von André Frenzer
Basierend auf den Figuren von Allan Upward schuf Per McGraup – den treuen Hörern der „Gruselkabinett“-Reihe sicherlich besser bekannt unter seinem Klarnamen Marc Gruppe – bereits einige Geschichten rund um die selbsterklärten Geisterjäger Alwyne und Colin Hargreaves. So durften die beiden bereits in den Episoden „Heimgekehrt“, „Heimgesucht“, „Heimweh“ und „Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni“ übersinnlichen Phänomenen begegnen. Nun kehren die beiden also in der Episode „Heimflug“ zurück.
Der Klappentext fasst die Handlung trefflich zusammen: London, 1934. Seit Wochen wird Alwyne Hargreaves von schrecklichen Visionen heimgesucht, die den Absturz eines Luftschiffes und den schlimmen Feuertod der Besatzung und der Passagiere zum Inhalt haben. Nachdem Hedy Baumholzer, eine Freundin Tante Marilyns, plant, bei der Jungfernfahrt des neuen Zeppelins dabei zu sein, beschließt Colin Hargreaves, den Visionen seiner Gattin auf den Grund zu gehen und Kontakt zu einem Toten aufzunehmen.
Im Rahmen dieser Handlung entwickeln sich die bekannten Protagonisten und Nebencharaktere der Reihe beachtlich weiter. Währen die mittlerweile etablierte Tochter Pamela der beiden Geisterjäger in dieser Episode keine Rolle spielt – die junge Dame nächtigt mittlerweile in der Schule, auf die ihre Eltern sie geschickt haben – ist es ausgerechnet die oft als nervig dargestellte Tante Marilyn, welche dieses Mal die Handlung der Episode maßgeblich vorantreibt. Nebenbei entwickelt sich auch die mediale Begabung von Alwyne bedeutend weiter, sodass auch zukünftigen Episoden nichts im Wege steht.
Wie auch schon in „Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni“ übt sich Autor McGraup in einer Mischung aus gruseligem Geisteraspekt und komödiantischem Familienzwist. Durch die omnipräsente Rolle Tante Marilyns, die in vielen anderen Episoden nur als bedeutend nervige Anruferin auffiel, ergeben sich manch rasante Wortgefechte und auch unerfreuliche Einblicke in das Liebesleben der alten Dame, die Alwyne und Colin die Schamesröte ins Gesicht treiben. Mir persönlich tritt dieser Aspekt zu deutlich zu Tage. Dafür hat die eigentliche Geistergeschichte deutlich weniger Raum und plätschert eher lieblos vor sich hin.
Technisch kann „Heimflug“ allerdings abermals vollends überzeugen. Ich komme wieder nicht umhin, Stephanie Kellner und Benedikt Weber für ihre sympathische Darstellung der beiden Protagonisten zu loben. Es ist eine Freude, dem Pärchen bei ihren Bestrebungen, ein schreckliches Unglück zu verhindern, zu lauschen. Wie immer werden die beiden von einer illustren Riege unterschiedlicher Sprecherinnen und Sprecher flankiert – unter andrem Ursula Sieg, Silvana Sansoni, Valentin Stroh, Louis Friedemann Thiele und Ursula Wüsthof, die ihr Handwerk souverän erledigen. Auch die Toneffekte wissen abermals zu gefallen, auch wenn mir der Kontakt mit der Geisterwelt ein wenig fad in den Ohren klang. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Effekt gewünscht.
Fazit: Die Geschichten um die beiden paranormalen Detektive Alwyne und Colin Hargreaves leben in erster Linie von ihren sympathischen Protagonisten und weniger von ihrer dramatischen Handlung. „Heimflug“ macht hier keine Ausnahme und präsentiert eine interessante Entwicklung der Charaktere. Als reine Gruselgeschichte ist „Heimflug“ aber reichlich seicht geraten.
Gruselkabinett 161: Heimflug
Hörspiel nach der gleichnamigen Erzählung von Per McGraup
Marc Gruppe
Titania Medien 2020
ISBN: 978-3785781616
1 CD, ca. 68 min., deutsch
Preis: EUR 6,99
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