von André Frenzer
Gewohnt abwechslungsreich führt uns die „Heldenwerk“-Reihe abermals quer durch Aventurien. Nach dem hohen Norden und dem almadanischen Süden sind wir nun im Westen des Kontinents unterwegs, genauer gesagt in der Seefreiherrschaft von Ila und Eiras vor der albernischen Küste. In diesem doch eher selten besuchten Landstrich leben freiheitsliebende und hartgesottene Menschen, die sich von Wind und Wetter nicht beeindrucken lassen und dem kargen Land alles Nötige für ihr Überleben entreißen.
Bevor ich die eigentliche Abenteuerhandlung eröffne: Es geht kaum ohne Spoiler. Daher empfehle ich allen potenziellen Spielern, direkt zum Fazit vorzuspringen. Nun aber: In eben diese karge Region verschlägt es die Helden, als sie an Bord des Postschiffes Admiral Sanin unterwegs sind. Hier werden sie Zeuge eines handfesten Streits unter Seeleuten, in dessen Verlauf sie den 14-jährigen blinden Passagier Ragnar Askirsson kennenlernen. Setzen sich die Charaktere für den Jungen ein, lädt dieser sie aus Dankbarkeit zu seiner Familie ein – eine waschechte Thorwalersippe, die sich hier abseits der Heimat niedergelassen hat. Beim gemeinsamen Abendessen entbrennt ein Streit zwischen dem älteren Bruder Ragnars und seinem Vater. Als der Junge am nächsten Morgen verschwunden ist und Ragnar seinen Bruder unbedingt suchen will, ist es „Heldenwerk“, der Familie zur Seite zu stehen …
Doch damit längst nicht genug: Während dieser Ereignisse hat sich an Bord der Handelskogge Seestern ein Drama abgespielt. Erst geriet das Schiff in einen Sturm, dann verpatzte ein mitreisender Magier ein Wetterritual. Stattdessen beschwor er einen Dämon aus den Niederhöllen, der in den Zauberer fuhr und die meisten Besatzungsmitglieder tötete, bevor das Schiff an den Felsen einer kleinen Insel zerbarst. Und just auf diese Insel hat es auch den ältesten Spross der Familie Askirsson verschlagen, sodass die Helden auf ihrer Suche nach dem verlorenen Sohn ebenfalls hier eintreffen werden. Werden sie die kommende Nacht überstehen?
Mag die Hintergrundgeschichte recht komplex erscheinen, so dient sie doch einzig dazu, die Bühne für die kommenden Stunden Abenteuer zu bereiten. Und das ist eine recht gelungene Bühne, möchte ich meinen: Mit dem besessenen Zauberer – der selbst gar nichts von seiner Besessenheit ahnt – gibt es einen ungewöhnlichen Gegner. Und auch an einige Optionen, um für etwas Abwechslung zu sorgen, hat der Autor gedacht. Das ist löblich. Schlussendlich bleibt eine recht einfache und überschaubare Handlung. Gerade das ist aber bei einem „Heldenwerk“ sicherlich kein Nachteil, hat man doch nicht das Gefühl, ständig weitere Handlungsfäden improvisieren zu müssen. Mit den unterschiedlichen Figuren und dem stimmungsvollen Setting ist alles notwendige beschrieben, um ein paar unheimliche Stunden auf der Insel verbringen zu können.
Optisch unterscheidet sich „Der Fluch der Seestern“ wieder einmal nicht von den anderen Ausgaben der „Heldenwerk“-Reihe. Das Layout ist bekannt, die Illustrationen machen einen ordentlichen Eindruck. Eine hübsche Karte der Insel, dieses Mal auch fast eine halbe Seite groß, hilft bei der Orientierung. Das Korrektorat hat eine gute Arbeit abgeliefert, so dass ich technisch zufrieden bin.
Fazit: „Der Fluch der Seestern“ bildet eine stimmungsvolle, maritime Schauermär mit überschaubarem Handlungsrahmen und wenig Komplexität ab. Für ein „Heldenwerk“ hat es damit das perfekte Format.
Der Fluch der Seestern (Heldenwerk)
Abenteuerband
Matthias Willems
Ulisses Spiele 2022
ISBN: n.a.
16 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 4,99
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