Der Joker – Die geheimnisvolle Rätselbox

Man stelle sich vor, man säße dem Joker in einem Verhörraum gegenüber, da man ihn wegen des Mordes am Riddler verdächtigen würde. Welche Fragen stellen? Wie auf Antworten reagieren? Wie die Ruhe bewahren und sich nicht zu einer Dummheit provozieren lassen? Denn selbst für den gefährlichsten Gegenspieler Batmans gilt die Unschuldsvermutung! Dieser Comic lässt einen in die Rolle der Polizei von Gotham City schlüpfen, wobei sich schnell ein Nervenkitzel entwickelt. Wird der Joker überführt oder tappen wir weiter in der Dunkelheit?

von Daniel Pabst

Autor des Comics „Der Joker – Die geheimnisvolle Rätselbox“ ist Matthew Rosenberg. Erschienen ist seine Geschichte ursprünglich in sieben Teilen unter dem Titel: „Joker presents: A Puzzlebox“ von 2021 bis 2022. Panini Comics hat nun diese Teile in einer Gesamtausgabe versammelt, die damit 252 Seiten enthält. Am Ende des Bandes gibt es vier Seiten, auf denen die einzelnen Variant-Cover abgedruckt wurden. Zugleich informiert Bernd Kronsbein auf einer Seite mit der Überschrift: „Kopfzerbrechen“ über die Begriffe: „MacGuffin“, „Rätselbox“ und den Film „Die üblichen Verdächtigen“ (1995). Wie passt das zu diesem Comic? Zunächst erinnert „Der Joker – Die geheimnisvolle Rätselbox“ von der Ausgangskonstellation an das Verhör im Film von Bryan Singer. Und gut möglich, dass die Begriffe „Rätselbox“ und „MacGuffin“ im Zusammenhang stehen …

„Wer hat den Riddler getötet?“ hören wir Jim Gordon den Joker im Verhörraum des GCPD fragen. Sein Gegenüber grinst hämisch und beginnt eine Geschichte zu erzählen, die anfangs nichts mit dem – im Kühlraum des GCPD befindlichen – Riddler zu tun haben scheint. In dieser Geschichte kommen allerhand Charaktere aus Gotham City vor, namentlich: Bane, Batman, Black Mask, Catwoman, Clayface, Deathstroke, Dr. Phosphorus, Harley Quinn, Killer Croc, Killer Moth, Man-Bat, Mad Hatter, Mr. Freeze, der Pinguin, Poison Ivy, Professor Pyg, Punchline, der Riddler, Scarecrow und Two-Face. Zur Freude der Gothamer City Polizei befindet sich ein Großteil dieser Charaktere in einer Sammelzelle. Denn wenn nicht der Joker den Riddler getötet haben sollte, hat vielleicht ein anderer aus Jokers Geschichte den Mord begangen – denkt sich die Polizei von Gotham City.

In „Der Joker – Die geheimnisvolle Rätselbox“ gelingt es den Zeichnern und den Künstlern der Farbgestaltung sehr gut zwischen der Gegenwart (dem Verhör) und der Vergangenheit (Jokers Geschichte) zu wechseln. Den Hautstrang im GCPD mit Joker hat – wie auf dem Titelcover einzig abgedruckt wurde – Jesús Merino gezeichnet, während die anderen Stränge von Joshua Hixson, Keron Grant, Dani, Dominike „Domo“ Stanton, Juni Ba, Vanesa Del Rey, Ricardo López Ortiz, Chris Mooneyham, Freddie E. Williams II., Juan Doe, Vincente Cifuentes und Mike Norton entworfen worden sind. Dementsprechend wechseln sich die Stile der Zeichnungen sowie die Farbgebung munter ab. Mal sind die Bilder hell, klar und detailliert, dann wiederum sind sie passend zu einer Höhlenexpedition oder auch in einer Grotte dunkel, unscharf und werden vom Licht der Fackeln erhellt. Ein weiteres Mal hat man den Eindruck, in einem Gemälde von Roy Lichtenstein zu stehen, da die gelbe Farbe um Two Face herum mit den Schriftzügen „Blam! Blam! Blam!“ und „Wraamm!“ kombiniert wird und so das Panel zu einem kleinen Poster wird. Man sollte also wissen, dass es hier teils sehr experimentierfreudig zugeht!

Dass Jokers Geschichte nicht die einzige Version der Geschehnisse bleiben wird, ist kein großes Geheimnis in „Der Joker – Die geheimnisvolle Rätselbox“. Denn je länger die Nacht andauert, desto ungeduldiger werden manche in der Sammelzelle. Wem können Harvey Bullock und Jim Gordon trauen? Welche Rolle nehmen die Polizeibeamten in diesem Spiel ein, die teils übermüdet ihren Routinearbeiten im GCPD nachgehen? Dass in Gotham City auch Beamte bestechlich sind und mitunter dilettantisch handeln, passt zu der düsteren Stimmung dieses Comics. Jedoch verliert der Comic so ein wenig die Spannung, die durch die Verhörsituation bei Zigarettenqualm und Kaffee entstanden ist. Dafür wird die Stimmung durch scheinbare Nebensächlichkeiten gesteigert, wie zum Beispiel wenn es unter den Beamten darum geht, wo man einen Snack herbekommt, und man zu einer Schachtel mit Donuts greift, die einer der Beamten mitgebracht hat …

Jetzt stellt sich nur die Frage, wie das mit dem geheimnisvollen Titel des Comics zusammenhängt? Dass der Riddler ein Faible für Rätsel hat, ist klar. Doch gilt dies auch für den Joker? Ist sein diabolisches Markenzeichen nicht der „tödliche Witz“? Wer die Filme von Alfred Hitchcock gern hat, der kennt den Begriff „MacGuffin“ – und vielleicht die eigenartige Definition Hitchcocks in der „The Dick Cavett Show“ von 1972. Die Rätselbox zieht sich wie ein roter Faden durch den Comic, und durch die vielen Wendungen fragt man sich schon, wie das alles enden wird. Wer eine riesige Anzahl an „Bösewichten“ von Gotham City in Action sehen, Bullock und Gordon bei ihrer Verhörführung begleiten, Batmans Auftritte überraschend finden und nebenbei Zeuge von den Schattenseiten des GCPD sein möchte, der erhält hier einen sehr guten 252-seitigen Comic.

Leseprobe

Fazit: Eine große Anzahl an Künstlern und eine noch größere Zahl an Charakteren aus Gotham City verwandeln die Geschichte von Matthew Rosenberg in einen kriminalistischen Joker-Comic. Die vielen Zeitsprünge und Wendungen sind spannend und actionreich, wenngleich das eigene Miträtseln dadurch immer schwieriger wird. Insgesamt ist „Der Joker – Die geheimnisvolle Rätselbox“ sehr zu empfehlen – und für alle, die sich für die Arbeit der Strafverfolgung interessieren, nochmal um einiges unterhaltsamer.

Der Joker – Die geheimnisvolle Rätselbox
Comic
Matthew Rosenberg, Jesús Merino u. a.
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-2999-0
252 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 29,00

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