von Oli Clemens
In „Kameloot“ schlüpfen die Spieler in die Rollen von Händlern und versuchen das meiste Gold zu erwirtschaften. Dazu verkaufen sie Sammlungen magischer Gegenstände. Leider wird der Gewinn nicht immer fair aufgeteilt und gezieltes Schnorren bei den anderen lohnt sich.
Mindestens drei Spieler braucht es für „Kameloot“. Alle bekommen eine doppelseitige Tavernenkarte. Eine Seite zeigt eine weiße Eule, die andere eine schwarze Katze. In welcher Taverne ein Spieler startet, kann frei gewählt werden. Dann werden die 96 Karten mit magischen Gegenständen gemischt und an jede Person vier ausgegeben. Der Rest wird zum Nachziehstapel.
Jede Karte bietet drei Infos: die Art des magischen Gegenstands, seine magische Kraft und die Minimumzahl der Gegenstände, die gesammelt werden muss, um ein Set zu komplettieren. Auf der Rückseite zeigen sie eine leuchtende Goldmünze.
Wer an der Reihe ist, wählt aus einer von zwei Aktionen. Entweder eröffnet man in seiner Auslage eine Sammlung, indem ein oder mehrere magische Gegenstände desselben Typs aus der Hand ausspielt und vor sich auslegt werden. Die ausgelegten Sammlungen können natürlich in den weiteren Zügen erweitert werden. Oder man spielt einen einzelnen magischen Gegenstand auf den Ablagestapel und nutzt seine magische Kraft. Diese Effekte lassen bei sich selbst oder anderen Spielern die Tavernenkarte umdrehen, zusätzliche Karten auf die Hand ziehen oder ausspielen, Sammlungen tauschen oder abgelegte Karten aus dem Ablagestapel einsacken.
Egal, welche Aktion der aktive Spieler wählt, direkt darauf folgt der Check, ob dadurch eine Sammlung magischer Gegenstände komplett wurde. Dabei gilt eine Sammlung immer dann als komplett, wenn die Zahl der ausgespielten Karten der Zahl auf den Karten entspricht. Dabei werden aber nicht nur die eigenen ausgespielten Karten gezählt, sondern die aller Spieler, die auch in der gleichen Taverne sind. Dann gibt es Kohle. Dazu werden alle Karten der Sammlung vom aktiven Spieler eingesammelt und reihum unter den Händlern der Taverne aufgeteilt. Die Karten werden dann mit der Goldmünzenseite unter die eigene Taverne gelegt und bringen am Schluss jeweils einen Siegpunkt. Schnell merkt man, dass man nicht notwendigerweise die meisten Goldmünzen bekommt, nur weil man die meisten Karten in eine Sammlung gesteckt hat. Vielleicht staubt man sogar zwei oder drei Münzen ab, obwohl man nur eine Karte in die eigene Sammlung investiert hat. Gold bekommt vielleicht sogar die Person, die einfach nur in der gleichen Taverne ist, ohne an der Sammlung beteiligt zu sein. Der Magiemarkt ist ein Haifischbecken! Am Ende seines Zugs zieht der aktive Spieler noch auf vier Karten nach. Der nächste ist an der Reihe.
Gespielt wird solange, bis nicht mehr genügend Karten im Nachziehstapel sind, um vier Karten auf der Hand zu haben. Dann werden die Münzen unter den Tavernen gezählt und der Sieger steht fest. Eine Runde dauert je nach Personenanzahl zwischen 15 und 30 Minuten. Mindestens drei Spieler braucht man aber, sechs können maximal in das Schachern um die Münzen einsteigen.
In der Schachtel mit Inlay stecken insgesamt 102 Karten in Standardqualität. Mehr braucht es gar nicht für „Kameloot“. Die Anleitung hat schlanke vier Seiten. Drei davon erklären die Regeln. Die lesen sich schnell und sind schlüssig. Die letzte Seite erklärt die Wirkung der magischen Gegenstände. Auch wenn die Symbolsprache auf den Karten eigentlich stimmig ist, braucht es am Anfang ein bisschen Zeit, bis klar ist, welche Karte welchen magischen Effekt bringt. Vielleicht wären Spielerhilfen da eine gute Idee gewesen.
Fazit: Dinge sammeln und Kartenspiele ist einfach eine gutes Rezept für unterhaltsame Familienspiele. „Kameloot“ würzt das Ganze zusätzlich mit einer Prise Schadenfreude und Trickserei bei der Gewinnmaximierung. Das sorgt für unterhaltsame Runden für Jung und Alt, spielt sich schnell und macht Lust auf eine nächste Runde. Trotz Glücksfaktor: Auch für Vielspieler steckt da auf jeden Fall Potenzial drin als Absacker oder Füllerspiel.
Kameloot
Kartenspiel für 3 bis 6 Spieler
Fred Boulle, Cédric NH, Grégory Grard, Mathieu Roussel
Pegasus Spiele 2021
EAN: 4250231729218
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 12,95
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