Blackout

Ihr erinnert euch an Chicago? Die einstige Metropole, die von Bugs überrannt wurde und im Chaos versank? Jetzt ist Detroit dran, und die Ereignisse überschlagen sich! Seattle und St. Louis erklären ihre Unabhängigkeit von den UCAS, Detroit wird von den Bugs heimgesucht, ganze Städte leiden unter Strom- und Matrixausfällen. Diese und andere unerklärliche Phänomene erschüttern die Ordnung der UCAS, die zu zerfallen droht und den Notstand ausruft.

von Juntone

Zum Inhalt

„Blackout“ ist eines der ersten Quellenbücher für „Shadowrun 6“ und wird als Kampagnenband angeboten. Zur Einstimmung gibt es die Kurzgeschichte „Chaos“ von RJ Thomas, die von der Operation „Lettisches Gambit“ handelt, und den Leser hautnah an der Schlacht in Detroit, zwischen Bugs und menschlichen Verteidigern, teilhaben lässt.

Chaotisch und scheinbar ohne roten Faden geht es auch weiter, Kapitel mit Namen wie „Ausbruch in Detroit“, „Geisterarmee“, „Blackout“ und „Ucrash“ befassen sich mit den Ereignissen, die Ende 2080 die Ordnung der UCAS erschüttern. Ohne chronologische Zusammenfassung, teils als Auszug einer Geschichte, teils aus Ich-Perspektive – durchsetzt mit einer Vielzahl von Jack-Point Diskussionen. Wer hier Antworten sucht, wird leider enttäuscht.

Der Megakonzern Ares Macrotechnology, der vermeintlich am Disaster in Detroit verantwortlich ist, verlagert kurzerhand seinen Hauptsitz nach Atlanta – die Seedrachin erhebt Besitzansprüche in Seattle. Was das miteinander zu tun hat – na ja, es passiert eben alles Ende 2080.

Mal geht es um Politik, dann um die verborgenen Bedrohungen und dann doch wieder um Macht – oh, und eigentlich um bisher nicht erwähnte toxische Magie, Insektenschamanen, bösartige Shedim. Klingt alles interesant? Schattengeister, Shedim und toxische Magie – schön das die Autoren sowas thematisieren, weil es gerade für eingefleischte „Shadowrun“-Spieler mal nach etwas neuem klingt – aber leider ist nichts davon verwertbar, ohne sich selbst Regeln dafür auszudenken, da das Buch keinerlei Regeln oder sonstiges beinhaltet. „Blutmagie“, „Die Infizierten“, „Insektenschamanen“? Nur damit ihr es mal gehört habt und wisst, dass es sowas auch gibt, aber nein, auch hier Regelflaute, vielleicht in einem der kommenden Erweiterungsbände.

Zwar werden viele interessante Ideen für Abenteuer genannt, wie etwa die Teilnahme am Kampfgeschehen in Detroit,  Kopfgeldjagd in heiklen Gebieten, und anderes – nur leider ohne konkrete Informationen wie NSC-Beispielcharaktere, Werte für Insektengeister oder sonstiges wie Karten, Pläne oder Ausrüstung.

„Der Staub legt sich“ und „Panikvermeidung in der ADL“ sind die abschliessenden Kapitel, die ihren Fokus auf Großbritannien und eben die ADL legen. Die Auswirkungen der Ereignisse in den UCAS machen sich auch hier bemerkbar. Fesselnde Geschichten vermischt mit drögem Politik-Insiderwissen – weit ausschweifende Erzählungen über Zusammenhänge im Metaplot.  

Bewertung

„Blackout“ ist ein insgesamt unterhaltsam geschriebener Quellenband, der im Aufbau an alte Quellenbücher erinnert. Die Sprünge in Stil und Perspektive erschweren allerdings das sinnerfassende Lesen. Für Fans, die viele Romane gelesen und die Geschichte der sechsten Welt verfolgen, ist „Blackout“ ein umfassendes Buch, das ein wenig Licht in die Halbschatten der Sechsten Welt dringen lässt. Leider ziemlich illustrationsarm.

Als erstes Quellenbuch für „Shadowrun 6“ verfehlt „Blackout“ aber in meinen Augen seinen Kernzweck: dem Spieler und Spielleiter einen Überblick zu veschaffen – sowohl in geschichtlicher als auch spieltechnischer Hinsicht. Ein Quellenbuch sollte aus meiner Sicht nicht nur Infos liefern, sondern diese auch spieltechnisch verwertbar machen – sprich NSC-Beispielcharaktere lifern, Werte und Veranschaulichungen für Insektengeister, wenigstens Beispiele für erwähnte Shedim, Schattengeister und toxische Magier. Auf Einsteiger wirkt sowas, denke ich, eher abschreckend, weil der Leser mit der vollen Komplexität konfontiert wird und nur spärliche Antworten auf offengelegte Fragen bekommt. Für kreative und erfahrene Spielleiter aber sicher ein Quell an Inspiration, wenn auch mit viel Eigenarbeit verbunden.

Fazit: Ein bisschen weniger ausführliche Metaplot-Beschreibung, dafür mehr handfeste Informationen, die sich im Spiel verwerten lassen – dann wäre „Kampagnenband“ eine zutreffende Beschreibung für dieses Buch gewesen. Eigentlich ist die Story ja gerade irre spannend, aber die Umsetzung finde ich etwas mau. Schade. Ich denke, da hätte man mehr draus machen können.

Blackout
Quellenband
RJ Thomas, Jason M. Hardy, Tobias Hamelmann u.a.
Pegasus Press 2020
ISBN: 978-3-95789-325-3
188 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 19,95

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