Die Quacksalber von Quedlinburg – Die Alchimisten

„Nun, kommen sie mal rein und zeigen her, was sie quält. Oh, das sieht ja gar nicht gut aus, kann aber bestimmt behandelt werden. Sie müssen jedoch wissen, die Herstellung von Heilmitteln ist keine exakte Wissenschaft. Man muss es im Gefühl haben und die Ingredienzien in den Händen halten, bevor man weiß, ob sie zum Kampf gegen das Leiden geeignet sind.“ In der neuesten Erweiterung zu „Die Quacksalber von Quedlinburg“ werden die Kessel nicht nur für den Wettbewerb bemüht, sondern auch, um Patienten von ihren Krankheiten zu befreien.

von KaiM

„Die Quacksalber von Quedlinburg“ ist nicht umsonst ein erfolgreiches Spiel. Auch einige Zeit nachdem es zum Kennerspiel des Jahres gekürt wurde, hat es noch seinen Reiz, und natürlich tragen Erweiterungen dazu bei, ein beliebtes Spiel mal wieder auf den Tisch zu bekommen. In der neuesten Erweiterung dürfen die Quacksalber nicht nur einfach Tränke zusammenbrauen, sondern sogar echte Patienten behandeln, die sich mit echten Krankheiten an die altertümlichen Pharmakologen wenden. In den kommenden Absätzen wird ausschließlich auf die Erweiterung eingegangen. Sollte das Grundspiel noch nicht bekannt sein, sollte man sich zunächst darüber informieren.

Das Material

Wer das Grundspiel kennt, wird von der Qualität der Materialien nicht überrascht sein. Alles fügt sich nahtlos in das Grundspiel ein und gibt keinerlei Anlass für Beschwerden. Die Menge an Material ist ganz beachtlich: Zum Extrahieren der heilenden Essenzen wird ein kleines Labor benötigt, was man oben an den Kessel anlegen kann. Dazu gibt es passende Holzmarker und natürlich einige Chips für die Beutel der Spieler. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Narrenkraut. Die neuen Pflanzenchips wurden bereits in der ersten Erweiterung eingeführt und dafür gibt es jetzt ein paar neue Rezeptbücher. Außerdem wurde ein ganzer Satz Knallerbsen beigelegt, die man verwenden kann, wenn die alten Chips abgegriffen sind. Gerade für Liebhaber des Spiels eine gute Sache, denn die bemitleidenswerten Knallerbsen sehen nach einigen Partien tatsächlich ganz schön mitgenommen aus. Für die Krankheiten gibt es jeweils ein kleines Übersichtstableau und einen Satz Karten für die Spielerfarben.



Insgesamt ist Spielmaterial für fünf Spieler enthalten, denn seit der ersten Erweiterung dürfen statt vier nun fünf Quacksalber in ihren Töpfen rühren. Etwas ärgerlich finde ich die Tatsache, dass die erste Erweiterung für fünf Spieler dazu unabdingbar ist. Besitzt man nur das Grundspiel, ist „Die Alchimisten“ nur zu viert spielbar. Schön finde ich hingegen die neuen Wahrsagerkarten, die von vielen Fans schon lange heiß erwartet wurden. Einige funktionieren nur, wenn man mit der jeweiligen Erweiterung spielt. Dafür wurden die Karten mit einem Symbol markiert und können so bei Bedarf leicht aussortiert werden.

Mit dem zusätzlichen Material wird es auf dem Tisch immer enger. Schon die Spielertableaus haben inzwischen ein ordentliches Ausmaß angenommen. Zudem kommen jetzt noch die Patienten hinzu, und sollte man gleichzeitig die erste Erweiterung mit den Hexen verwenden, muss man schon ein wenig puzzeln, um das ganze Material auf einem normalen Tisch unterzubringen.

Das Spiel


Wie schon weiter oben beschrieben, sind die Quacksalber in diesem Jahr angetreten, um nicht nur die besten Tränke zu brauen, sondern auch Krankheiten zu heilen. In jeder Partie werden drei der acht zu behandelnden Patienten ausgewählt. Jede der schrecklichen Krankheiten, wie Segelohren, Hühneraugen, Ohrwurm oder Rübennase, die es zu behandeln gilt, steht jedem Spieler zur Auswahl und man entscheidet sich am Anfang für das gesamte Spiel für einen Patienten.



Zur Behandlung wurde im Spielverlauf die neue Essenzphase eingeführt. Nach der Zubereitungsphase zählen alle Spieler die Anzahl der unterschiedlichen Marker in ihrem Kochtopf und bestimmen dadurch die Konzentration ihrer Essenz. Je konzentrierter die Essenz, desto stärker ihre Wirkung und diese ist bei jedem Patienten unterschiedlich. Mal bekommt man einen Bonus wie Rubine oder Würfe mit dem Bonuswürfel. Bei einer anderen Krankheit kann man Essenzpunkte nutzen, um in der nächsten Zubereitungsphase einen Bonus zu erhalten. Der Rest des Spiels läuft nach den üblichen Regeln ab und so kauft man neue Zutaten und füllt Runde um Runde seinen Topf.

Das Spiel ändert sich durch die Erweiterung ein ganzes Stück. Um die Essenz zu konzentrieren, entscheidet man sich beim Kauf der Zutaten anders als im Grundspiel, und auch der gewählte Patient hat auf die Käufe einen Einfluss. So wird man schon bei der Auswahl auf die ausliegenden Rezepturen achten und sich eine Strategie zurechtlegen. Das fügt dem Spiel einen interessanten Aspekt hinzu und bringt Abwechslung in die Sets, selbst wenn man sie schon häufig gespielt hat. Auch die neuen Rezepte des Narrenkrauts bereichern das Spiel und haben, wie schon bei den „Kräuterhexen“, besonders ungewöhnliche Effekte. Die Spieldauer erhöht sich durch die zusätzliche Phase, womit bei fünf Spielern der Platz- und Zeitbedarf insgesamt an meine Schmerzgrenze für dieses Spiel herankommt.



Am Ende ist der Einfluss der Essenzen so groß, dass es sogar möglich ist, über 100 Punkte zu erreichen. Daher ist auch ein Überlauf des Kessels nicht ungewöhnlich. Wo man im Grundspiel noch stoppen musste, wurde in der ersten Erweiterung die Möglichkeit eingeführt, auch dann noch weiterzumachen, wenn der Kessel schon voll ist. Dieser Überlauf ist zwar in der zweiten Erweiterung nicht enthalten, hier kann man sich aber recht einfach behelfen, indem man sich über die Wirkung des Überlaufs informiert und nach diesen Regeln spielt. Extra Material ist dafür nicht zwingend erforderlich. Damit ist es zwar nicht unbedingt erforderlich, beide Erweiterungen zu besitzen, aber „Die Alchimisten“ ist spielmechanisch interessanter und leider nur dann vollständig nutzbar, wenn „Die Kräuterhexen“ auch gekauft wurden.

Fazit: Eine Erweiterung für Vielmixer. Die verschiedenen Krankheiten in Kombination mit den Sets und den neuen Narrenkräutern erhöht die Wiederspielbarkeit noch einmal deutlich. Sie bietet einen neuen Mechanismus, der aber auch die Komplexität und die Spieldauer erhöht. Somit kann ich „Die Alchimisten“ vor allem Fans empfehlen, die davor nicht zurückschrecken. Denn Spaß macht das Spiel auf jeden Fall auch mit der Erweiterung.

Die Quacksalber von Quedlinburg – Die Alchimisten
Brettspiel-Erweiterung für 2 bis 5 Spieler ab 10 Jahren
Wolfgang Warsch
Schmidt Spiele 2020
EAN: 4001504493837
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 19,99

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