Dungeon Fighter – 2. Edition

Tief unter der Erde öffnet ihr geheime Pforten, um zu sagenumwobenen Schatzkammern zu gelangen und mächtige Bosse zu bezwingen. Überall lauern Monster, die Wege blockieren. In diesem Brettspiel wird das beliebte „Dungeon Crawler“-Thema kreativ umgesetzt. Denn den Würfeln kommt eine besondere Bedeutung zu. Mit ihnen heißt es: anvisieren, ausholen, rechtzeitig loslassen und beten, dass der Würfel richtig landet. Geschicklichkeit trifft auf Glück!

von Daniel Pabst

„Dungeon Fighter“ ist bei Horrible Guild und HeidelBÄR Games in der 2. Edition auf Deutsch erschienen. Das Spieldesign stammt von Lorenzo Silva, Lorenzo Tucci Sorrentino und Aureliano Buonfino. Für die neue Edition entscheidend mitgewirkt haben Renato Sasdelli, Lorenzo Silva und Andrea Lugli. Für die deutsche Ausgabe übernahm Sabine Machaczek die Redaktion und das Layout. Herausgeber ist Heiko Eller-Bilz.

Enthalten sind 1 Zielscheibe, 8 Lebensdauer-Marker, 8 Heldenbögen, 30 Münzmarker, 48 Monster-Karten, 48 Ausrüstungs-Karten, 6 Boss-Karten, 21 Dungeon-Karten, 23 weitere Marker, sowie 1 Spielanleitung. Sehr schön fällt beim Öffnen das Inlay der Spielebox auf, da darin alles seinen Platz hat und auch die Zielscheibe (die aus vier Teilen zusammengesetzt wird) rüttelfest platziert wird. Da hat man direkt Lust, das Brettspiel auf die nächste Party oder den Spieleabend bei Freunden mitzunehmen, und weiß, dass man beim Öffnen der Box keine bösen Überraschungen erleben wird. Nach diesem tollen ersten Eindruck, schauen wir uns das Spiel genauer an.


 
Wie spielt sich „Dungeon Fighter - 2. Edition“? Ist das Brettspiel ein schweres Spiel? Hat es Wiederspielwert?

Vorab die Information, dass vor gut 10 Jahren die 1. Edition des Spiels erschienen ist. Die Neuauflage aus 2022 hat das Kernelement des Spiels nicht geändert, sondern durch neues Design der Zielscheibe und der Karten – insbesondere mittels eingefügten Erzähltexten –, flexiblen Raumkarten, und kleineren Spielanpassungen ergänzt. Und was ist das Kernelement des Spiels? Es ist das Würfeln!

Bei „Dungeon Fighter“ spielen jede Spielerin und jeder Spieler einen Helden oder eine Heldin. Gemeinsam versucht ihr euch zum epischen Endboss zu kämpfen. Die drei Würfel in grün, blau und rot müssen dabei auf die Zielscheibe geworfen werden (und zwar so, dass sie vorher den Tisch berühren und danach auf der Zielscheibe liegen bleiben). Die Zahlen auf der Zielscheibe geben dabei den Wert des zugefügten Schadens durch den liegengebliebenen Würfel an.



Wer jetzt denkt, dass man da aus dem Handball, Basketball, Klickern mit Murmeln, Boule, Curling, Darts oder ähnlichen Sportarten einen entscheidenden Vorteil mitbringt, der wird mit Erstaunen feststellen, dass es nicht so leicht ist, bei „Dungeon Fighter“ tödliche Wurfbewegungen zu machen. Hier wird euer Talent gefordert und wenn euer Köpfchen gefordert wird, sollte man das wortwörtlich nehmen, da es dann eines „Trick-Shots“ bedarf, bei dem ihr den Kopf als Ausgangspunkt für euren Wurf benutzt! Durch die humorvolle Illustration von Giulia Ghigni werdet ihr in ein Fantasy-Setting hineingeworfen, und dürft ordentlich mit Würfeln um euch werfen.

„Dungeon Fighter“ kombiniert Geschicklichkeitsspiel mit Partyspiel-Elementen und Glück. Die einzelnen Räume und Monster geben euch die Art des Würfelwerfens vor. So kann es passieren, dass ihr die „Alraune“ durch einen Tanzwurf besiegen müsst (das bedeutet, dass ihr euch um 360 Grad drehen müsst, bevor ihr auf die Zielscheibe werft). Oder ihr trefft auf den „Zombie-Affen“, bei dem ihr den Beinwurf macht (das bedeutet, dass ihr den Würfel unter dem eigenen Bein hindurch werfen müsst).

Und natürlich geht es noch abgefahrener, wenn nämlich sowohl der Raum, in dem ihr kämpft, als auch das Monster einen Wurf vorgeben. Dann werden diese Modalitäten kombiniert. So heißt es dann zum Beispiel, dass ihr das „Lovecraft-Geschöpf“ durch einen Wurf besiegen müsst, bei dem eure Hand geliehen wird (das bedeutet, dass ihr die Hand einer anderen Person am Handgelenk haltet und mit dieser werft) und zudem der Würfel zuerst die Spielbox durch abprallen treffen muss.


 
Das neue Spieldesign übersetzt diese spielerisch spaßigen Elemente sehr schön. Denn die Charaktere enthalten eine humoristische Note, was durch deren Erzähltexte noch stimmiger wird. Auch die Monster sind – neben den amüsanten Namen und Anspielungen – lustig illustriert worden und haben ebenfalls humorvolle Texte. Auch schön sind die kleinen Plastikherzen, die das Leben der Helden und Monster angeben. Zuletzt wurde das Design der Plastikmünzen, mit denen man shoppen gehen kann, aktualisiert.

Die zu kaufenden Gegenstände (Ausrüstungs-Karten) geben euch ordentlich Hilfe, gleichzeitig erfordern sie Geschick. Zum Beispiel fügt ihr mit einem Wurf, der auf der Scheibe landet, beim Tragen des „Kopfstechers“ zwei weitere Schadenspunkt zu – vorausgesetzt ihr werft den Würfel mit dem Kopf (sogenannter Kopfwurf). Neben dem normalen Wurf, bei dem ihr so werfen könnt, wie es euch gefällt, gibt es 26 Wurfvarianten! Da merkt man, dass es bei „Dungeon Fighter“ viel auszuprobieren gibt. Nicht jeder Wurf gelingt auf Anhieb – und nur wenige Würfe gelingen selbst nach Übung.

Wann endet das Spiel? Erstens, wenn all eure Lebenspunkte erschöpft sind, denn dann habt ihr verloren (was zu Beginn des Spiels schnell passieren kann). Zweitens (nach etwas Übung), wenn ihr im Team drei Runden in unterschiedlichsten Räumen durchstanden und einen der sechs Endbosse bezwungen habt. Wahrscheinlich ist zu diesem Zeitpunkt – ihr habt etwa 45 Minuten Spielzeit hinter euch – euer Held oder eure Heldin mit Narben gezeichnet. Diese kleinen Marker reduzieren eure Lebenspunkte und individuellen Fähigkeiten. Doch dafür seid ihr im Team und habt am besten einige Ausrüstungen gesammelt sowie eure Schatzkammer mit neutralen, weißen Würfeln gefüllt, die ihr im alles entscheidenden Kampf gegen den Endboss einsetzt.



Immer wieder werdet ihr bei „Dungeon Fighter“ vom Glück begleitet. Denn ihr könnt auch mit den wenigsten Lebenspunkten einen Boss ausschalten. Dafür muss nur ein Würfel in der Mitte der Zielscheibe liegenbleiben und das Augensymbol zeigen. Bei den bunten Würfeln sind drei Seiten mit einem Augensymbol bedruckt und bei den weißen Würfeln ist nur eine Seite mit dem Augensymbol bedruckt. Aber wenn dies eintrifft, dann habt ihr einen Volltreffer im Bullseye gelandet! Herzlichen Glückwunsch dafür, denn so sind zum Beispiel die 40 Lebenspunkte des Drachens mit einem Schlag auf Null gesunken.

Die Mischung aus Fantasy, Geschick, Glück, und auch Taktik macht „Dungeon Fighter“ zu einem großartigen Familien- und Spieleabendspiel. Auch auf einer Party könnte es mit dem richtigen Zielwasser spaßige Momente bieten. Wir haben bei diesem Spiel auf jeden Fall viel gelacht und ein wenig über die Wurfqualitäten der anderen erfahren. Das angegebene Spielalter ab 8 Jahren ist mit kleinem Augenzudrücken bei den jüngeren Spielerinnen und Spielern auch in Ordnung gewählt worden. Wer möchte schon, dass ein Volltreffer nicht anerkannt wird und zu Tränen führt, nur weil mal kurz eine Vorgabe etwas verändert oder weil etwas falsch verstanden worden ist …

Hier noch ein kleiner Hinweis zur Spielvorbereitung von „Dungeon Fighter“. Die Regeln sind schnell gelesen und man könnte direkt loslegen. Es sollt aber kurz innegehalten werden und vorab die passende Unterlage ausgesucht werden. Denn durch das ständige Aufprallen der Würfel auf dem (eigenen) Tisch entstehen ohne einer richtigen Unterlage einige Macken, Dellen und Kratzer. Was aber nimmt man am besten als Unterlage? Eine Tischdecke verrutscht, ein Teppich ist zu fest, ein Holzbrett ginge, ist aber recht schwer und nicht immer auffindbar, eine Yogamatte wellt sich und dreht sich möglicherweise ganz ein. Wohl empfehlenswert wäre – nach der eigenen Spieleerfahrung – eine Art Schaumstoffmatte, wie sie unter Fitnessgeräte gelegt werden oder als Puzzlematte für Kinder existieren. Auch könnte man eine (Tabletop-)Spielematte verwenden (wobei aber zahlreiche Dellen durch die Würfel auch hierauf nicht ausgeschlossen werden können).



Bei allem spielerischen Spaß, sollte als weiterer Hinweis nicht unerwähnt bleiben, dass „Dungeon Fighter“ auch als kognitiv forderndes Spiel gespielt werden kann. Wie man wann welche der bunten Würfel einsetzt und welcher Charakter wann geheilt werden sollte oder Narben erhält, bedarf eigentlich einer ruhigen Minute. Das widerspricht ein wenig dem intuitiven Würfelwerfen. Und auch beim Werfen bedarf es mitunter der Ruhe und Konzentration, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Bei manchen Wurfkombinationen kommt man sogar an die eigenen körperlichen Grenzen! Erst mit viel Übung gelingt so zum Beispiel die folgende Wurfmodalität: Den Würfel auf die Wurfhand legen und von dort in Richtung Zielscheibe blasen, wobei der Würfel mindestens zweimal außerhalb der Zielscheibe abprallen muss, bevor er auf der Zielscheibe liegen bleibt …

Übrigens gibt es aktuell vier deutsche Erweiterungen von „Dungeon Fighter“. Die Elemente der Erweiterungen können nach Belieben kombiniert werden und bringen jeweils viele neue Herausforderungen mit. Die damit angekündigten neuen Würfel, die neuen Charaktere und das neue Spielmaterial machen definitiv Lust auf mehr! Die Titel haben passenderweise die lustigen Titel: „Das Labyrinth der launischen Lüfte“, „Der Vulkan der vielfältigen Verbrennungen“, „Die Festung des flutschigen Frosts“ und „Die Gruft der griesgrämigen Geister“.

Fazit: „Dungeon Fighter – 2. Edition“ ist ein spaßiges und zugleich herausforderndes Fantasy-Brettspiel. Die relativ simple Idee des Spiels, durch Würfelwerfen Punkte zu erzielen, erinnert an Spiele zu Schulzeiten auf dem Pausenhof, wo man mit Murmeln oder „Gogos“ gerollt und geschnickt hat. Die Wurfanforderungen erzeugen jede Menge Spaß und Lacher. Die Illustrationen von Giulia Ghigni geben dazu die richtige Spielatmosphäre. Wer Fan des Kartenspiel-Hits „Munchkin“ ist und das parodistische Fantasy-Setting gern hat, oder ein Spiel spielen will, dass man so bisher nicht gesehen hat, der findet bei „Dungeon Fighter“ etwas „Abgefahrenes“ auf dem Brettspielmarkt, das selbst nach stundenlangen Partien nicht ausgespielt sein wird. Sehr, sehr unterhaltsam!

Dungeon Fighter – 2. Edition
Brettspiel für 1 bis 6 Personen ab 8 Jahren
Lorenzo Silva, Lorenzo Tucci Sorrentino, Aureliano Buonfino
Horrible Guild 2022
EAN: 4260664070580
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 39,95

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