Batman – The World

Obwohl Batman und Gotham City untrennbar zusammengehören – der Mann hat die Stadt und die Stadt den Mann geformt –, ist der Dunkle Ritter schon immer ein globales Phänomen. In den Comics hat er, als Teil der Justice League, mehr als einmal diese Erde (und andere Erden) gerettet. In der Realität wird er auch weit über die Grenzen der USA, seines Entstehungslandes, gelesen und geliebt. Nun zollt ein tolles Comic-Projekt diesem Umstand Tribut: „Batman – The World“.

von Kurt Wagner

Für die Kurzgeschichten-Anthologie „Batman – The World“ wurden Comic-Künstler aus insgesamt 14 verschiedenen Ländern versammelt, die Batman in ihren kurzen Storys jeweils in ihr Heimatland reisen lassen, wo er dann ein kleines Abenteuer mit reichlich Lokalkolorit erleben darf. Die Reise beginnt (natürlich) in den Vereinigten Staaten und führt dann über Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland sowie Tschechien, Russland, die Türkei und Polen gen Osten. Nach einem Abstecher in Richtung Südamerika mit Mexiko und Brasilien, schließt der Band dann mit Ausflügen nach Fernost – genauer nach Südkorea, China und Japan – ab. Das ist eine tolle, internationale Mischung. Auffällig ist nur das Fehlen von Australien und Indien. Außerdem wäre ein Beitrag vom afrikanischen Kontinent oder aus Skandinavien schön gewesen. Es ist also noch Luft für eine Fortsetzung.

Die 14 Geschichten sind sehr unterschiedlich im Tonfall. Nach einer Einführung aus den USA (von Brian Azzarello und Lee Bermejo), die eher einem bildgewaltigen aber inhaltsarmen Prolog als einer Geschichte ähnelt, knistert er gleich mal in Frankreich, in Paris – der Stadt der Liebe –, zwischen Batman und Catwoman (verantwortlich dafür: Mathieu Gabella und Thierry Martin). Batmans Spanienreise (von Paco Roca) hat danach geradezu satirische Züge, sein dramatischer Kampf um die Seele eines jungen Mannes in Italien (von Alessandro Bilotta, Nicola Mari und Giovanna Niro) wird auf interessante Weise – und passend – rückwärts erzählt.

In Russland wirft Kirill Kutuzov (mit Egor Prutov und Natalia Zaidova) einen liebevoll-kritischen Blick auf das, was Batman eigentlich sein sollte, und das, was er in den letzten Jahren überwiegend war. Und im japanischen Manga-Beitrag (von Okadaya Yuichi) wird Batman gar zum Symbol, an dem – knapp, aber prägnant – Fragen des freien Denkens und der Pressefreiheit behandelt werden. Der deutsche Beitrag (von Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant) entführt Batman übrigens in die Bayerischen Alpen, wo er mit zwei Umweltaktivisten und dem Joker zusammenstößt und die (hierzulande durchaus aktuelle, wenn auch im Erzählkontext sehr überspitzt dargestellte) Frage im Zentrum steht, wie weit man für den Kampf gegen den Klimawandel gehen darf und sollte.

In fast allen Geschichten geht es also nicht nur darum, dass Batman in ein Land reist und da einen Bösewicht zur Strecke bringt. Es geht auch um schlaglichtartige Einblicke in die dortige Mentalität und Kultur. Mal werden landesspezifische Klischees aufgegriffen, dann wieder kurze touristische Infohappen geboten oder gesellschaftliche Probleme thematisiert (lesenswert hierzu: der Beitrag aus Brasilien). Das lässt diese Anthologie zu einem wirklich tollen Projekt werden, das nicht nur einen gut durchdachten Fokus hat, sondern durch sehr individuelle Ansätze erfreut. Und natürlich durch die globale Kooperation.

Fazit: Ein Beispiel, das gern Schule machen darf. „Batman – The World“ versammelt eine tolle Riege an Künstlern von überall auf der Welt und gestattet ihnen, ihre Vision des Dunklen Ritters kurz zu präsentieren. Mal humorvoll, mal dramatisch, mal mit politischer Botschaft – die Beiträge sind so abwechslungsreich, dass keine Langeweile aufkommt. Klar, komplexe Handlungen oder Charaktere darf man von Kurzgeschichten, die nur wenige Seiten umfassen, nicht erwarten. Dennoch machen die knackig erzählten Episoden Spaß. Ein zweiter Band mit Beiträgen etwa aus Indien, Österreich, Ägypten, Finnland, Israel, Kolumbien, Südafrika oder Australien wäre absolut wünschenswert.

Batman – The World
Comic
Katie Kubert, Andrew Marino (Hrsg.)
Panini Comics 2021
ISBN: 978-3-7416-2463-6
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 20,00

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