von Shadow

Gemeinsam oder auch allein schlüpft man in die Rolle eines Abenteurers, der sich in den Tiefen einer Zwergenmine befindet, sich jedoch nicht mehr daran erinnern kann, warum er dort ist. Nun versucht man herauszufinden, was der Grund des Aufenthalts sein könnte, und stellt fest, dass gefährliche Wesen ebenfalls in die Mine eingedrungen sind. Dadurch steht man vor der Entscheidung, wie viel Zeit man sich für eine ausführliche Erkundung noch nehmen möchte oder ob es besser ist, gleich einen Ausweg zu suchen – denn auch an diesen fehlt jegliche Erinnerung.

Neue Informationen erhält man durch insgesamt rund 100 etwa DIN-A6 große Spielkarten, die man nacheinander durchliest. Bei den meisten Karten schreitet die Handlung zu einem gewissen Teil voran, daraufhin steht man vor Entscheidungsmöglichkeiten, die den weiteren Verlauf beeinflussen. Hierbei versuchen die Spieler Gefahren bestenfalls aus dem Weg zu gehen, aber gleichzeitig wichtige Ereignisse nicht zu verpassen. Die Entscheidungen fallen schwer, da meist nicht offensichtlich ist, welche Folgen diese haben. Der Autor gibt zwar Denkanstöße, führt die Spieler aber auch gern in die Irre. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird man mehrere Versuche benötigen und von vorn beginnen, um unterschiedliche Wege ausprobieren. Die Entscheidungen der Spieler beeinflussen in erster Linie, wie gut man auf die finale Begegnung vorbereitet ist und wie die Geschichte endet. Die Handlung an sich verläuft linear und unterscheidet sich somit nur in Details.

Im Laufe des Abenteuers hat man die Möglichkeit, Gegenstände zu erhalten und die Werte des Helden zu verbessern. Als Werte stehen Stärke, die Würfelproben aller Art erleichtert, und Willenspunkte zur Verfügung, die der Lebenskraft entsprechen, aber auch die Würfelchance beeinflussen. Gegner haben ebenfalls diese beiden Werte und werden durch Würfelglück beeinflusst. Dieser Glücksfaktor sorgt somit für einen unterschiedlichen Verlauf der Geschichte. An dieser Stelle interessant ist, dass ein verlorener Kampf nicht immer bedeutet, dass man auch stirbt. Beim Finale erwartet die Spieler ein Gegner, der es in sich hat. Selbst wenn man gut durch das Abenteuer gekommen ist, wird das eine schwierige Begegnung, weshalb man viel Würfelglück benötigt.



„Andor Story Quest“ sorgt für ein außergewöhnliches Spielerlebnis, da es in erster Linie darum geht, gemeinsam eine spannende Geschichte zu erleben, und Spielelemente wie das Auswürfeln der Kämpfe eher Nebensache sind. Die Spieler lesen sich gegenseitig die Texte vor und entscheiden gemeinschaftlich, wie es weitergehen soll. Die Spieleranzahl ist hierbei grundsätzlich unbegrenzt – es ist auch möglich, das Abenteuer allein zu beschreiten. Egal wie groß die Gruppe ist, man hat immer nur einen Charakter zur Verfügung. Wer „Die Legenden von Andor“ bereits gespielt hat, wird den Helden „Fenn“ beziehungsweise die Heldin „Fennah“ wiedererkennen. Beide haben wieder die gleichen Eigenschaften und unterscheiden sich nur durch das Geschlecht, somit hat das strategisch keine Auswirkungen auf den Spielverlauf. „Andor“-Fans können sich auf Wiederbegegnungen mit bekannten Charakteren und Wesen freuen. Neue Spieler haben nun Gelegenheit, diese kennenzulernen und müssen nicht befürchten, dass ihnen etwas entgangen ist, denn Hintergrundwissen über „Andor“ ist für das Verständnis dieser Geschichte nicht notwendig. Nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch erkennt man „Die Legenden von Andor“ wieder, da auf die bekannten Illustrationen zurückgegriffen wurde. Diese zeigen sich detailreich und in harmonischer Farbgebung. Im Laufe des Abenteuers bekommt man erfreulicherweise mehrere illustrierte Spielkarten zu Gesicht.

Der Erzählstil sorgt für Spannung und eine stimmige Atmosphäre, was mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führt, dass man beide Kapitel am Stück spielen möchte. Bei einer Spieldauer von insgesamt 2-3 Stunden ist dies gut an einem Abend machbar. Selbst wenn man zwischendurch von Neuem anfangen muss, kommt man gut in der eingeschätzten Zeit durch. Das ist zwar praktisch, allerdings wäre eine längere und tiefergehende Handlung auch schön gewesen. Sobald man alle interessanten Entscheidungsvarianten ausprobiert hat, gibt es für „Andor Story Quest“ keinen Wiederspielwert mehr, jedoch kann man damit anderen noch eine Freude machen. Das qualitativ hochwertige Spielmaterial und die Tatsache, dass davon nichts verbraucht wird, lässt dies zu.

Fazit: „Andor Story Quest“ bietet eine gelungene Unterhaltung für einen Abend der etwas anderen Art, denn das bisher eher wenig verbreitete Spielprinzip sorgt für ein neues, interessantes Erlebnis. Am liebsten würde man noch tiefer in die Geschichte eintauchen und weitere Abenteuer erleben.

Andor Story Quest – Dunkle Pfade
Spiel ab 1 Spieler
Stefan Blanck
Kosmos 2021
EAN: 4002051698973
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 14,99

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