Der Nekromant 2: Totenkult

Dein ehemaliger Auftraggeber hat dich verraten. Du sinnst auf Wiedergutmachung, doch dann erfährst du, dass das Ende der Welt bevorsteht. Erst Recht, wenn du dich nicht gegen deinen neuen Auftraggeber stellst. Aber wie oft kann man die Seiten wechseln und sich selbst noch im Spiegel ansehen? Und wie soll man neben den übermächtigen Gegenspielern auch noch Gevatter Tod ein Schnippchen schlagen, ohne dass dieser sauer wird? – Für unsereins schwierig, also ein ganz normaler Tag für Conor Night.

von Lars Jeske

Die Tage von Conor „Baron“ Night sind gezählt. Nicht nur, weil er ein Nekromant ist, sondern vielmehr, weil er unheilbar krank ist und immer seine Medizin benötigt. Diese ist teuer und verleitet ihn zu dem einen oder anderen Job. Mit einem etwas zu großen beschäftigte er sich im Auftakt der Reihe „Totennacht“. Leider hat sich am Ende nicht vieles für ihn zum Besseren gewendet. Er ist noch immer so gut wie tot, noch immer pleite, denn wie es den Guten nun einmal geht, wurde er vom Auftraggeber hintergangen und steht ohne Geld da. Dafür ist seine einzige Freundin getötet worden.

In „Totenkult“ hat er nun die Gelegenheit, sich dafür zu rächen. Weiterhin ist er in das Spiel der Häuser integriert und kann sich mit neuer Rückdeckung einmal ganz in Ruhe auf seinen neuen Auftrag konzentrieren. Das sagenumwobene Artefakt namens „Hua“ ist erneut das Objekt für einen Auftraggeber. Aber dann wird die Zeit knapp, die Pläne ändern sich und er wird mit seinem Team gejagt, beschossen und versucht sich für die richtige Seite zu entscheiden. Denn nichts Schlimmeres als das Ende der neuen, magischen Welt steht bevor.

Dann wäre alles wieder normal; aber er tot. Auch an ihm ist es nun, eine Seite zu wählen und zu verhindern, dass das ein oder andere eintritt. Somit ist es quasi schon ein ganz normaler Auftrag, seit er sich mit Haus Red, Haus Black, dem Tod und diversen Dämonen angelegt hat. Zu seinem Glück hat er jedoch sein eingeschworenes Team noch immer dabei, das ihm durch die ein oder andere Wüste helfen. Computerfreak Prithi und der waffenverrückte Egomane Amos mit den derben Sprüchen sorgen beim Leser für gute Laune und Kurzweil. Und da er selber Nekromant ist, gibt es auch die eine oder andere (wiederbelebte) Leiche auf dem Weg …

In der Fortsetzung „Totenkult“ wird die große Gesamtstory der Trilogie weiter fortgeführt. Günstigerweise ist der zweite Roman so geschrieben, dass man auch das Vorwissen hineinkommt. Streckenweise gibt es sogar ein paar zu viele Wiederholungen, aber man wird genügend ins Bild gesetzt. Die Story des zweiten Bandes ist leider etwas schwächer geraten und man muss sich auch schon auf ein paar Unwägbarkeiten einlassen, um diese zu glauben – unabhängig davon, dass es eh um Geister, Nekromanten, Hexer und sonstige magiebegabte Wesen geht. Die Geschichte ist erneut abgeschlossen, dieses Mal jedoch eindeutig mit einem Ausblick darauf, dass ein großes Finale anstehen wird, welches dann hoffentlich im abschließenden Teil der Reihe überzeugen kann. Die Protagonisten Conor, Prithi und Amos sind allesamt Freaks auf ihrem Gebiet, aber trotz ihrer Schrullen hat man sie bereits liebgewonnenen. Conors Spielzeuge (tödliche Würfel und eine dämonische Maske, die nicht verhandelt) sind noch immer ein immanenter, unverzichtbarer Teil der Story und werden auch weiter thematisiert. Dadurch erfährt man mehr über diese und versteht den Zwiespalt des gebrochenen Helden noch besser.

Die neue Geschichte über den Antihelden Conor ist jetzt etwas kürzer, keine 350 Seiten, und davon sind auch nur knapp 300 bedruckt. Ein kurzes Buch zwischendurch ist jedoch auch nicht verkehrt. Die Story hätte zudem nicht mehr hergegeben. Leider gibt es an der deutschen Ausgabe viel zu mosern. Das Cover ist erneut imposant, hat jedoch wiederum nichts mit der Romanhandlung zu tun. Der deutsche Name ist nichtssagend und unpassend und darum geht es im Prinzip auch nicht. „Dead Red“ (so das Original) ist viel besser, schließlich steht erneut Haus Red im Mittelpunkt und ist somit eine schöne Anspielung. Die generelle Wortwahl geht dem Setting entsprechend in Ordnung und der Satzbau ist nunmehr gefälliger, was wir vor allem dem jetzigen Übersetzer Jan Enseling zu verdanken haben. Dadurch liest sich die Geschichte flüssiger, der gewählte Sprachstil geht dabei noch grenzwertig in Ordnung. Sehr umgangssprachlich geschrieben, was für eine in der heutigen Zeit spielende Urban-Fantasy-Geschichte passabel ist. Es wird nicht unnötig derb, ist aber leider auch kein Vergleich zu Seanan McGuire.

Die Story von „Totenkult“ hat mir nicht supertoll gefallen, das Ende hat sich dieses Mal aber zumindest auch angedeutet und war dadurch im Gegensatz zum ersten Teil konsequent und dem Handlungsverlauf angemessen. Unabhängig vom Inhalt gibt es in der Deutschen Übersetzung leider sehr viele Tipp-, Wort- und Grammatikfehler, sodass der ansonsten eher positive Gesamteindruck schon merklich gemindert wurde. Es waren vermutlich nur 50 Stück, aber vor allem durch das kurze Buch von 300 Seiten kamen sie einem wie 100 vor. Gefühlt jede dritte Seite eine Unstimmigkeit quer durch das gesamte Buch nervt schon sehr. Schlimmer sogar, als im letzten „Highlight“ dieser Art vor knapp 60 Büchern („Pakt des Blutes“, 2015).

Fazit: „Totenkult“ von M. R. Forbes ist eine solide Fortsetzung, die man nach Gefallen von „Totennacht“ bedenkenlos wegschmökern kann. Die bekannten Charaktere erleben ein weiteres Abenteuer, welches durch den trockenen Humor der Akteure gewinnt und einen Spannungsbogen hat, welcher den Leser bei der Stange hält. Während die Story akzeptabel ist, ist die deutsche Übersetzung rechtschreibmäßig sehr fehlerbehaftet. Wer darüber hinwegsehen kann und sich schon einmal auf ein Finale im abschließenden Roman „Totentanz“ (geplante VÖ 2019) freuen mag, sollte unbedingt die Fortsetzung lesen.

Der Nekromant 2: Totenkult
Urban Fantasy-Roman
M. R. Forbes
MantikoreVerlag 2018
ISBN: 978-3-96188-005-8
338 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 14,95

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