von Alice

Die Spur führt sie in die Hauptstadt, wo ihr Vater einst ein angesehenes Mitglied der Ingenieursgilde war. Ying hat ihn schon als Kind für seine Erfindungen bewundert und viel Zeit mit ihm verbracht, um gemeinsame Werke zu schaffen. Ihr Vater hätte eine ruhmreiche Zukunft in der Ingenieursgilde haben können, allerdings hat er diese verlassen. Den Grund dafür hat er Ying nie erzählt, doch steht der Mord vermutlich damit in Zusammenhang, deshalb bewirbt sie sich bei der Gilde als Lehrling. Dort sind jedoch keine Frauen zugelassen, weshalb sie sich als ihr Bruder ausgibt. Ihre Täuschung ist erfolgreich, sodass sie von der Gilde tatsächlich aufgenommen wird. Dort findet sie heraus, dass ihr Vater ein Genie gewesen sein muss und zu einer Berühmtheit geworden ist. Die eigene Tochter weiß somit über ihn weniger als alle anderen, doch was der Grund für seinen Tod sein könnte, kann ihr niemand sagen.

Aufgrund ihrer Vorkenntnisse kann Ying fachlich in der Ausbildung gut mithalten und hat Freude daran, jedoch darf ihre Tarnung nicht auffliegen, was bei alltäglichen Dingen, wie Nutzung eines Gemeinschaftsbades bereits problematisch wird. Yings Nachforschungen dauern fast ein Jahr an, weshalb sie genug Zeit hat, Freundschaften zu schließen und sich sogar verliebt und das ausgerechnet in einen Prinzen, der ihr aus unbekannten Gründen hilft. Beinahe verliert sie dadurch ihr eigentliches Ziel aus den Augen, bis sie endlich auf einen neuen, bedeutsamen Hinweis stößt.

„Von Jade und Drachen“ ist aus mehreren Gründen durchgehend spannend. Zunächst gilt es, den Mord aufzuklären. Es gibt immer wieder neue Spuren, die teilweise bedeutend sind oder auch in die Irre führen. Zugleich ist die Neugierde geweckt, an was Yings Vater eigentlich geforscht hat. Da Ying ihren Vater sehr geschätzt hat, kann man richtig mitfiebern, wie sie mehr über ihn herausfinden möchte. Für eine andere Art der Spannung sorgt Yings geheime Identität, denn dadurch wird selbst so etwas Banales wie ein Besuch im Badehaus äußerst spannend und bei der Versorgung von Verletzung, ist die Wunde häufig die geringste Sorge. Als ihr Verehrter ihre Liebe erwidert, gibt es eine weitere Gefahrenquelle für ihr Geheimnis und eine ergreifende Liebesgeschichte dazu.

Yings Ausbildung in der Ingenieursgilde sorgt für eine interessante Abwechslung. Sie findet neue Freunde, denen sie ihr Geheimnis jedoch nicht preisgeben kann und auch Menschen, die ihr das Leben unnötig schwer machen. Einer ihrer Lehrer war einst neidisch auf ihren Vater, weshalb er die Wut auf ihn nun an Ying auslässt. Solange Ying ihre Nachforschungen noch nicht beendet hat, muss sie die Prüfungen bestehen, da sie sonst keinen Zugang mehr zum Gebäude hat. Bei den Prüfungen handelt es sich nicht nur um eine schlichte Beantwortung von Fragen, sondern diese können auch sehr praktisch ausgelegt sein. Unter anderem muss Ying ein fliegendes Luftschiff reparieren. Gelingt es ihr nicht, droht sie abzustürzen.

Als sie endlich herausfindet, warum ihr Vater ermordet wurde, überschlagen sich die Ereignisse. Reichlich überraschende Wendungen und vor allem ein unerwartetes Ende sorgen für Verblüffung. Die Handlung wirkt zwar abgeschlossen, bietet aber gleichzeitig genug Möglichkeiten, an denen man ansetzen kann. Eine Fortsetzung wird voraussichtlich im Juni 2025 erscheinen.

Fazit: „Von Jade und Drachen“ bietet durchgehend Spannung, eine ergreifende Liebesgeschichte und ein hervorragend umgesetztes Setting.

Der Sturz des Drachen 1 – Von Jade und Drachen
Fantasy-Roman
Amber Chen
Cross Cult 2024
ISBN: 978-3-98666-663-7
480 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: 18,00 EUR

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