BRex 2023

Wie immer Anfang September findet in Merseburg die alljährliche Presseveranstaltung von BRex-Entertainment statt. Hinter diesem Namen stecken namhafte Brettspielverlage wie Giant Roc, Corax Games, Mirakulus und noch einige mehr. Dementsprechend gab es auf der Bischofsburg Burgliebenau wieder eine Menge zu sehen, zu entdecken und vor allem zu spielen.

von KaiM

Es gab so dermaßen viele Neuheiten aus diesem Jahr zu sehen, dass es trotz aller Bemühungen nicht gelungen ist, alles zu spielen. Mit drei Tagen und 12 Stunden-Schichten wäre es vielleicht gelungen, aber so viel Zeit stand mir leider nicht zur Verfügung. Dennoch habe ich viele Titel genauer unter die Lupe nehmen können. Aber anstatt zu lange zu reden, lege ich lieber mal mit den kleinen Spielen los.

Elawa (Prototyp)
Dieses kleine Set-Collection-Spiel schickt uns in die Jungsteinzeit. Wir sammeln reihum nach einfachen Regeln Ressourcen und Charakterkarten. Die Karten geben uns Punkte, und die Ressourcen werden benötigt, um die Ersteren auszuspielen. Durch eine begrenzte Lagerfläche will genau überlegt sein, welche Ressourcen man nimmt. So entsteht in kurzer Zeit ein spannendes Ringen um die besten Combos.
Ersteindruck: Schnell, reisetauglich, spannend. Das Cover ist aber ein wenig irreführend.
Verfügbarkeit: Keine Info verfügbar.

Eisbrecher (Prototyp)
Ein schnelles Würfelspiel um die meisten Punkte in einer Runde, um möglichst schnell sechs Trophäen zu erlangen und zu gewinnen. Reihum werden Würfel geworfen, um aus der Mitte Würfel draften zu dürfen. Ein kleiner Push-Your-Luck-Mechanismus bringt Spannung und Emotionen am Tisch auf. Nach dem Draften kommt die Punktewertung, die nochmals Glück und taktisches Geschick erfordert.
Ersteindruck: Kann Emotionen wecken, für lustige Kneipenabende in kleiner Runde. Die Regeln sind aber ein wenig zu kleinteilig für den ganz schnellen Einstieg.
Verfügbarkeit: Keine Info verfügbar.

Tribunal 1920
Ein wirklich spannendes kurzes Mindgame, welches wir schon näher unter die Lupe genommen haben. Also will ich hier gar nicht viele Worte darüber verlieren, sondern lieber auf unsere Rezension verweisen. Nur so viel dazu: Mein Ersteindruck war sehr gut. Es geht schnell, es ist spannend und in zwei Minuten aufgebaut und eingepackt.

Schnappschuss
Wir sammeln Fotos, indem wir Karten mit Löchern, mal groß, mal etwas kleiner, aufeinander legen. Wenn durch die Kameralinsen (die Löcher) Tiere zu sehen sind, bekommen wir einen passenden Tierchip. Fotoalben in einer Auslage fordern bestimmte Tiersets und bringen dafür Punkte, wenn man sie denn ergattern kann und mit passenden Tieren füllt. Wer am Ende der kurzen Partie am meisten Punkte hat, gewinnt.
Ersteindruck: Sehr familientauglich.
Verfügbarkeit: Aktuell lieferbar.

Nun kommen wir zu den größeren Titeln. Diese konnten leider, aber logischerweise, nur einmal gespielt werden, somit handelt es sich um einen absoluten Ersteindruck.

Time Capsules
Ein Überraschungsei-Builder. Jede Runde öffnet man zwei von seinen vier Kugeln, um Artefakte, Energie und Credits für den nächsten Zug zu bekommen. Ist man an der Reihe, verbrät man alle Ressourcen, um sich mehr von allem zu besorgen. Nach der Nutzung wird die Beute wieder auf zwei Kugeln verteilt. Hat man nach der zweiten Runde wieder alle vier Kugeln gefüllt, zieht man als nächstes zwei davon zufällig und es geht von vorne los. Interaktion kommt insbesondere durch die Auslage der Artefakte zustande, die man sich gegenseitig wegschnappt. Ansonsten kann man recht unbehelligt an der eigenen Engine basteln, um am Ende als Sieger dazustehen. Ein besonderer Kniff: Durch den Fortschritt auf der Siegpunktleiste bekommt man Risse, die man in seine Kapseln werfen muss. Diese verstopfen nicht nur die Engine, denn hat man bei Spielende zu viele davon, verliert man die Partie unabhängig von den Siegpunkten.
Ersteindruck: Absolut belohnender, aber auch wenig interaktiver Enginebuilder.
Verfügbarkeit: Aktuell lieferbar.

Galieo Projekt
In diesem Spiel rund um vier Jupitermonde heuern wir Personen an und kaufen uns Roboter, um auf den Gesteinsbrocken aktiv zu werden. In diesem Enginebuilder wird eine Aktion oder auch ein Bonus immer stärker, je mehr man sich auf eine Sache konzentriert. Aber auf der anderen Seite bedingen sich die Aktionen und die Boni gegenseitig und somit steckt man in einem ständigen Dilemma.
Ersteindruck: Schön umgesetzt, aber ein generisches Thema ohne gewaltige spielerische Innovation. Aber die ständige Abwägung zwischen den verschiedenen Optionen und verschiedenste Strategien gepaart mit einem variablen Spielaufbau haben mich trotzdem überzeugt.
Verfügbarkeit: Lieferbar ab Ende Dezember.

Bücher der Zeit
In diesem Spiel mit wunderschönem Material schreibt jeder von uns drei Bücher und will am Ende möglichst viel zur Geschichtsschreibung beigetragen haben, was natürlich in Siegpunkten gemessen wird. Dafür nehmen wir Buchseiten, die uns Boni und Aktionen geben, aus einer Auslage und schreiben sie im Laufe des Spiels in unsere Bücher. Dafür wählen wir jede Runde eine von mehreren möglichen Aktionen und führen sie aus. Eine Chronik mit 16 Blättern geleitet uns durch die 16 Spielrunden und gibt uns zudem zusätzliche Aktionsmöglichkeiten. Dabei jagen wir nebenher drei Leisten nach oben, die uns beim Erklimmen weitere Boni und Aktionen ermöglichen. Neben dem Schreiben (Einheften) von Seiten in unsere Bücher, können wir diese dann auch per Aktion aktivieren und müssen anschließend umblättern. Wir programmieren uns durch das Schreiben also gewissermaßen unsere Aktionsmöglichkeiten und lesen uns nebenher durch unsere Bücher. Dieser Aspekt ist mit Sicherheit einer der interessantesten und das Alleinstellungsmerkmal des Spiels.
Ersteindruck: Schnelle Aktionen lassen die Spielzeit trotz der Vielzahl an Möglichkeiten auch mit vier Spielern nicht lang werden. Außerdem ist dieses Spiel auf Kennerniveau, wie eingangs schon erwähnt, wirklich sehr schön gestaltet.
Verfügbarkeit: Aktuell lieferbar.

Amulett
In diesem Abenteuerspiel wird ein Landstrich einer nicht weiter definierten Fantasywelt von fiesen Monstern dunkler Natur geplagt. Werwölfe, Vampire und ähnliche Gestalten kriechen aus den dunklen Höhlen und müssen aufgehalten werden, damit sie nicht über das Dorf herfallen. Wir übernehmen hier je die Rolle von Helden, die sich den Gefahren stellen. Über mehrere Tage bewegen wir uns durch die Landschaft, schnetzeln Monster, reparieren Waffen und besorgen uns Tränke und Zauberspruchrollen. Dabei sammeln wir Erfahrung, um Fähigkeiten freizuschalten, und erhalten Edelsteine, die wir in unser (namensgebendes) Amulett einbauen dürfen. Je schöner das eigene Amulett ist, desto mehr Punkte bringt es am Ende, denn in der kompetitiven Variante, die wir ausprobiert haben, geht es am Ende darum, am meisten Ruhmespunkte gesammelt zu haben. Besonders ist an diesem Spiel der Kampf, denn um die bösen Kreaturen zu besiegen, werden unsere Waffen in Form von Puzzleteilen auf die Monster gelegt. Bestimmte Felder müssen abgedeckt werden, um zu gewinnen, wieder andere bringen Schätze oder Verletzungen mit sich.
Ersteindruck: Stimmungsvoll und ein spannender Spagat zwischen Eurogame und typischen Dungeon Crawlern.
Verfügbarkeit: Aktuell lieferbar.

Helden müssen draußen bleiben
Es kommt so niedlich daher: Süße Zeichnungen im Comic-Stil und Holzmonster, die aus einer Spielekiste im Kindergarten stammen könnten. Aber man darf sich nicht täuschen lassen, denn dieser Deckbuilder ist gar nicht so einfach, wie er aussieht. Wir übernehmen die Rolle von knuddeligen Monstern, die ihr Dungeon gegen Helden verteidigen müssen, die eindringen, um ihre Schätze zu stehlen. Sollten die Helden es bis in die Schatzkammer schaffen und dort den größten Schatz an sich reißen, haben die Monster verloren. Halten die Verteidiger hingegen bis zum letzten Helden aus, haben sie es geschafft und die Runde gewonnen. Jedes der neun Monster hat dabei sein individuelles Deck mit eigenen Fertigkeiten. Es gibt Kämpfernaturen, Unterstützer und Verteidiger und eine gute Verteilung der Rollen ist auch durchaus notwendig, um eines der Szenarien zu gewinnen, die je mit einem individuellen Aufbau und Bosshelden aufwarten. Dabei dringen jede Runde Helden in das Dungeon ein und die Spieler müssen sich gegen sie zur Wehr setzen sowie das eigene Deck möglichst sinnvoll aufrüsten, um dem finalen Ansturm standzuhalten.
Ersteindruck: Das Spiel wurde auf der Veranstaltung umlagert und pausenlos gespielt. Es ist niedlich, herausfordernd und hat in der Erstpartie wirklich Spaß gemacht.
Verfügbarkeit: Lieferbar ab Ende September.

Buru
Ein Bietspiel, bei dem wir unsere Kräfte einsetzen, um den Naturgeistern zu huldigen und mit Hilfe von Dorfbewohnern und Opfergaben am Ende am meisten Punkte zusammenzubekommen. Wir haben jeder fünf Steine unterschiedlicher Stärke, von denen wir abwechselnd vier Stück in vier unterschiedlichen Bereichen einsetzen, ohne die Stärke zu offenbaren. Anschließend werden die vier Bereiche abgehandelt, wobei man mit dem höchsten Einsatz auch die besten Optionen zur Auswahl hat. Man sammelt Ressourcen, wirbt Dorfbewohner mit Spezialfertigkeiten an, setzt diese ein und bringt schließlich Opfergaben, die für das Spielende am meisten Punkte versprechen.
Ersteindruck: Über mehrere Runden gespielt, ist man immer involviert und hat immer was zu tun. Dabei ist das Spiel nicht unnötig kompliziert und in der Deluxeausgabe sehr schön anzuschauen.
Verfügbarkeit: Lieferbar ab Ende Oktober.

Die Waldlande
Süße Tiere schlagen sich durch einen Wald, um einen schrecklichen Oberbösewicht zu besiegen. Dabei gibt es Ausrüstungskarten und individuelle Sonderfertigkeiten, die man sich erarbeiten muss und die im großen Endkampf oder auf dem Weg dorthin von Nutzen sein können. Mit Hilfe von Würfeln bestimmen wir die Aktionen jeder Runde und erkunden in 4X-Manier den Wald.
Ersteindruck: Spielerisch auf einfachem Niveau, ist dieses sehr schön produzierte Abenteuerspiel eigentlich perfekt für Familien. Die hier und da unnötig komplizierten Regeln haben den Spielfluss jedoch gestört.  
Verfügbarkeit: Aktuell lieferbar.