von Alice
Die Handlung spielt zwischen 819 und 824 und erzählt die Vorgeschichte von Roshan, die eines Tages Basim Ibn Ishaqs Meisterin wird. Roshan ist Tochter einer persischen Familie und wird als Sklavin verkauft, was zu dieser Zeit ein häufiges Schicksal von Frauen ist. Sie gerät damit in die Zwangsehe eines grausamen Mannes und soll ihm Nachwuchs gebären.
Roshan findet jedoch einen Ausweg aus diesem düsteren Leben: Ein raffinierter Erfinder erkennt ihre Intelligenz und bietet ihr einen Neubeginn an. Sie darf Lesen und Schreiben lernen, was für eine Frau eine Seltenheit ist. Im Gegenzug dazu soll sie für ihn geheime Aufträge ausführen, denn bei seinen Erfindungen handelt es sich häufig um außergewöhnliche Mordwaffen. Ihre Aufgabe erledigt Roshan geschickt und erfolgreich, bis sie eines Tages in Gefangenschaft gerät. Ihre Geschichte geht jedoch weiter, denn ihr gelingt ein Ausbruch und sie findet einen neuen Auftraggeber, für den sie ein geheimnisvolles Objekt stehlen soll, das auf der Seidenstraße nach Persien transportiert wird.
Für diese Mission arbeitet Roshan dieses Mal in einer Gruppe zusammen, was sie nicht gewohnt ist. Es fällt ihr schwer, den anderen zu vertrauen, was sich sogar als berechtigt herausstellt, denn es gibt in den eigenen Reihen einen Verräter. Somit darf man sich auf mindestens eine überraschende Wendungen gefasst machen.
Die Handlung ist eher einfach gehalten und hat wenig Tiefgang, dennoch erlebt man durchgehend Spannung und einige actionreiche Szenen, was für einen „Assassin’s Creed“-Roman passend erscheint. Der Bezug zu den historischen Details fehlt allerdings. „Assassin’s Creed“ ist eigentlich dafür bekannt, dass detailreich auf reale historische Ereignisse eingegangen wird, welche daraufhin mit Fiktion verbunden werden. Der Bezug dazu bleibt in diesem Roman jedoch eher oberflächlich. Das Ambiente an sich kommt dagegen gut zur Geltung. Der Konflikt zwischen Templern und der Bruderschaft, welcher sich durch die „Assassin’s Creed“-Reihe zieht, wird erst gegen Ende der Geschichte relevant. Dies mag zunächst merkwürdig erscheinen, hat aber seine Berechtigung.
Der Schreibstil liest sich durchgehend flüssig, wodurch man der Handlung gut folgen kann. Nur die Zeitsprünge sorgen hin und wieder für Verwirrung. Gelegentlich fühlt man sich aus spannenden Szenen herausgerissen, und um Verwirrung vorzubeugen, sollte man stets sehr genau auf die Jahreszahlen zu Kapitelbeginn achten, damit man sofort weiß, welchem Handlungsstrang man gerade folgt. Da die Ereignisse nur wenige Jahre auseinanderliegen, könnte das sonst etwas untergehen. Der Vorteil der Zeitsprünge liegt vor allem darin, noch mehr Spannung aufzubauen.
Mit Roshans Vorgeschichte erhält man einen direkten Bezug zum Videospiel – Fans können sich somit darauf freuen, mehr Hintergründe zu erfahren. Vorkenntnisse sind dennoch nicht erforderlich, weshalb jeder an dem Roman Freude haben kann, der einfach eine spannende Meuchelmörder-Geschichte lesen möchte.
Fazit: „Die Tochter von Niemandem“ eignet sich sowohl für Fans, die mehr über Roshans Vergangenheit erfahren möchten, als auch für jeden, der eine spannende, kurzweilige Meuchelmörder-Geschichte lesen möchte.
Assassin‘s Creed – Mirage – Die Tochter von Niemandem
Fantasy-Roman
Maria Lewis
Cross Cult 2024
ISBN: 978-3-98666-448-0
384 S., Softcover, deutsch
Preis: 16,00 EUR
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