Cosmic Encounter Duel

Sehr geehrte Aliens. Leider haben wir es versäumt, eine Kopie Ihrer Anträge zur Aufnahme als Zertifizierte Zivilisation in den Cosmic Citizenship Council anzufertigen. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten und bitten Sie deswegen, das Problem untereinander wie zivilisierte Außerirdische zu lösen: Hauen Sie sich die Köppe ein! Gezeichnet, Rixx Nagos, Alienintegrationsbeauftragter.

von Oliver Clemens

Bei „Cosmic Encounter Duel“ wählen die beiden Spieler zu Beginn jeweils eine von 27 unterschiedlichen Alienarten aus, um sie in den interstellaren Zweikampf zu schicken. Diese haben eine oder mehrere Spezialfähigkeiten, die im Detail Einfluss auf den Spielverlauf nehmen. Für Anfänger schlägt das Spiel vor, den „Schwarm“ und den „Primus“ zu spielen. Später warten dann aber unter anderem noch die „Rausschmeißer“, die „Schummler“ oder die „Musiker“ darauf, ausprobiert zu werden. Ein Farbcode von Grün über Gelb zu Rot gibt an, wie komplex das Alienvolk mit seinen Fähigkeiten ins Spiel eingreift, und erleichtert damit die Entscheidung. Grundsätzlich gilt aber immer für eine Partie: Wer mit seinem Raumschiffen zuerst fünf Planeten erobert, gewinnt.

Der Ablauf einer Runde ist durch das Aufdecken von „Schicksalskarten“ gesteuert. Diese bestimmen, ob und unter welchen Voraussetzungen die Aliens um einen Planeten kämpfen oder ob unberechenbare Ereignisse stattfinden werden. Außerdem regeln sie den Nachschub wertvoller Raumschiffe aus dem Warp, diesem geheimnisvolle Ort zwischen den Welten, der dem Spiel als Ablagestapel für im Gefecht verlorene Schiffe dient. Ist eine Schicksalskarte abgehandelt, aktiviert sie wiederum eine neue.



Im Mittelpunkt stehen jedoch immer die taktischen Gefechte um die Planeten. Dabei legen die beiden Spieler zuerst verdeckt fest, wie viele Schiffe sie in den Konflikt schicken werden. Im Anschluss entscheiden die richtige Taktik und ein guter Plan über den Ausgang des Duells. Das regeln prinzipiell die Handkarten, welche Werte zwischen 42 und -2 haben. Zum Ende gewinnt zwar der höhere Wert, aber der Ausgang der Auseinandersetzung kann durch die Art des Aliens und seine Extrafähigkeiten und durch das Schicksal erlangte Verstärkungskarten maßgeblich beeinflusst werden. Reicht das noch nicht aus, zieht ein Spieler dann vielleicht noch ein Ass aus dem Ärmel und greift auf einen verbündeten Botschafter zurück, von dem sein Gegenüber bisher noch nichts wusste.

Aber aufpassen: Diplomatische Bündnisse sind oft nur von sehr kurzer Dauer, weil auch der Gegenspieler durch seine Entscheidungen die Finger im Spiel hat, wer mit wem verbündet sein darf. Wer am Schluss mehr Raumschiffe übrig hat, erobert den Planeten. Der Verlierer zieht sich zurück, bekommt aber einen Bonus, der für die nächsten Gefechte von entscheidendem Vorteil sein kann. So besteht die Strategie auch schon mal darin, einen Kampf absichtlich zu verlieren, um danach fett aufzutrumpfen. Das Spiel endet, wenn das erste Alien fünf Planeten erobert hat oder ein Spieler keine Schiffe mehr besitzt, um sie in das Duell zu entsenden.



„Cosmic Encounter Duel“ fordert von den Spielern eine Menge Hirnschmalz. Durch das Hauen und Stechen um die Planeten entsteht ein taktisches Rennen, bei dem die Ressourcen in Form von Schiffen und Handkarten ziemlich genau verplant werden sollten. Gehen die nämlich aus, steuert die ambitionierte Alienkultur ziemlich sicher auf die Niederlage zu. Mindestens eine halbe Stunde Zeit sollte man für eine Runde schon einplanen. Wer gerne Entscheidungen und deren Ausmaß genau bedenkt, braucht sicher ein bisschen länger.

Die Spielschachtel bietet eine Menge Inhalt. Dabei fällt sofort das quietschbunte Material ins Auge. Alienkarten, Raumschiffe, Warpscheibe, Taktikplättchen, Planetenscheiben – alles ist schrill und farbenfroh, ohne aber zu übertreiben. Der verarbeitete Karton ist dick und wirklich stabil. Mein Lieblingstoken ist der „Bummler“, ein Nicht-Startspieler-Marker, der eine gechillte Alienkatze darstellt und im Fall eines Gleichstands immer die Nase vorne hat. Das Regelheft umfasst 20 Seiten in deutscher Sprache. Diese sind sehr übersichtlich gestaltet. Die Regeln werden in kurzen Sätzen erklärt und passende Beispiele zum besseren Verständnis liefern Klarheit. Dazu kommen noch hilfreiche Illustrationen und Übersichten über die wichtigsten Regeln. Damit sollte wirklich jeder schnell los spielen können.  



Fazit: 10 Jahre nach dem Klassiker „Cosmic Encounter“ kommt mit „Cosmic Encounter Duel“ eine reine 2-Personen-Umsetzung auf den Markt, die das Spielgefühl des Vorgängers hervorragend umsetzt und sich definitiv im Kennerspielbereich ansiedelt. Wer viel Interaktion mit seinem Gegenüber mag und auch nicht davor zurück schreckt, dem anderen mal ordentlich eine einzuschenken, liegt mit Cosmic Encounter Duel genau richtig.

Cosmic Encounter Duel
Brettspiel für 2 Spieler ab 14 Jahren
Frank Brooks
Fantasy Flight Games/Asmodee 2020
EAN: 4015566028852
Sprache: deutsch
Preis: EUR 39,90

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