Abenteuer in Übersreik – Wenn Blicke töten könnten

Einfach mal schnelles Geld machen und den Bautrupp eines Kaufmanns bewachen: Klingt nicht nach einer großen Herausforderung. Kentern des Frachtkahns während der Reise und Retten der Mitreisenden? Nervig, aber gehört halt zum Leben dazu. Ebenso wie dieser unfreundliche zwergische Vorarbeiter im Lager. Doch der Mord am Auftraggeber und monströse Spuren in der Nähe ... jetzt reicht es! Flucht oder Monsterjagd?

von Ansgar Imme

Das mit fast 30 Seiten längste und damit umfangreichste Kurzabenteuer zum neuen „Warhammer Fantasy“-Regelwerk in der vierten Edition von Cubicle 7 beziehungsweise Ulisses Spiele kann ebenso wie die anderen Szenarios kostenfrei beziehungsweise per „Pay what you want“ in deutscher Übersetzung im Ulisses E-Book-Shop heruntergeladen werden. Als weiterer kleiner Vorgeschmack auf die anstehende Abenteuer Anthologie „Raue Nächte & harte Tage“ sowie auf die legendäre Kampagne „Der innere Feind“ bietet das Abenteuer einen schnellen Einstieg in die „Warhammer“-Welt und deren Besonderheiten.

Das Abenteuer gliedert sich in sieben Kapitel und ein Nachspiel und weist sogar einen kleinen Anhang mit Karten und Handouts auf. Die Charaktere werden in Übersreik von einem Kaufmann angeheuert, um sein Lager zu bewachen, aber auch bei einigen Tätigkeiten anzupacken. Neben dem Kaufmann selbst können die Charaktere bereits einige der Arbeiter aus dem Wandervolk der Strigani kennenlernen und ihnen helfen, als das Schiff zu kentern droht.

Im Lager zeigt sich, dass der Auftrag nicht ganz so einfach wie versprochen ist. Der Bau einer Mühle kommt einfach nicht voran. Der Kaufmann ist mit seiner Geschäftspartnerin sowie dem zwergischen Vorarbeiter über Kreuz, das Geld wird immer weniger, der ständige Nebel und Albträume unter den Arbeitern sorgen für Verstimmungen und schlechte Laune.

Ermittlungen der Charaktere können sowohl einige der Hintergründe klären als auch dazu führen, dass sie einen unheimlichen Steinkreis mit seltsamen Zeichen in der Nähe des Lagers finden. Als schließlich ihr Auftraggeber tot aufgefunden wird und man die Spuren eines riesigen Monsters entdeckt, liegt es an den Charakteren, den Mord aufzuklären und dem Monster ein Ende zu bereiten. Doch wie so oft bei Warhammer ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Und das Monster ist nicht das einzige Problem.

Im Gegensatz zum Szenario „Nacht des Blutes“ ist „Wenn Blicke töten könnten“ deutlich umfangreicher, bietet verschiedene Schauplätze, eine größere Anzahl Charaktere und mehrere Herausforderungen. Trotz eines groben roten Fadens der Ereignisse bieten sich verschiedene Herangehensweisen an, und vor allem die Interaktion mit mehreren Nichtspielercharakteren kann mehr oder weniger umfangreich gestaltet werden. Während es sich bei „Nacht des Blutes“ eher um eine kurze Ermittlung mit schnellem Ende handelt, bei dem nicht wesentlich von der Haupthandlung abgewichen wird, kann hier flexibler agiert werden (ohne Wertung, dass das andere schlechter ist, es handelt sich dort nur um ein kurzes Szenario). Die Interaktion und Nachforschungen können kürzer oder länger ausgestaltet werden, und es besteht auch die Möglichkeit, Teile auszulassen.

Einige Handlungsstränge oder Ideen, wie Nachforschungen in einer nahen Stadt oder Folgeszenarios nach dem Ende des Abenteuers, werden nur angerissen und bedürfen der genaueren Ausarbeitung durch den Spielleiter. Das bietet sowohl Spielern als auch dem Spielleiter hier eine höhere Flexibilität, erfordert aber auch etwas Ideenreichtum. Die Handlung ist noch nicht zu komplex, ermöglicht aber schon einen tieferen Einstieg und keinen komplett linearen Handlungsstrang. Der Spielleiter wird zudem noch durch einige Karten und Handouts unterstützt. Wer kein „Warhammer“-Liebhaber ist, kann dabei durchaus auch einen Blick hineinwerfen, da das Abenteuer an sich nicht zu tief mit der „Warhammer“-Welt verwoben ist und unter Umständen auch in anderen Welten spielen könnte.

Fazit: So wie „Nacht des Blutes“ einen kurzen und schnellen Einstieg für einen oder vielleicht zwei Spielabende in die „Warhammer“-Welt bot, können Spieler mit „Wenn Blicke töten könnten“ schon mehrere Spielabende eintauchen und bekommen eine komplexere Handlung serviert. Auch hier findet sich eine schöne Mischung aus Spannung, Düsternis und menschlichen Abgründen, wie es „Warhammer“ immer wieder auszeichnet.

Abenteuer in Übersreik – Wenn Blicke töten könnten
Abenteuerband
Dave Allen
Ulisses Spiele 2020
ISBN: n. a.
28 S., PDF, deutsch
Preis: kostenfrei (bzw. Pay What You Want)

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