Dungeon Fighter – Gruft der griesgrämigen Geister

Die schrägen Dungeon Fighters machen sich auf zu neuen Abenteuern. Steigt hinab in die uralte Gruft des Skelletor (nicht zu verwechseln mit dem Schurken aus „He-Man and the Masters of the Universe“), bahnt euch den Weg durch Spinnennetze und bezwingt den Endboss mitsamt seinen knochigen Schergen. Mit von der Partie sind allerlei neue Gimmicks, Zielscheiben, Spezialwürfel und besondere Wurfherausforderungen. Let’s roll!

von Daniel Pabst

„Dungeon Fighter – Gruft der griesgrämigen Geister“ ist eine eigenständige Erweiterung zum kooperativen Geschicklichkeitsspiel „Dungeon Fighter – 2. Edition“ von Horrible Guild und HeidelBÄR Games. Wer diese „2. Edition“ noch nicht kennen sollte, der schaut einmal auf die Spielbesprechung hier beim Ringboten (wo die Regeln auch entsprechend ausführlicher besprochen wurden, als es bei dieser Rezension der Fall sein wird).

Zeitgleich mit „Dungeon Fighter – Gruft der griesgrämigen Geister“ sind noch drei weitere eigenständig spielbare Erweiterungen von „Dungeon Fighter“ erschienen: „Das Labyrinth der launischen Lüfte“, „Der Vulkan der vielfältigen Verbrennungen“ sowie „Die Festung des flutschigen Frosts“. Damit ist für Abwechslung und reichlich lustige Spielabende gesorgt – und nebenbei steht wohl jemand bei den Titeln auf Alliterationen.

Während also andere Heldinnen und Helden Pinguine und Eiswesen in der Festung des flutschigen Frosts fällen, sich im Vulkan der vielfältigen Verbrennungen verbrühen oder durchs Labyrinth der launischen Lüfte latschen, geht ihr dem Geheimnis einer gruseligen Gruft auf den Grund. Die Inhalte aller Boxen sind übrigens beliebig kombinierbar.

Doch bevor es losgeht, ein Überblick zum Inhalt dieses neuen Spiels: In „Dungeon Fighter – Gruft der griesgrämigen Geister“ befinden sich 1 Zielscheibe, 12 zwölfseitige Würfel (3 farbige und 9 weiße), 1 Pendelwürfel, 4 Heldenbögen, 69 Karten (21 Monster, 3 Endgegner, 21 Verliese, 24 Ausrüstungen), 30 Goldmünzen, 6 Lebensanzeiger (2 Monster und 4 Helden), 4 Elementarteile (Geisterglas, Knochenstäbchen, Levitationshilfe und Schicksalsmünze), 7 Scheiben (Dolchstoß, Kompass, Schatz und 4 Spinnweben) und 20 weitere Marker.

Bereits ein Blick auf das Cover verdeutlicht, dass sich das Spiel selbst nicht besonders ernst nimmt: Statt legendären Abenteurern und Abenteurerinnen stehen dort drei bizarre Gestalten, vor denen sogar die einheimischen Goblins, Skelette und Geister der Gruft Reißaus nehmen. Kein Wunder! Wer möchte sich schon mit „Helden“ wie „Saul Raysar“ – phonetisch für: „Soul Raiser“ – abgeben, einem Nekromanten, der Tote auferweckt („raise dead“) …

Ebenso (un)professionell sieht es beim Thema eurer Ausrüstung aus: Statt einem Elfenlangbogen habt ihr höchstens „Wurfdingsies“ und auch bei den Nahkampfwaffen müsst ihr euch wohl oder übel mit Gegenständen wie einer „Pfeffermühle“ zufrieden geben. Das alles gibt der „Dungeon Fighter“-Reihe eine humoristische Note. Auch enthalten die Karten Erzähltexte, die die humorvolle Stimmung gut ergänzen.

Was an dieser – eigenständigen – Erweiterungsbox besonders gefällt, sind die zahlreichen neuen Elemente, angefangen mit den Würfeln. Statt wie normal sechs Seiten, haltet ihr hier zwölfseitige Würfel in den Händen. Aber nicht nur diese Würfel werden in der Gruft der griesgrämigen Geister auf die (neue) Zielscheibe geworfen. Zusätzlich lasst ihr einen schwingenden Pendelwürfel fallen, schnippt eine Münze oder gar weitere Scheiben, wie einen (riesigen) Kompass, einen (funkelnden) Schatz oder einen (gigantischen) Dolch.

Jedes dieser Spielteile hat seine Sonderregeln. Der Dolch ist im wahrsten Sinne des Wortes ein zweischneidiges Schwert: Trifft man das Feld, auf das die Dolchspitze zeigt, so verursacht man doppelten Schaden, wenn aber ein Würfel auf dem Dolch liegenbleiben sollte, so hat er einen Wert von 0. Und wer gut mit Stäbchen essen kann, wird bestimmt kein Problem haben, mit den inkludierten „Knochenstäbchen“ zu würfeln, oder?

Das ist euch alles zu einfach? Kein Problem: In den Spielmodi „Fies“ und „Inferno“ verfügen die Monster über zusätzliche Lebenspunkte. Eine Bewertungstafel im hinteren Teil der Spielregeln hilft euch zu unterscheiden, ob ihr am Ende des Tages „Elende Versager“ seid oder ob „Helden der Helden, deren Heldenhaftigkeit an Heroik nicht zu überbieten ist“ ein passender Titel für euch ist. Verzagt nicht! Erst das gemeinsame Scheitern, Lachen und Über-sich-hinauswachsen, bis die „unmöglichen“ Würfe gelingen, sind Teil dieses klasse Unterfangens!
 
Das einzige Manko für den Spieleinstieg mit einer der Erweiterungsboxen ist, dass diese nur für maximal vier Personen entworfen wurden. Statt der acht Charaktere in „Dungeon Fighter – 2. Edition“ gibt es diesmal nur vier spielbare Heldinnen und Helden. Wer also dieses wilde Würfelwerfen mit einer großen Gruppe an Freunden und Freundinnen spielen möchte, muss sich weitere Boxen zulegen – oder direkt zum Grundspiel greifen. Vorsicht: Einmal angefangen, kann dieses Spiel süchtig machen – wollen doch alle Würfe gelingen.

Hier noch ein kleiner Hinweis (der so auch in der Rezension zu „Dungeon Fighter – 2. Edition“ zu finden ist): Die Regeln sind schnell gelesen und man könnte direkt losgehen. Es sollte aber kurz innegehalten werden und vorab die passende Unterlage ausgesucht werden. Denn durch das ständige Aufprallen der Würfel auf dem (eigenen) Tisch entstehen ohne einer richtigen Unterlage einige Macken, Dellen und Kratzer. Was aber nimmt man am besten als Unterlage? Eine Tischdecke verrutscht, ein Teppich ist zu fest, ein Holzbrett ginge, ist aber recht schwer und nicht immer auffindbar, eine Yogamatte wellt sich und dreht sich möglicherweise ganz ein. Wohl empfehlenswert wäre – nach der eigenen Spieleerfahrung – eine Art Schaumstoffmatte, wie sie unter Fitnessgeräte gelegt werden oder als Puzzlematte für Kinder existieren. Auch eine (Tabletop-)Spielematte könnte helfen (wobei zahlreiche Dellen durch die Würfel auch hierauf nicht ausgeschlossen werden können).

Fazit: „Dungeon Fighter – Gruft der griesgrämigen Geister“ ist ein spaßiges und zugleich herausforderndes Fantasy-Brettspiel. Die relativ simple Idee des Spiels, durch Würfelwerfen Punkte zu erzielen, erinnert an Spiele zu Schulzeiten auf dem Pausenhof, wo mit Murmeln oder „Gogos“ gerollt und geschnickt wurde. Die hohen Anforderungen erzeugen jede Menge Spaß und Lacher. Die Illustrationen von Giulia Ghigni machen die richtige Spielatmosphäre. Wer Fan des Kartenspiel-Hits „Munchkin“ ist und das parodistische Fantasy-Setting gern hat, oder ein Spiel spielen will, das man so bisher nicht gesehen hat (oder das Grundspiel erweitern möchte), der findet etwas „Abgefahrenes“, das noch nicht ausgespielt ist. Ein weiters Mal heißt es: Sehr, sehr unterhaltsam!

Dungeon Fighter – Gruft der griesgrämigen Geister
Brettspiel für 1 bis 4 Personen ab 14 Jahren
Lorenzo Silva, Lorenzo Tucci Sorrentino, Aureliano Buonfino
Horrible Guild/HeidelBÄR Games 2022
EAN: 4260664070344
Sprache: Deutsch
Preis: 39,95 EUR

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