Brew

Da steht er inmitten eine herrlich idyllischen Waldlandschaft, der unschuldige Fabel-Reh-Fuchs, und glubscht mich mit großen, friedlichen Augen an. Wer jetzt aber ein harmonisches Wohlfühlspiel erwartet, liegt bei „Brew“ vollkommen falsch. In der Schachtel steckt ein Würfelspiel, bei dem die fiese Seite der anderen kennenlernen kann - und seine eigene ausleben!

von Oli Clemens

Bei „Brew“ setzen wir Würfel ein, um Zutaten für Zaubertränke zu sammeln. Damit versuchen wir, die Kontrolle über Wälder zu erhalten. Fantasy-Tiergefährten helfen uns dabei, eine individuelle Strategie auszutüfteln. Wer am Ende von vier Spielrunden die meisten Siegpunkte hat, gewinnt.

Bei „Brew“ starte ich mit einer Charakterkarte und sechs Würfeln. Vier sind in der Farbe meines Charakters, zwei sind weiß. Statt Zahlen haben alle Würfel Symbole. Die farbigen zeigen Äste, Zweige und Steine, alles jeweils zweimal. Die weißen Würfel tragen Elementsymbole: Wasser, Feuer und Wind.

Mittig liegt ein kleiner Spielplan. Dieser zeigt auf einer Seite eine winterliche Stadt bei Tag und auf der Rückseite bei Nacht. Wir starten auf der Tagseite. Am Ende einer jeden Runde wird der Spielplan gewendet. Egal, ob hell oder dunkel, es sind dort fünf Plätze verfügbar, um unsere Würfel abzulegen. Jedem dieser Felder ist eine unterschiedliche Aktion zugeordnet. Welche Aktion genau dort ausgeführt werden kann, erklärt uns eine Kombination aus Symbolen und Texten.



Darüber liegen Waldkarten in einer Auslage. Ihre Anzahl passt sich dynamisch der Personenzahl an. Die Karten sind in zwei Farben gestaltet sind. Jede Farbe steht für eine Jahreszeit. Menschen mit Fehlsichtigkeit finden noch zusätzlich Symbole in den Ecken, welche Jahreszeiten repräsentieren. Eine Sonne für Sommer, ein Blatt für den Herbst – das ist selbsterklärend. Auch Wälder bringen am Ende Siegpunkte – wenn ich sie am Ende einer Runde für mich beanspruchen darf.

Alle würfeln zum Beginn einer Runde und lassen die Ergebnisse offen sichtbar für die anderen liegen. Reihum setzen die Spieler einen ihrer Würfel entweder in der Stadt oder auf einer Waldkarte ein und handeln die daraus resultierende Aktion ab.

Die Waldkarten haben drei bis fünf Einsetzfelder. Ein erstes Symbol zeigt mir, welchen meiner farbigen Würfel ich dort platzieren darf. Das zweite Symbol erklärt mir, was ich dafür bekomme. So sammele ich am häufigsten Zauber-Ressourcen ein: Kraut, Pilz und Kristall. Die brauche ich, um die Tränke zu brauen. Je potenter der Trank, desto mehr Zutaten verlangt er zur Fertigstellung.



So ein Trank ermöglicht mir eine einmalige Aktion. Manche lassen eingesetzte Würfel wieder verschwinden, andere sorgen dafür, dass ich direkt nochmal an der Reihe bin oder sie lassen mich meine Symbole vor dem Einsetzen verändern. Bin ich in der Lage, einen Trank zu brauen, nehme ich diesen auf die Hand und fülle den leer gewordenen Platz mit einer neuen Karte vom Nachziehstapel wieder auf. Ausspielen kann ich den Trank zu dem Zeitpunkt, an dem ich für mich einen Vorteil wittere, aber immer nur einen pro Runde. Außerdem bringen sie Siegpunkte.

Gelegentlich zeigen die Einsetzfelder als Symbol einen Fangzahn. So organisiert man sich Tiergefährten aus der Auslage. Sie sind ebenfalls in den Farben und Symbolen der Jahreszeiten gestaltet, aber immer nur in einer! Im unteren Teil der Karte befinden sich ebenfalls Symbole und Texte, die erklären, wie und wann uns diese Tiergefährten im Spiel helfen wollen. Bei genauerer Betrachtung sind das alles Fantasy-Tierwesen, wie etwa eine Eule mit Feuerschweif, eine Art Ratte mit Geweih oder ein Fabel-Reh-Fuchs. Tiergefährten ermöglichen dauerhafte Spezial-Aktionen, beispielsweise neue Einsetzfelder für die Würfel, um das Sammeln effektiver zu machen. Andere lassen mich Ressourcen tauschen oder bieten mir Sondersiegpunkte an. Sie bringen eine große Portion Asymmetrie ins Spiel. Dürfen sich Tiergefährten zu Spielende in einem Wald ausruhen, der die gleiche Farbe hat, bringen sie dreimal so viel Siegpunkte ein.

Weiße Würfel sind Elementwürfel. Jede gewürfelte Seite hat eine unterschiedliche Kraft. Mit Wasser sammele ich dreimal so viele Zutaten wie normal. Ein Windwürfel lässt mich einen meiner bereits eingesetzten farbigen Würfel zurück in den Vorrat nehmen. Einen Würfel mit Feuersymbol lege ich auf den Würfel einer anderen Person und mache diesen so unschädlich. Vor allem in dem Einsetzen der Elementwürfel kann eine Menge Gemeinheit liegen. Durch sie und die Tränke kommt eine Menge Interaktion unter den Spielern auf. Die ist aber oft genau darauf ausgerichtet, jemandem in die Suppe zu spucken.



Am Ende jeder Runde, wenn alle ihre Würfel eingesetzt haben, kommt es zu einer Mehrheitenwertung in jedem Wald. Die Person, welche die meisten eigenen Sammelwürfel dort eingesetzt hat, erhält die Karte und damit auch die Punkte. Bei Gleichstand bekommt niemand den Wald. Darauf kann man gezielt spielen, um den anderen die Tour zu vermasseln. Weiße Würfel zählen als neutrale Farbe und werden bei der Frage, wer die die Mehrheit hat und den Wald bekommt, entsprechend mitgewertet. Über einzelne Tiergefährten kann man am Rundenende auch schon ein paar Siegpunkte generieren. Die nimmt man sich dann aus dem Stapel und sammelt sie vor sich.

Bevor die nächste Runde startet, werden die Wälder ersetzt, es wird neu gewürfelt und der Stadtplan wird auf seine Rückseite gedreht. Am Ende der vierten Runde werden dann Siegpunkte addiert. Tiergefährten, Wälder, Tränke und die Punkte, die man zwischendurch sammeln konnte, werden zusammengerechnet. Mit den Punktemarkern bleibt es sehr übersichtlich. Die Person mit den meisten Punkten gewinnt.

„Brew“ bietet einen spannenden Mix aus Area Control sowie Würfel-Placement und würzt das Ganze mit Asymmetrie und Nimm-Das-Momenten. Eine Partie kann bei voller Besetzung bis zu 60 Minuten dauern.



Das komplette Spielmaterial steckt in einem Inlay. Die Spezialwürfel sind einfach toll und die Karten und Marker sehr wertig. Da geht so schnell nichts kaputt. Wie immer empfehle ich zum Schutz der Karten aber gerne Sleeves.

Die Regeln sind geradezu schlicht: verbindlich einen Würfel einsetzen und die Aktion des Feldes nutzen, optional einen Trank brauen und einen Trank einsetzen. Die Möglichkeiten, die sich aber daraus entwickeln, sind vielfältig, zumal ich die Reihenfolge selbst bestimme.

Fazit: „Brew“ ist für mich eines der interessantesten Kennerspiele des letzten Jahres. Gleichzeitig haben aber auch Familienspieler viel Freude an dem bunten Würfeleinsetzspiel. Die Symbolsprache ist eingängig, sodass man auch den stets den Überblick über seine Optionen behält. Durch die sich stets ändernde Auswahl an Wäldern, verfügbaren Tränken und Tiergefährten ist der Wiederspielreiz in meinen Augen extrem hoch.

Brew
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren
Stevo Torres
Skellig Games 2021
EAN: 0745178257664
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 36,90

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