von Jens Krohnen

Der Verlag WinterZeit AUDIOBOOKS wurde bereits 2011 von Autor, Regisseur und Hörspielproduzent Markus Winter gegründet. Er produziert Hörbücher und Hörspiele und weist mittlerweile ein umfangreiches Verlagsprogramm auf. Viele Titel dürften Genrekennern dann auch bekannt in den Ohren klingen, gibt es doch Abenteuer von Sherlock Holmes, Horrorgeschichten von H. P. Lovecraft oder auch Fantasiegeschichten aus dem Reich des „Schwarzen Auges“.

Mit „Die neuen Abenteuer des Phileas Fogg“ legt der Verlag eine Reihe vor, deren Ursprünge beim MARITIM-Verlag liegen. Hier wurde die Idee geboren, den von Jules Verne erdachten Abenteuer Phileas Fogg „neue Abenteuer“ erleben zu lassen. Die Autoren Markus Topf und Marc Freund (der ab der fünften Episode hinzustieß) schufen also neue Herausforderungen für den Weltreisenden. Dabei wurde allerdings das ohnehin schon breite Spektrum von Vernes Geschichten verlassen; stattdessen begegnet Fogg auch anderen literarischen Schöpfungen jener Zeit, die sich damals in der einschlägigen Literatur tummelten.

Eröffnet wird die Reihe mit dem Titel „Entführung auf hoher See“. Als eine junge Frau in den britischen Gentlemen-Club, in dem Phileas Fogg dem Müßiggang frönt, an den Abenteurer herantritt, braucht sie wenig Überredungskünste um ihn zu seiner Mithilfe zu bewegen. Ihr Vater, der berühmte Meeresforscher Professor Aronnax wird vermisst. Also macht sich Fogg gemeinsam mit seiner neuen Angetrauten Aouda und seinem altgedienten Freund und Diener Passepartout auf die gefährliche Suche nach dem Vermissten. Auf dem Schiff „Abraham Lincoln“ begegnen sie schließlich einem furchteinflößenden Gegner: Kapitän Nemo und seinem beeindruckenden Unterseeboot, der Nautilus.

Für den Auftakt einer Reihe ist „Entführung auf hoher See“ in meinen Augen auch als Einzelepisode recht gut gelungen. Der Spannungsbogen ist auf diese Episode fokussiert und bringt bereits dieses Abenteuer zu einem versöhnlichen Ende. Natürlich versäumt der Drehbuchautor es nicht, Hinweise auf nachfolgende Episoden einzustreuen und natürlich endet die Folge mit einem Cliffhanger; dieser hat jedoch angenehmerweise nichts mit der Handlung dieser Episode zu tun. Einem ungetrübten Hörgenuss auch für Gelegenheitshörer steht damit nichts im Wege.

Doch wie gelungen ist die technische Umsetzung? Lohnt sich das Reinhören überhaupt? Ja. Besonders den umwerfenden Soundtrack, eigens für diese neue Reihe komponiert, möchte ich lobend erwähnen. Das der bekannte Sprecher Christian Brückner als Jules Verne durch die Handlung führt, ist sicherlich auch kein Nachteil. Auch die Sprecherriege der Protagonisten liest sich gut. Allerdings bin ich mit Sascha Draeger, der den Phileas Fogg gibt, nicht wirklich warm geworden. Nicht nur dass seine Stimme unverkennbar mit Tarzan aus der bekannten Jugenddetektivserie „TKKG“ verzahnt ist – das wäre zu verzeihen – nein, es gelingt ihm auch nicht, den leicht arroganten Tonfall, den der Chef der Jungdetektive gegenüber seinen Kollegen (insbesondere Klößchen) oftmals anschlägt, aus seiner Stimme zu verdrängen. So gelingt es mir selten, Sympathie für Phileas Fogg zu empfinden, der allzu kühl und überlegen scheint.

Fazit: „Entführung auf hoher See“ ist ein gelungener Auftakt einer ansprechend wirkenden Hörspielreihe, die Genrefans nicht nur mit Vernes Figuren, sondern auch mit anderen literarischen Schöpfungen konfrontieren wird. Technisch gibt es wenig auszusetzen und damit ist diese Episode für alle, die an viktorianisch-pulpigen Abenteuern ihren Spaß haben, absolut empfehlenswert.

Die neuen Abenteuer des Phileas Fogg 01 – Entführung auf hoher See
Hörspiel
WinterZeit AUDIOBOOKS 2015
ISBN: 978-3-945624-61-6
1 CD, ca. 60 min., deutsch
Preis: EUR 9,99

bei amazon.de bestellen