Der Ickabog

Der Fantasy-Roman „Der Ickabog“ von J. K. Rowling, der Autorin der „Harry Potter“-Bücher, richtet sich an Kinder ab zehn Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Im mittelalterlichen Königreich Schlaraffien gibt es die Legende des Ungeheuers Ickabog, mit der man kleine Kinder erschreckt. Die Legende wird durch Mutmaßungen, Gerüchte und Intrigen lebendig. Was ist Schein und was Wirklichkeit? Kann der Mythos zum Umsturz führen? Eine interessante politische Parabel zu unserer Zeit mit Fake-News, Hysterie und Politikerkorruption!

von Markus Kolbeck

Das mit 20,- Euro recht preiswerte Hardcover-Buch umfasst 352 Seiten, besitzt kein Lesebändchen und ist mit 34 ganzseitigen, farbigen Kinderzeichnungen aus einem Malwettbewerb illustriert. Der Band ist sowohl im englischen Original (Originaltitel: „The Ickabog“) als auch in der deutschen Übersetzung 2020 erschienen; letztere ist bei Carlsen veröffentlicht worden.

Inhalt

Das Königreich Schlaraffien ist ein wohlhabendes und glückliches Land. Herrscher ist König Fred der Furchtlose, der sich selbst diesen Beinamen gab. Als er in Misskredit gerät und auch noch das Monster Ickabog gesichtet worden sein soll, beschließt er, seinem Beinamen gerecht zu werden und das Ungeheuer zur Strecke zu bringen. Beraten (mehr schlecht als recht) und begleitet wird der König von den Lords Spuckelwert und Schlabberlot. Die Reise führt in die Sümpfe des Nordens, doch es kommt zu einer Tragödie – die Jagd wird abgebrochen. Die Lords schmieden einen intriganten Plan und das Unheil nimmt seinen Lauf!

Die beiden Halbwaisen Lilli und Wim sind schon befreundet, seit sie klein waren. Sie verlieren sich jahrelang aus den Augen. Als 15-Jährige – Lilli hat es in ein Waisenhaus verschlagen, Wim will der Ickabog-Schutzbrigade beitreten – treffen sie wieder aufeinander. An den jugendlichen Protagonisten liegt es nun, unterstützt von ihren Freunden und Verbündeten, das Joch des Unrechts von Schlaraffien zu heben.

Kritik

Die Welt von „Der Ickabog“ ist mittelalterlich, jedoch kommt die Geschichte ohne Magie (in Form von Zaubersprüchen und magischen Gegenständen) und mit wenig Action aus. Ob auch Fabelwesen nicht darin vorkommen, sei hier nicht verraten, denn das mag man selbst herausfinden. Aus diesen Gründen ist es keine klassische Fantasy-Geschichte, eher ein phantastisches Märchen! Es ist somit auch kein neuer Roman à la „Harry Potter“.

Der Roman ist ein politisches und moralisches Lehrstück auf unsere heutigen Verhältnisse und führt das eingangs erwähnte Zielpublikum – ohne durch politische Termini überfrachtet zu sein – an das Thema heran, sodass es zu einer kritischen und reflektieren Haltung angeregt wird. Im Übrigen ist er spannend, unterhaltsam und besitzt die ein oder andere Wendung, vor allem gegen Ende. Dieses ist allerdings etwas sentimental geraten, so muss man unter Umständen doch eine oder zwei Tränen verdrücken!

Aufgrund des geringen Actionanteils und der überwiegend zurückhaltend eingesetzten Gewalt (die Geschichte kommt ohne ausufernde Gewaltbeschreibungen aus), die aber immer mit allen Konsequenzen dargestellt wird, ist das Buch kindgerecht, wenn man sich an die erwähnte Altersempfehlung von zehn Jahren aufwärts hält. Auch sind die 64 Kapitel angenehm kurz gehalten, was Kindern sehr entgegenkommt.

Fazit: J. K. Rowling zeigt mit „Der Ickabog“ einmal wieder, dass sie eine sehr gute Geschichtenerzählerin ist. Die Parabel ist aktueller denn je, wenn man sich den Zustand der Welt mit ihren Lügen, Verleumdungen, Fake-News und den daraus manchmal hervorgehenden Tragödien, auch von den höchsten Stellen ausgehend, ins Gedächtnis ruft. Es gibt aber auch viel Gutes: Liebe, Freundschaft, Mut etc. Die Geschichte wird insbesondere Leser*innen gefallen, die ein politisches und kritisches Bewusstsein haben, beziehungsweise bei jungen Leser*innen ein solches fördern!

Der Ickabog
Fantasy-Roman
J. K. Rowling
Carlsen 2020
ISBN: 978-3-551-55920-3
352 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 20,00

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