von Dennis Bisenius
„Eclipse – Das zweite galaktische Zeitalter“ ist die zweite Edition zu „Eclipse“. In diesem 4X-Spiel (steht für die Spielmechanismen „explore“, „expand“, „exploit“, „exterminate“; auf Deutsch „auskundschaften“, „ausbreiten“, „ausbeuten“, „auslöschen“) kontrolliert jeder Spieler eine eigene Rasse mit besonderen Fähigkeiten, um sein Sternenreich auszubauen und am Ende über die Galaxie zu herrschen. Hierbei stehen den Spielern unterschiedliche Taktiken zur Verfügung, welche sich je nach Rassenfähigkeiten leichter oder schwerer umsetzen lassen. Raumschiffe werden mit mächtigen Waffen und starken Schilden ausgerüstet und in den Krieg geschickt. Man kann sein Sternenreich auch auf möglichst viele Sektoren streuen, um so viele Siegpunkte zu generieren und Monolithen zu bauen, die einem weitere Siegpunkte schenken. Über Allianzen können die Spieler mehr Ressourcen generieren und den Frieden sichern. Aber man darf sich nie sicher fühlen, denn auch eine Allianz kann gebrochen werden und ist am Ende das Papier nicht wert, auf die sie geschrieben wurde.
Unboxing
Für das Unboxing von „Eclipse – das zweite galaktische Zeitalter“ sollte man sich Zeit nehmen. Die Spielschachtel ist voll mit Stanzbögen, Boxen und anderem Material. Einige Sachen sind schon vorsortiert, so kommen die Schiffe (jede Farbe hat ihr eigenes Design) in dazu farblich passende Boxen, worin noch ein paar andere Spielermaterialien vorsortiert sind. Es befinden sich noch ein paar Lücken in den Spielerboxen, die darauf warten, gefüllt zu werden. Neben den Aktiv/Passiv-Karten sind zum Beispiel die Spielmarker für die Kolonieschiffe noch im Stanzbogen und finden später Platz in den Spielerboxen.
Andere Spielmarker finden nach dem Heraustrennen aus den Stanzbögen in Säcken (Siegpunktplaketten und Technologien) ihren Platz. Diese werden im Spielverlauf zufällig gezogen, sodass eine weitere Sortierung ausbleibt. Schiffsbauteile hingegen werden sortiert. In der ersten Edition geschah die Sortierung vor jedem Spiel, was einiges an Zeit gekostet hatte und auch nicht sehr stabil war, da aus den einzelnen Bauteilen Türme gebaut wurden, die im Eifer des Spiels oft umkippten und sich dann doch vermischten. Hier hilft eine Kunstoffbox, welche für jede Bauteilart einen eigenen Slot hat, sodass die Bauteile vor jedem Spiel sofort sortiert bereit liegen.
Nachdem man alle Komponenten aus den Stanzbögen herausgetrennt hat, und die Technologien, Siegpunktplaketten und Schiffsbauteile verstaut hat, bleiben unter anderem noch die Sektoren und die Spielmarker für Zufallsbegegnungen. Hierfür gibt es eine Einlage, die genügend Platz bietet, um sie unterzubekommen und man hat danach noch genug Platz für die nächsten ein bis zwei Erweiterungen.
Nachdem die Stanzbögen abgehandelt sind, werden die Spielerboxen zum Spielen vorbreitet. Die Deckel der Boxen sind so aufgebaut, dass man seine Verwaltung bequem auf dem Deckel abhandeln kann. Dies ist auch eine deutliche Verbesserung zur ersten Edition. Hier lagen die Bevölkerungswürfel auf dem Rassebogen und verrutschten sehr leicht. In der zweiten Edition wird auf die Box eine Schablone aus den Stanzbögen herausgetrennt und auf den Deckel fest geklippt. Hier sollte man aufpassen, dass man auch die Unterlage, die zwischen Deckel und Schablone kommt mit einbaut. Es liegt zwar eine Beschreibung bei, aber da diese Zwischenlage ganz unten in der Box versteckt war, hatte ich angenommen, dass sich hier etwas verändert hat und diese Zwischenlage bei der Produktion weggelassen wurde. Erst als ich auf die Suche nach den Spielerboards ging, habe ich die Zwischenlage gefunden und musste die Schablonen noch einmal entfernen.
Beim Zusammenbauen merkt man, dass der Schnitt der Schablonen etwas verrutscht ist, aber das sind nur ein paar Millimeter und fällt nach dem Zusammenbau nicht mehr auf.
Das Spiel
Das Spiel ist in vier Phasen unterteilt und das Spiel endet automatisch nach der achten Runde. Wer am Ende die meisten Siegpunkte hat, gewinnt das Spiel.
Aktionsphase
Dies ist die Hauptphase des Spiels. Spieler führen reihum eine von sechs unterschiedlichen Aktionen aus, bis alle Spieler gepasst haben. Solange noch nicht alle Spieler gepasst haben, können die Spieler, die gepasst haben, noch Reaktionen ausführen.
Folgende Aktionen stehen den Spielern zur Auswahl:
Erkunden: Man erkundet das Universum, indem man Sektoren vom allgemeinen Vorrat ziehst und an einen Sektor legt, den man kontrolliert. Dabei muss man sich vorher entscheiden, in welche Richtung man expandieren möchte. Anschließend kann man den angelegten Sektor annektieren und gegebenenfalls bevölkern, um mehr Ressourcen zu bekommen.
Erforschen: Man entwickelt neue Technologien, um das eigene Volk zu stärken. Dabei kann man nur aus einem zufällig erstellten Pool aus Technologien wählen. Also muss man schneller als die Mitspieler sein, ansonsten schnappen sie einem die besten Technologien weg.
Verbessern: Über die neu entwickelten Technologien, bekommt man unter anderem Zugriff auf neue Schiffsbauteile. Man kannt mit dieser Aktion alte Bauteile rauswerfen und neue installieren. Somit macht man seine Schiffe schneller, widerstandsfähiger und stärker. Änderungen an den Bauplänen haben direkten Einfluss auf alle gebauten Schiffe.
Bauen: Man kannst mit dieser Aktion Strukturen bauen. Dies können Schiffe sein, die die eigene Flotte verstärken oder (wenn man die entsprechenden Technologien hat) auch Sternenbasen, Orbitale und Monolithen.
Bewegen: Man bewegt seine Schiffe durchs Universum, um Sektoren anzugreifen oder zu verteidigen.
Beeinflussen: Mit dieser Aktion kann man Einfluss verschieben, um Sektoren zu annektieren oder aufzugeben. Zudem darf man bis zu zwei verbrauchte Kolonieschiffe auffrischen, um neue Kolonien zu bilden.
Es gibt drei Reaktionen für die Spieler, die gepasst haben. Diese sollen dem Spieler noch die Möglichkeit geben, auf Angriffe oder ähnliches zu reagieren. Reaktionen basieren auf den drei Aktionen Verstärken, Bauen und Bewegen. Allerdings sind die Reaktionen deutlich schwächer als die Aktionen und müssen dennoch für den vollen Preis erkauft werden.
Kampfphase
Haben alle Spieler gepasst, beginnt die Kampfphase. Sollte es Sektoren geben, die Schiffe von zwei oder mehr Fraktionen (hier zählen auch die vom Spiel gesteuerten Einheiten) beherbergen, kommt es zu einem Kampf. Die Schiffe schießen nach Initiative aufeinander und werfen für jedes Waffensystem einen Würfel. Je nach Würfelfarbe (vorgegeben durch die Bewaffnung) macht ein Treffer bis zu vier Schadenspunkte, die durch Hüllenpunkte absorbiert werden können. Schiffscomputer und Abwehrsysteme beeinflussen die Trefferwahrscheinlichkeiten. Sobald von einer Fraktion alle Einheiten zerstört wurden oder geflohen sind, beginnt der nächste Kampf im gleichen (wenn zu Beginn der Kampfphase drei oder mehr Fraktionen in einem Sektor waren) oder nächsten Sektor.
Unterhaltsphase
Nach dem Kampf ist Zahltag. Bevor die Ausgaben bezahlt werden, bekommt jeder Spieler Bares je nach Einnahmen auf der Skala für Geld.
Danach müssen die Kosten für jeden Sektor und jede Aktion beglichen werden. Auf den Rassebögen gibt es eine Leiste (die Einflussleiste), auf der Scheiben der eigenen Farbe liegen. Für jede Aktion und jeden Sektor, den man annektiert, wird eine Scheibe von der Leiste auf die Aktion oder den Sektor gelegt. Je mehr Scheiben genutzt wurden, desto mehr Geld muss der Spieler nun zahlen. Kann er nicht zahlen, verliert er Systeme, bis er genug Geld hat, um seinen Haushalt zu begleichen. Als weitere Option kann jeder Spieler auch zu seinem Wechselkurs Forschungs- und Konstruktionspunkte tauschen.
Nachdem die Kosten bezahlt wurden, bekommt jeder Spieler die Einnahmen für Forschung und Produktion. Die Höhe ist davon abhängig, wie viele Bevölkerungssteine er von den jeweiligen Leisten verteilt hat.
Aufräumphase
In dieser Phase werden neue Technologien gezogen und zum Kauf in der Aktionsphase vorbereitet. Darüber hinaus wandern die Einflussscheiben von den Aktionsfeldern auf die Einflussleiste zurück. Die Sektoren behalten die Einflussscheiben, sodass die Aktionen mit jeder Runde schnell teurer werden.
Beurteilung
Die zweite Edition von „Eclipse“ bringt viele Verbesserungen mit sich. Diese sind aber größtenteils eher optischer/praktischer Natur und beeinflussen die Regeln des Spiels nur am Rande. In meinen Augen ist das aber auch vollkommen in Ordnung und genau das, was das Spiel gebraucht hat. Die größten Schwächen waren die ewigen Sortierarbeiten vor jedem Spiel und das ewige Chaos auf dem eigenen Spielplan und bei den Schiffsupgrades. Die neutralen Gegnerschiffe (galaktisches Zentrum, Ältestenschiffe und Wächterschiffe) sowie die Konstrukte (Orbitale und Monolithen) als Modelle zu besitzen, macht auch mehr her, als diese nur als Spielmarker auf dem Spielfeld zu haben.
Fazit: Wer die erste Edition von „Eclipse“ nicht hat, dem empfehle ich das Spiel sehr. Es ist ein sehr gelungenes 4X-Spiel, das vor allem in etwas größerer Runde für viel galaktisches Drama sorgt. Allerdings ist es auch ein wuchtiger Brummer, der Zeit zum Spiel braucht und einige Regeln hat. Nicht umsonst steht der Aufdruck „Experte“ auf dem großen Karton. Dafür braucht man die richtige Runde an Hobby-Strategen. Wer die erste Edition bereits sein Eigen nennt, der sollte sich überlegen, ob das Material den Wechsel wert ist. Ich für meinen Teil würde hier auch definitiv ja sagen.
Eclipse – das zweite galaktische Zeitalter
Brettspiel für 2 bis 6 Spieler ab 12 Jahren
Touko Tahkokallio
Pegasus Spiele/Lautapelit 2020
EAN: 4250231712579
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 159,95
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