Batman – Die Reise 1 (von 2)

Wie wurde Batman zu demjenigen, den wir aus Comics, Verfilmungen, Hörspielen und Videospielen kennen? Was wir wissen, ist, dass Bruce Wayne in seiner Kindheit seine Eltern verlor und als Waise von seinem Butler Alfred großgezogen wurde. Doch welche weiteren Erlebnisse bedurfte es, damit er die Transformation zum außergewöhnlichen geflügelten Streiter für Gerechtigkeit machte? Begeben wir uns auf die Spuren der Reise …

von Daniel Pabst

Dieser erste von insgesamt zwei Comic-Bänden mit dem Titel „Die Reise“ wurde entworfen von Chip Zdarsky. Mit dem Zeichner Carmine Di Giandomenico zeigt er den Weg von Bruce Wayne zur ikonischen Figur namens „Batman“. Dies beginnt beim Psychiater Hugo Strange, der mittels Hypnose versucht, Bruce zu therapieren und  ihm sein Kindheitstrauma erträglicher gestalten möchte. Nach einem Abstecher in Bruce Waynes Schulzeiten folgen seine Studienjahre. Danach geht es für uns mit ihm von Frankreich über Nordkorea bis nach Russland. Erinnert das nicht entfernt an Jules Vernes Roman „Reise um die Erde in 80 Tagen“ aus dem Jahre 1873?   

Was bei diesem Comic von Beginn an richtig Laune macht, ist, dass Chip Zdarsky bekannte „Batman“-Motive aufgreift und weiterentwickelt, ohne dass es gekünstelt oder aufgesetzt wirkt. So sind mit Alfred Pennyworth, Hugo Strange, Henri Ducard und Meister Kirigi bekannte Figuren aus dem „Batman“-Universum vertreten. Hinzu kommen neue Charaktere, die mit Avery Oblonsky, Anton und Gray Shadow spannende Facetten verkörpern. So macht das Lesen sogar für Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger Spaß, da man die wichtigsten Hintergrundinformationen beiläufig erzählt bekommt. Aber lohnt sich der Kauf auch für alle Batman-Fans?

Diesbezüglich fällt das Urteil folgendermaßen aus: Es lohnt sich, da neben der inneren Zerrissenheit von Bruce Wayne sehr gut darstellt wird, wie er sich dazu entscheidet, seine Kräfte für das Gute einzusetzen, anstatt in die Welt des Verbrechens abzugleiten. Es lohnt sich weiter, da die Begegnungen in den Ländern auf seiner Reise abwechslungsreich sind und jeweils wie eine eigene abgeschlossene Kurzgeschichte wirken. Es lohnt sich zudem, da die Zeichnungen von Carmine Di Giandomenico mit den Farben von Ivan Plascencia sehr gut auf die Geschichte von Chip Zdarsky abgestimmt sind und die Atmosphäre und die Gefühle angenehm transportieren.

Fragt sich nach all des Lobes nun, warum das in diesem Comic behandelte Motiv der Transformation von Bruce Wayne in Batman selbst nach 156 Seiten – und trotz eines angekündigten zweiten Bandes (4. April 2023) – nicht langweilig wird. Nun, das liegt daran, dass in jedem Land eine neue Eigenschaft von Batman „erlernt“ wird. Dadurch ist es immer wieder aufs Neue unterhaltsam. Kombiniert wird diese Entwicklung dann mit spannenden Rahmenhandlungen. In Paris (Frankreich) jagt während Bruce Waynes Aufenthalt ein Serienmörder durch die Stadt, in den Bergen von Paektusan (Nordkorea) wird es spirituell und actionreich zugleich und in Russland bekommen wir es mit dem KGB zu tun. Geht es abwechslungsreicher?

Die Zeichnungen enthalten neben den gekonnt eingesetzten Schatten einen schön anzusehenden Effekt, der an einen Zeitraffer oder Stop-Motion-Film erinnert. Wenn Bruce Wayne zum Beispiel am Barren seine Muskeln stählt, ist er gleich zwölf Mal in einem (!) Panel zu sehen (elf Mal davon in hellen Blautönen – was seine vielen Bewegungen in der Luft bis zur Landung auf dem Boden darstellen soll). Dadurch wird das Gezeichnete besonders lebendig. Gekonnt sind auch die vielen Andeutungen einer zu erkennenden Fledermaus(-silhouette) – obwohl Bruce Wayne in diesem ersten Teil zu keiner Zeit im typischen Batman-Outfit zu sehen sein wird!

Abschließend hat „Batman – Die Reise 1 (von 2)“ den ein oder anderen sexy Auftritt zu bieten. Lucie, alias „Gray Shadow“ (oder auf Deutsch „Grauer Schatten“) – bei der so mancher Fan sofort an eine gealterte Catwoman denkt –, ist als Diebin in Paris geschickt als Einzelgängerin unterwegs. Als Bruce Wayne auf diese Verbrecherin trifft, entwickelt sich eine brisante Beziehung, die Gray Shadow zu mehr als einer Nebenfigur macht. Und dann werden sogar zwei Küsse zwischen den beiden getauscht! Dieser Part des Comics wird sehr sicher für viele Leserinnen und Leser zum absoluten Highlight von „Batman – Die Reise 1 (von 2)“ zählen …

Leseprobe

Fazit: Dieser „Batman“-Comic ist kein gewöhnlicher Comic über Bruce Wayne. Es wird die „Verwandlung“ als eine „Reise um die Erde“ präsentiert. Sowohl für Neueinsteiger und Neueinsteigerinnen als auch für langjährige Batman-Fans ist das ein Genuss. Das Erzähltempo ist moderat und wird mit schönen Zeichnungen komplettiert. Es bleibt sehr zu wünschen, dass auch der zweite Band von „Batman – Die Reise“ im kommenden Jahr so positiv in Erinnerung bleiben wird. Dann nämlich wird man diesen Comic sehr gern erneut aus dem Regal nehmen, um sich mit Bruce Wayne (und Gray Shadow) wieder und wieder auf die Reise zu begeben.

Batman - Die Reise 1 (von 2)
Comic
Chip Zdarsky, Carmine Di Giandomenico
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-3015-6
156 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,00

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