Dungeon Drop

Zieh deine Strumpfhose hoch und schnapp dir deine Ausrüstung – das Labyrinth erwartet dich! In den Gängen wimmelt es nur so vor bezaubernd-schrecklichen Monstern und sagenumwobenen Schätzen. Verliere nicht den Verstand, wenn sich die Mauern im Fackelschein plötzlich zu bewegen beginnen … mach dich bereit für Dungeon Drop! (Anleitung)

von Nick

Da sitze ich wieder mit einem Spiel von Mirakulus. Bunte Verpackung, schönes Artwork und auch noch ein Dungeon Crawler? Mein Brettspielherz schlägt schneller. Erwischen sie mich wieder mit einem ihrer Spiele?

Natürlich ist es nicht so ein klassischer Dungeon Crawler, mit Monstern, düsteren Gängen und Miniaturen zum Herumschieben. „Dungeon Drop“ ist etwas anderes, eine andere Herangehensweise … und auch wesentlich platzsparender. In „Dungeon Drop“ übernehmen die Spieler (1 bis 4) die Rollen von Helden, die in den Dungeon ziehen um Schätze zu sammeln. So weit, so „wie immer“. Allerdings gibt es kein Spielbrett, auf dem man sich bewegt. Stattdessen wird der Dungeon aus der Spielbox gewürfelt. Klingt komisch, ist aber ziemlich clever. Also auf ins Detail.

Zu Beginn des Spiels zieht jeder Spieler zufällig eine Charakter- und eine Klassenkarte. Auf diesen Karten stehen die Lebenspunkte, die Initiative und die Spezialfähigkeiten, die die Spieler nutzen können. Danach wird jedem Spieler eine zufällige Questkarte zugeteilt, die er verdeckt (der Spieler darf seine eigene Quest natürlich lesen) vor sich ablegt. Dies ist sein Nebenziel, das ihm Extrapunkte gibt.

Nun zum Dungeon. Alle kleinen Würfel (in der Anleitung wird detailliert aufgeführt, welche das sind, sie stellen Schatzkiste, Schlüssel, Edelsteine und Monster dar) werden in die Spielbox geworfen und aus ca. 15 bis 30 cm Höhe (ich empfehle 10 bis 20 cm, ansonsten zieht man das Spiel unnötig in die Länge, weil man auf dem Boden verstreute Würfel suchen muss) auf den Tisch „gewürfelt“. Das ist nun der Dungeon. Die großen Würfel werden in die Spielbox geworfen, sie kommen später zum Einsatz. Die Spieler bekommen dann Initiativemarker gemäß ihrer Initiative, die niedrigste Initiative bekommt die 1, usw.

„Dungeon Drop“ wird in nur drei Runden gespielt, wobei jede Runde in drei Phasen unterteilt ist. In der Erkundungsphase zieht der Spieler blind so viele Würfel aus der Spielbox, wie Spieler am Tisch sitzen. Diese lässt er dann über dem Dungeon fallen, ebenfalls aus der gewählten Höhe. Die Aktivierungsphase lässt den Spieler entweder seine Charakter- oder seine Klassenfähigkeit benutzen. Manche Fähigkeiten erlauben es dem Spieler, Würfel mit dem Finger zu schnipsen, um sie in eine für ihn günstigere Position zu bringen. Hier ist Vorsicht geboten, die Würfel sind klein und fliegen weit.

Als Drittes kommt die wichtigste Phase: das Plündern! Der aktive Spieler wählt drei der grauen Säulenwürfel aus, um ein imaginäres Dreieck zu bilden. Auf den Linien dieses Dreiecks darf kein anderer Säulenwürfel liegen. Jetzt kann der Spieler alle Schätze (und Monster) innerhalb dieses Dreieck einsammeln. Aber Vorsicht, jede Schatzkiste braucht einen Schlüssel und jedes gesammelte Monster kostet Lebenspunkte. Wichtig hierbei ist, dass man kein Dreieck abräumen kann, wenn man durch ein darin enthaltenes Monster seinen letzten Lebenspunkt verlieren könnte. In diesem Spiel kann man nicht „sterben“.

Hat der Spieler diese drei Phasen gespielt, werden die Beutewürfel gezählt (keine Monster), und der Spieler mit den wenigsten Würfeln bekommt den Initiativemarker mit der 1, der mit den zweitwenigsten Marker 2, usw. Am Ende der dritten Runde werden die Schätze gezählt. In der Anleitung ist eine Tabelle, in der genau zu finden ist, welcher Schatz wie viel Punkte wert ist. Auch die persönliche Quest kann ordentlich Punkte geben, also dringend versuchen, diese zu erfüllen. Der Spieler mit der höchsten Punktezahl gewinnt.

Es gibt noch eine „Teamwork“-Variante, bei der andere Spieler ihre Spielfiguren (Holz-Meeples) in einen beliebigen Raum im Dungeon stellen. Ist dies der Raum, den der aktive Spieler plündert, bekommen diese Spieler einen Siegpunkt extra. Dies wird auf einer Extra-Karte vermerkt, auf dem die Spieler ihre Tokens platzieren.

Nun zu etwas, was immer ein „Highlight“ für mich ist, wenn ich ein neues Spiel öffne: der Solo-Modus. Warum muss der hier sein? War noch Papier für ein zweites Regelwerk übrig (ja, „Dungeon Drop“ hat zwei Anleitungen)? Vielleicht bin ich etwas verwöhnt, weil ich für jedes Spiel immer Mitspieler finde. Aber generell finde ich Solo-Modi witzlos. Es gibt sicher Spiele, die man gut allein spielen kann (etwa „Vampire Chapters“, aber dazu an anderer Stelle mehr), aber „Dungeon Drop“ ist keines davon. Aber gut, hier ein kurzer Abriss.

Im Solo-Modus muss der Spieler versuchen, Relikte zu finden (Spezialwürfel, die nur im Solo-Spiel genutzt werden). Die Spielfigur wird diesmal mitgewürfelt, und der Spieler kann nur Schätze in dem Raum sammeln, in dem die Spielfigur steht. Es gibt keine feste Rundenzahl mehr, sondern nur Siegbedingungen, die das Spiel beenden können. Findet der Spieler den Ausgangswürfel (ebenfalls nur im Solo-Modus), kann er den Dungeon verlassen, falls er genug Punkte hat (ebenfalls gemäß einer Liste). Danach kann er durch gefundene Relikte aufleveln, sprich eine neue, zusätzliche Klassenkarte ziehen. Danach geht es wieder in den Dungeon auf die Suche nach Relikten, bis man sich entweder im Dungeon verliert, die Level-Bedingung nicht erfüllt oder sich entscheidet aufzuhören. Dann werden alle gefundenen Relikte gezählt und man bekommt anhand einer Liste eine kurze Endwertung. Klingt eigentlich ganz witzig, ist aber im Vergleich zum „normalen“ Spiel etwas fad.

Kurz zur Optik: „Dungeon Drop“ ist eine nette, kleine Überraschungsbox. Wenn man sie öffnet, findet man viel Inhalt – viele kleine und große Holz- und Plastikwürfel, Meeples, Tokens, zwei Anleitungen, eine Wertungskarte und viele kleine Tüten, um alles zu verpacken. Das ist super, ich habe viele größere und teurere Spiele, die einen mit Tokens zusch…überhäufen, aber keine Tütchen zum Sortieren enthalten. Das Design der Charakter- und Klassenkarten ist süß und witzig, bunt und hell. Also gibt es da auch nichts zu meckern.

Fazit: Also muss ich gestehen, dass Mirakulus da wieder einen Treffer hat. „Dungeon Drop“ macht Spaß, ist schnell gespielt und strengt die grauen Zellen an – Dreiecke bilden war nie schwieriger und lustiger.

Dungeon Drop
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 8 Jahren
Scott R. Smith, Marilia Nascimento
Mirakulus 2023
EAN: 7421098109315
Sprache: Deutsch
Preis: 20,00 EUR

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