von André Frenzer
Der Rechtsanwalt, Lehrer, Politiker und Dichter Allen Upward schuf im Laufe seine Karriere einige Gedichte, Kurzgeschichten und Bücher. Mit der Erzählung „The Haunted Woman“ wählte Marc Gruppe den ersten Auftritt der Geisterjäger Colin Hargreaves und Alwyne Sargent für die 83. Episode der Reihe „Gruselkabinett“ aus. Unter dem Pseudonym Per McGraup schuf Gruppe dann einige weitere Episoden, welche uns weitere Fälle der Familie Hargreaves vorstellten. So durften die beiden bereits in fünf weiteren Episoden („Heimgekehrt“, „Heimweh“, „Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni“, „Ein Heim für Oscar“ und „Heimflug“) in Sachen übersinnlicher Phänomene ermitteln.
Zum Inhalt: Colin Hargreaves erhält einen Anruf. Genauer gesagt deren zwei, denn natürlich muss zunächst die als Running-Gag eingeführte Tante Marilyn den beiden Hargreaves gehörig auf die Nerven gehen, um dann den folgenden – für die Handlung deutlich wichtigeren – Anruf anzukündigen: Ein alter Schulfreund von Colin hat vor Kurzem ein historisches Haus auf dem Land erworben. Nachdem er mit seiner Familie dort eingezogen ist, werden alle des Nächtens von einer grausigen Erscheinung gepeinigt: ein geisterhafter Mann in Grün versetzt die Familie in Panik. Natürlich machen sich Alwyne und Colin gleich auf den Weg, um dem Jugendfreund beizustehen.
Zunächst muss ich „Heimlich“ attestieren, dass es sehr gekonnt mit den aus der Hargreaves-Reihe bekannten Elementen spielt. Alwyne als williges Medium, Tante Marilyn als nerviger Side-Kick und eine Geistergeschichte, wie sie klassischer kaum sein könnte. Auch verhalten sich die Charaktere wieder deutlich sympathischer, als es zum Beispiel in „Ein Heim für Oscar“ noch der Fall war. Andererseits bedeutet das natürlich auch, dass Kenner der Reihe – oder klassischer Geistergeschichten an sich – kaum eine Überraschung erleben werden. Tatsächlich ist mir der Hintergrund um den Spuk – Colins Schulfreund entpuppt sich als homosexuell, seine Ehe als für alle Beteiligten unglückliches Arrangement – schon fast eine Spur zu modern ausgefallen, und gerade im Ausklang wird derart theatralisch auf dem Thema Homosexualität herumgeritten, dass es übertrieben wirkt.
Technisch ist „Heimlich“ wieder einmal sehr ansprechend umgesetzt. Die ausgewählten Toneffekte wissen zu gefallen und unterstreichen schön die gruselige Stimmung. Die Besetzungsliste der einzelnen Sprecher weist wieder einige sehr bekannte Stimmen auf: So werden die Parts der beiden Protagonisten wieder von Benedikt Weber (bekannt als Moderator zahlreicher Fernsehserien oder auch als Synchronstimme von Chris Evans oder Ryan Phillippe) und Stephanie Kellner (die ihre Stimme auch Jessica Alba oder Diane Kruger leiht) übernommen. Besonders erwähnenswert ist noch Michael Pan, der dem auftretenden Geist eine sehr eigentümliche Stimme verleiht – das weiß zu gefallen. Das Coverbild stammt vom bekannten Ertugrul Edirne und reiht sich qualitativ nahtlos in die hochwertige Reihe ein.
Fazit: „Heimlich“ ist eine sehr klassische Geistergeschichte mit sympathischen Protagonisten und einigen für mich nervigen Passagen rund um gewollte Modernität und altbekannte Running-Gags. Wer sich daran nicht stört, erhält eine technisch hochwertig umgesetzte, klassische Gruselmär.
Gruselkabinett 189: Heimlich
Hörspiel nach der gleichnamigen Erzählung von Per McGraup
Marc Gruppe
Titania Medien 2024
ISBN: 978-3-7857-8639-0
1 CD, ca. 75 min., deutsch
Preis: 8,99 EUR
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