Fürchte das Dunkel

Mit der „Woche des Todes“ erschüttert eine globale Terrorwelle die Sechste Welt. Der Quellenband „Fürchte das Dunkel“ beleuchtet die Hintergründe dieses Ereignisses und trägt Informationen zu verschiedenen Akteuren und deren Zielen zusammen.

von Sebastian Eibl

Da es sich bei „Fürchte das Dunkel” um einen Quellenband handelt, der den Metaplot von „Shadowrun“ beschreibt, enthält diese Rezension naturgemäß Spoiler.

Inhalt

In der „Woche des Todes“ tritt die Fraktion der Disianer zum ersten Mal direkt und aktiv auf. Die Disianer sind metaplanare Wesen, die das Mana der Sechsten Welt ernten wollen, um damit ihre eigene Welt vor dem Untergang zu retten. Dieses Vorhaben verfolgen sie bereits seit einiger Zeit. Sie haben sich bisher aber hauptsächlich damit begnügt, die Sechste Welt zu infiltrieren und mächtige Entscheidungsträger zu korrumpieren. Das hat sich nun geändert, und ein großer, potenziell die Welt verändernder Konflikt ist ausgebrochen. Viele versuchen in dieser Situation einfach nur zu überleben. Einige wenige, allen voran die großen AAA Konzerne, versuchen natürlich Profit für sich herauszuschlagen.

Das erste Kapitel fasst die aktuelle Situation zusammen. Wie für „Shadowrun“-Publikationen üblich, wird alles von verschiedenen Persönlichkeiten kommentiert, die das Gesagte einordnen, mit Gerüchten anreichern oder einfach ihre Meinung dazu kundtun.

Im zweiten Kapitel werden die Verbündeten der Disianer und ihre Pläne vorgestellt. Hier dreht sich alles um die  sogenannten Ernter-Maschinen, mit denen das Mana aus der Welt abgesaugt werden soll. Dafür müssen passende Orte gefunden, die Maschinen gebaut und alles geschützt werden. Ebenfalls werden die mutierten metamenschlichen Soldaten der Disianer, die Chimären, beschrieben. Kapitel drei beschäftigt sich anschließend mit den Gegnern der Disianer und Kapitel vier mit den noch unentschlossenen Fraktionen. Hervorzuheben ist hierbei die „Graue Zelle“, die öffentlich für die „Woche des Todes“ verantwortlich gemacht wird, aber eigentlich gegen die Disianer agiert.

In Kapitel fünf werden die aktuellen Brennpunkte aufgelistet. Neben einer Einordnung, in wessen Hand sich die Region aktuell befindet, gibt es auch eine kurze Beschreibung der Lage. Im anschließenden Kapitel sechs werden mehrere Mini-Abenteuer vorgestellt und in Kapitel sieben Ereignisse, die parallel zum Konflikt mit den Disianern stattfinden.

Nach den Kapiteln, die sich mit der aktuellen Lage beschäftigen, gibt es noch ein Kapitel mit Werten für neue Gegner, Waffen und andere Gadgets. Abgeschlossen wird der Band mit ein paar Seiten über die Lage in der ADL und mit den überarbeiteten MEGAPULS-Ausgaben.

Kritik

Der Band ist handwerklich gut gemacht und genau so aufgebaut, wie man es von einer „Shadowrun“-Publikation gewohnt ist. Die eingestreuten Geschichten und der „shadow talk“ lockern den Band angenehm auf. Die Bilder sind passend und die Texte angenehm lesbar. Der wohl größte Kritikpunkt für mich ist, dass die Disianer als ausschließlich Böse dargestellt werden. Gerade die Ambivalenz in der „Shadowrun“-Welt hat für mich einen besonderen Reiz. Nach aktuellem Informationsstand sind die Disianer aber ausschließlich gefährlich für die Welt. Dadurch werden die Runner wohl kaum in moralische Konflikte geraten, wenn sie gegen die Disianer vorgehen.

Aus Sicht der Spielleitung enthält der Band wenig direkt Verwendbares. Die Fraktionsbeschreibungen sind auf einem sehr hohen Level (so macht etwa Wuxing Logistik für Reagenzien). Das hilft zwar, die Konzerne einzuordnen, enthält aber kaum direkt am Tisch Verwendbares. Ebenfalls werden keine spannenden Orte für Runs beschrieben. Die interessantesten Orte sind vermutlich die Ernter. Zu diesen gibt es aber kaum Informationen, sodass hier die Spielleitung selbst tätig werden muss. Ebenfalls sind die Beschreibungen der einzelnen Regionen der Welt sehr knapp. Da es sich um eine globale Bedrohung handelt und die Beschreibungen Regionen auf der ganzen Welt abdecken, ist dies vermutlich zu erwarten.

Die Mini-Abenteuer bestehen, abgesehen vom Treffen mit Mr. Johnson, meist aus nur einer Szene, und die Handlungen enthalten kaum Überraschungen. Sie eignen sich daher als spontaner Einschub in eine bestehende Kampagne. Allerdings gilt es zu beachten, dass viele der Informationen, die Mr. Johnson den Runnern ausgehändigt (Pläne, Beschreibungen, etc.) nicht ausgearbeitet im Buch vorliegen. Hier ist Eigeninitiative oder Improvisationstalent gefordert.

Bei den neuen Gegenständen sind hauptsächlich die neuen Möglichkeiten gegen Magie interessant. So gibt es neue Munition und Panzerung speziell gegen Magie. Die neuen Gegner (Chimären) sind hauptsächlich bereits bekannte Variationen von Drohnen und Geistern im Gewand von Mutanten. Der „Herstellungsprozess“ der Chimären und der alternative Weg der Disianer, Magie zu wirken, bringt allerdings Abwechslung an den Spieltisch.

Fazit: Persönlich würde ich mir einen weniger globalen und dadurch mehr von einfachen Shadowrunnern beeinflussbaren Plot wünschen, der zudem weniger schwarz und weiß ist. Davon abgesehen liefert der Band alles, um in „Shadowrun“ gegen „Aliens” zu kämpfen, falls man das will. Spannend bleibt zu sehen, ob diese globale und existenzielle Bedrohung für die Sechste Welt von den Autoren genutzt wird, tiefgreifende Veränderungen der Welt herbeizuführen.

Shadowrun: Fürchte das Dunkel
Quellenband
Pegasus Spiele GmbH 2024
ISBN: 978-3-96928-128-4
206 S., Hardcover
Preis: 39,95 EUR

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