Das Bärenbuch

„Beyond the Wall und andere Abenteuer“, der vom System-Matters-Verlag auf Deutsch erschienene Retro-Klon, hat nun bereits auch hierzulande einige Jahre auf dem Buckel. Neben einer einzelnen Erweiterung („In die Ferne“) und zwei Abenteuerbänden ist allerdings noch nicht viel Material erschienen. „Das Bärenbuch“ will hier Abhilfe schaffen.

von André Frenzer

Wer „Beyond the Wall“ bereits kennt, der weiß um die oft märchenhafte Atmosphäre, die den Geschichten der Abenteurer aus diesem System innewohnt. Und so verwundert es Kenner der Materie vielleicht nicht, dass mit dem „Bärenbuch“ ein eher ungewöhnlicher Charakter spielbar gemacht wird: der Dorfbär. „Das Bärenbuch“ entwirft eine Welt, in der es intelligente, der Sprache mächtige Bären gibt, die sich abseits der menschlichen Zivilisationen in den tiefen Wäldern ein gemütliches Dasein eingerichtet haben. Und hin und wieder mag es eben eines dieser seltenen Wesen in ein Dorf verschlagen, wo er – nachdem die anfängliche Skepsis überwunden ist – zu einem vollwertigen Mitglied der Gemeinschaft werden kann.

„Das Bärenbuch“ liefert letztendlich alle nötigen Informationen, um Abenteuer mit und rund um diese intelligenten Bären zu erleben. Neben einigen einfachen Zusatzregeln, die das Spielen eines Bären so mit sich bringen, enthält es das obligatorische Charakterbuch, in dem die Vorgeschichte des Bären ausgewürfelt werden kann und seine Attribute und Fertigkeiten festgelegt werden. Einige vorgefertigte Nichtspielercharaktere und Kreaturen, die neben Spielwerten auch rudimentäre Abenteuerideen liefern, runden diesen Teil des Bandes ab.

Die zweite Hälfte des Bandes widmet sich dann dem Abenteuer „Honig im Kopf“. Dieses Szenario ist reichlich märchenhaft gefärbt und führt die Gruppe rund um den Dorfbären in das Dorf Honigmond. Hier gilt es herauszufinden, warum der hier ansässige Honigbär Bruno plötzlich aggressiv geworden ist und einige Dorfbewohner attackiert hat. Natürlich ist die Auflösung der Geschichte um den „Problembär“ ungewöhnlich und erfordert reichlich Einfühlungsvermögen und Einfallsreichtum seitens der Spieler, um zu einem versöhnlichen Abschluss gebracht zu werden. „Honig im Kopf“ bricht dabei mit der „Beyond the Wall“-typischen Tradition der komplett ausgewürfelten Abenteuer. Zwar liefern die Autoren auch hier einige Zufallstabellen mit, um Inspiration und Abwechslungsreichtum anzubieten; tatsächlich folgt das Abenteuer aber einer klassischeren Plot-Struktur als die vorhergehenden Publikationen.

In punkto Layout und Bebilderung erwarten Kenner der Produktreihe keine Überraschungen. Die Bebilderung in sanftem Grün ist gut gelungen, das Schriftbild klar lesbar, die Zufallstabellen optisch deutlich abgesetzt. Man findet sich rasch zurecht und auch das Korrektorat ist gut gelungen.

Fazit:
Zugegeben: „Das Bärenbuch“ behandelt ein reichlich spezielles Thema. Verbunden mit der geringen Seitenzahl macht dieser Umstand „Das Bärenbuch“ eher zu einem Liebhaberobjekt denn zu einem „Must have“. Wer einmal selbst für „Beyond the Wall“ ungewöhnliche Pfade betreten möchte, kann hier dank der hohen Qualität des Materials natürlich dennoch zugreifen.

Das Bärenbuch
Quellen- und Abenteuerband
Sarah Jacob, Karsten Zörner, u. a.
System Matters Verlag 2018
20 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 9,95

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