colin Hargreaves. So durften die beiden bereits in fünf Episoden („Heimgekehrt“, „Heimgesucht“, „Heimweh“, „Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni“ und „Heimflug“) in Sachen übersinnlicher Phänomene ermitteln. Acht Folgen nach ihrem letzten Auftritt gibt es nun ein Wiedersehen.

Der Klappentext fasst die Handlung trefflich zusammen: London, 1935. In bester Absicht kauft Tante Marilyn ihrer Großnichte Pamela in einem Antiquitätenladen einen Puppenjungen. Wie sich rasch herausstellt ist Oscar, wie ihn seine stolze Besitzerin tauft, jedoch wahrlich keine Puppe wie jede andere …

Im Rahmen des Vorgängers „Heimflug“ konnten sich einige Charaktere im Rahmen der „Hargreaves“-Geschichten merklich weiterentwickeln. Gerade die in den ersten Episoden als nerviger Telefonanruf auftauchende Großtante Marilyn gewann hier deutlich an Profil. Da ist es doppelt schade, dass sie im Rahmen von „Ein Heim für Oscar“ wieder auf ihre ursprüngliche Rolle reduziert wird. Auch der Umgang mit Alwynes medialen Fähigkeiten erfolgt reichlich abrupt und wirkt unnötig auf die Geschichte aufgesetzt. Schwerwiegender aber erscheint mir noch, welche Rolle Colin Hargreaves in diesem Hörspiel einnimmt – er wirkt deutlich schroffer als in den vorhergehenden Episoden.

Neben diesen in meinen Augen unglücklichen Entscheidungen, welche die mittlerweile liebgewonnen Protagonisten der „Hargreaves“-Geschichten betreffen, ist auch die eigentliche Geschichte rund um eine lebendig werdende Puppe recht seicht geraten. Zwar offenbart sie an mancher Stelle geradezu mörderische Absichten – wirklicher Grusel vermag jedoch rund um die tränenrührige Hintergrundgeschichte des Püppchens nicht aufkommen. Das offene Ende der Episode sorgt allerdings dafür, dass es vielleicht ein Wiedersehen mit Oscar in späteren Folgen geben könnte.

Auch technisch kann „Ein Heim für Oscar“ mich nicht vollends überzeugen. Wissen die Toneffekte und Musikstücke abermals zu gefallen, so ist gerade der schroffe Tonfall, den Benedikt Weber in dieser Episode Colin Hargreaves verleiht, in meinen Ohren schon fast zu viel. Während die übrigen Sprecher ihre Rolle souverän spielen, sind die verzerrte Stimmeffekte der Puppe Oscar reichlich nervig.

Fazit: „Ein Heim für Oscar“ ist eine der schwächeren Geschichten der übersinnlichen Ermittler Alwyne und Colin Hargreaves. Weder Handlung noch Charakterzeichnung wissen mich zu überzeugen.

Gruselkabinett 169: Ein Heim für Oscar
Hörspiel nach der gleichnamigen Erzählung von Per McGraup
Marc Gruppe
Titania Medien 2021
ISBN: 978-3-7857-8317-7
1 CD, ca. 69 min., deutsch
Preis: EUR 8,95

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