BRZRKR 1

Ein Mann mit wehendem schwarzen Haar springt aus einem fliegenden Hubschrauber. Ausgerüstet mit einer Pistole und einem Maschinengewehr dezimiert er reihenweise die Bodentruppen, ehe sich sein Team aus US-Soldaten abgeseilt hat. Das nächste Dutzend Feinde schaltet dieser Krieger mit bloßen Händen aus. Das Letzte, was seine Gegner zu Gesicht bekommen ist: Das Gesicht von Hollywood-Star Keanu Reeves?!

von Daniel Pabst

Der kanadische Schauspieler Keanu Reeves ist bekannt als „die“ Hauptfigur in etlichen Kino-Kassenschlagern. Seine bekanntesten Filmreihen sind wahrscheinlich die Action-Blockbuster-Reihen „Matrix“ und „John Wick“. Zuletzt verkörperte Keanu Reeves Jonny Silverhand im populären Video-Rollenspiel „Cyberpunk 2077“, welches vom Entwicklerstudio CD Project Red („Witcher 3“) stammt.

Mit einer Kickstarter-Kampagne im Jahre 2020 in Partnerschaft mit BOOM! Studios („Buffy – the Vampire Slayer“ oder „Coda“) machte der Hollywood-Star den ersten Schritt in die Welt der Comics – denn, so sagte er selbst in der Video-Ankündigung, „Comics are awesome!“ (https://www.kickstarter.com/projects/boom-studios/brzrkr-by-keanu-reeves-matt-kindt-and-ron-garney?lang=de). Das Werk lautet: „BRZRKR“. Dahinter steckt eine moderne, vokalfreie Schreibform, bei der die Vokale weggelassen werden. Fügt man diese ein, so wird aus „BRZRKR“ der Titel des nordischen Kriegers: „Berserker“.

In „BRZRKR“ agiert Reeves nicht nur als Autor, sondern verleiht dem Protagonisten, welchen alle im Werk nur „B“ nennen, sein Äußeres. Matt Kindt komplettiert das Autorenduo dieses Comics. Die Zeichnungen sind von Ron Garney. Mit fast 1,5 Millionen Dollar war die Crowdfunding-Aktion auf Kickstarter ein riesiger Erfolg. Mehr noch: Damit hat diese neue Comic-Reihe Branchenriesen, wie beispielsweise „Batman“ (DC Comics) oder „Spiderman“ (Marvel Comics), im Hinblick auf die Verkaufszahlen eines Comics überflügelt. Selbst Netflix plant eine Adaption der Geschichte von und mit Keanu Reeves. Doch worum geht es in „BRZRKR 1“? Werden Keanu Reeves typische Inhalte gezeigt? Geht es nur um die Action? Was macht die Handlung?
 
Die Erzählung wird durch ein Gespräch zwischen dem wortkargen „B“ und der Psychologin Diana getragen. B berichtet ihr von einem Einsatz in Chile, bei welchem er stark bewaffnete Soldaten buchstäblich in Stücke gerissen hat und sich auch nach Explosionen rasch wieder regeneriert hat. Da tun sich für die Leserinnen und Leser erste Parallelen zu Marvels „Wolverine“ auf, welcher nicht nur für seine Kampfeslust und den unstillbaren Blutrausch bekannt ist, sondern ebenso für die Regenerationsfähigkeit. Es passt, dass der Kanadier in seiner Filmbiographie übrigens gern die Rolle des Wolverine in „X-Men“ (und Folgefilmen) stehen gehabt hätte – sie wurde ihm aber nicht angeboten.

In „BRZRKR 1“ erinnert sich „B“ an seine Geburt und sein Heranwachsen. So lernen wir diese Zeit gemeinsam mit Diana kennen, da Diana den Auftrag hat, herauszufinden, woher seine Kräfte kommen. Und so erfahren wir mit ihr, dass B aus einem nordischen Volkstamm stammt, der vor 80.000 Jahren lebte! Hatten die Götter ihre Hand im Spiel? In den bebilderten Kampfszenen fühlt man sich erinnert an Arnold Schwarzeneggers Darstellung von „Conan der Barbar“. Das lässt einen beim Lesen immer wieder kurz nach Luft schnappen. Farblich ist es Bill Crabtree gelungen, das Blut munter über die Panels spritzen zu lassen. Für Zartbesaitete ist das allerdings nichts.  

Als möglicherweise Halb-Mensch, Halb-Gott erinnert uns „B“ stark an „Kratos“ aus „God of War“, welcher seit letztem Jahr im Comic bei Cross Cult zu sehen ist. Hinter diesen beiden Figuren steckt mehr als der gewalttätige Schlächter – wobei die Action und Gewalt definitiv deren Leben dominieren. Interessant wird es, wenn „B“ erzählt, dass er auf die USA im Unabhängigkeitskrieg getroffen sei und sie damals Whiskey als Schmerzmittel benutzt hätten und bei Schusswunden mit einer Säge zu Werk gegangen seien. In „BRZRKR“ ist die USA weiter fortgeschritten; gleich geblieben ist allerdings, dass gekämpft und gemordet wird. Insofern glorifizieren die Einsätze, in die „B“ vom Militär gesandt wird, einerseits die moderne Kampfführung, andererseits soll der Comic wohl aufzeigen, dass der Krieg auf der Erde – wie „B“ – einfach nicht totzukriegen ist.

Abschließend bekommt man in „BRZRKR 1“ eine 24-Seiten starke Covergalerie geboten, in welcher etliche Künstler ihre Interpretation von „B“ zur Schau stellen. Die Papierauswahl des Bandes, der bei Cross Cult erschienen ist, fühlt sich hochwertig an. Keanu Reeves sagt über seinen Comic im Kickstarter-Video Folgendes: „It’s got action, has a little romance, and it’s about something“.

Leseprobe

Fazit: Der Comic „BRZRKR“ passt zu Keanu Reeves, wie die Faust von „B“, die ins Auge seiner Widersacher trifft. In Keanu Reeves’ Comic-Debüt erfährt man die Vergangenheit und Motivation eines regenerativen Berserkers. Der Schwerpunkt liegt hier aber auf den sehr blutrünstigen Kämpfen. Wem das Lust auf mehr macht, der bekommt schon bald Antworten geliefert, schließlich ist „BRZRKR“ in drei Bänden abgeschlossen. Ein Comic-Debüt, das besonders Fans von „Conan der Barbar“ reizen könnte.

BRZRKR 1
Comic
Keanu Reeves, Matt Kindt, Ron Garney
Cross Cult 2022
ISBN: 978-3-96658-687-0
144 S., Softcover, Deutsch
Preis: EUR 16,00

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