Doodle Dungeon

Habt ihr euch je einen eigenen Dungeon, in dem ihr Horden an tödlichen Monstern in engen Korridoren haltet, erträumt? In „Doodle Dungeon“ seid ihr Eigentümer eines Dungeons. Doch zu Beginn erblickt ihr in diesem nur gähnende Leere. Also auf zum „Dungeonbaumarkt“ und zur Monstertaverne, um diesem großen, leeren Gemäuer etwas Leben einzuhauchen und Abenteuerinnen und Abenteuer anzulocken!

von Daniel Pabst

Das Spiel „Doodle Dungeon“ aus dem Jahre 2020 ist bei Pegasus Spiele erschienen. Autor des Spiels ist Ulrich Blum, bekannt unter anderem durch „Minecraft Builders & Biomes“ und „Man muss auch gönnen können“. Die Spieleranzahl beträgt 2 bis 4 Personen, und das Spiel beinhaltet insgesamt einen Block an 100 Dungeonblättern, 100 Wertungsblättern, 60 Karten, 4 Würfel, 4 Spielfiguren, 4 Stifte, 4 Zeichenschablonen, 1 Radiergummi, 1 „Startspieler“-spitzer, 1 Anleitung und 1 Beiblatt.

Bekannte Illustrationen – neuer Spielspaß!

Die markanten Illustrationen des Spiels, die einen bereits auf der Verpackung anlachen, stammen von John Kovalic. John Kovalic ist der Zeichner des bekannten Kartenspiels „Munchkin“, welches in deutscher Sprache ebenfalls bei Pegasus Spiele erscheint. Die ikonischen, überspitzten Fantasy-Zeichnungen, die diesem Urgestein der Kartenspiele gerade seinen Charme verleihen, werden hier also weitergeführt.

Trotz des gleichen Art-Stil müssen die Kennerinnen und Kenner von „Munchkin“ hier keine Angst vor einer „Laufenden Nase“ haben oder euren Spielleiter mit Süßigkeiten bestechen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber groß, dass diejenigen, die Gefallen an der „Munchkin“-Welt haben, sich auch mit Doodle Dungeon schnell anfreunden werden. Die Anleitung ist mit dem passenden (stumpfen) Humor ausgestattet, der „Munchkin“ bereits über Jahrzehnte begleitet hat. Statt einem Startspielermarker gibt es einen Startspitzer (für die dem Spiel beiliegenden Bleistifte geeignet) und wer den eigenen Fähigkeiten, gut zu „doodlen“ (auf Deutsch zu kritzeln), nicht traut, darf die Formen von Goblin-, Ork- oder Drachenköpfen mittels einer beiliegenden eigenen Schablone zeichnen.

Werdet bei „Doodle Dungeon“ zu Innenarchitektinnen und Innenarchitekten eures eigenes Dungeons. Das Bauen und Führen eines Dungeons kennt man vielleicht aus Videospielen, wie dem recht modernen „Dungeons 3“ oder dem Klassiker „Dungeon Keeper“. Erfahrene Spielleiter von Rollenspielen (RPG) kennen sich zudem mit dem Gestalten von Dungeons bestens aus. Aber auch in Brettspielform ist das Halten eines Dungeons bereits in Spielen wie „Boss Monster“ oder „Dungeon Lords“ umgesetzt worden. Wie also ist „Doodle Dungeon“ in dieses Genre einzuordnen?

Wie funktioniert das Spiel?

Zu Beginn ist der Dungeon leer. Auf dem DIN-A4-Papier bietet sich dementsprechend viel Platz für fiese Fallen und grässliche Monster, welche zukünftigen „heroischen“ Helden, die sich durch eure Dungeons schnetzeln möchten, das Leben schwermachen werden. „Flip-and-Write-Spiele“ sollten seit dem Dauerspielehit „Der Kartograph“ allen ein Begriff sein. Ihr deckt Karten von einem Deck auf und anschließend zeichnen alle etwas auf den eigenen Block. So weit, so gut und so beliebt.


    Der Inhalt ist bunt und vielfältig.

Bei „Doodle Dungeon“ gibt es drei Phasen. In der Phase 1 „Dungeon Bauen“ sammelt ihr im Laufe von 14 Runden das Personal und die Ausstattung eures Dungeons. Dies funktioniert wie folgt: Zu Beginn einer Runde werden je nach Spieleranzahl 3, 4 oder 5 Karten vom verdeckten Kartenstapel aufgedeckt, die anschließend von den Spielerinnen und Spielern nacheinander ausgewählt („gedraftet“) werden. Hier hat man beispielsweise die Wahl zwischen einem „Talisman“, einem „Heiltrank“ oder einer „Ork-Keule“. Ignoriert zunächst den Namen und den oberen Effekt der Karte. Diese werden erst in der übernächsten Phase des Spiels relevant. Momentan sollte sich der Fokus der unteren Hälfte der Karten widmen, wo ihr erkennt, was ihr durch das Wählen dieser Karten auf das Papier vor euch zeichnen dürft.

Insgesamt gibt es 60 Karten, die in der ersten Phase des Spiels jede Menge Wände, Fallen, Monster, Schätze und Aufwertungen („Kreuze“ ) anbieten. Wollt ihr einen Dungeon mit einer Horde an lästigen Goblins oder doch lieber wenigen mächtigen, feuerspeienden Drachen? Auch kann man sich auf Fallen und Mauern spezialisieren oder einen passenden Mix wählen. Beim Einzeichnen der verschiedenen Elemente müsst ihr euch natürlicherweise an das geltende Gesetz, das mitgelieferte DungeonBauGesetz, kurz DuBauG halten. Was wäre schon ein echter, böser Dungeonmeister, wenn er sich nicht klar an die vorgeschriebenen Regeln halten würde? So gilt gemäß Kapitel 2, § 5 Absatz 1 DuBauG: „In amtlichen Dungeons sind 3 unterschiedliche Arten von Monstern zugelassen: Goblins, Orks und Drachen“. Jedoch gilt die Ausnahme davon gemäß Kapitel 2, § 5 Absatz 2 DuBauG: „Das Dungeonsbauamt darf auf Antrag Sondergenehmigungen für andere Monsterarten erteilen“. Die Anleitung kommt zusätzlich mit lustigen Zitaten daher. Zu nennen sei der Satz: „Einen Helden entkommen zu lassen, ist für einen seriösen Dungeonmeister ziemlich peinlich“ oder „Die Wahl der Karte ist ein zweischneidiges Langschwert“ sowie „Offenbar hast du beim Anheuern in der Monstertaverne nicht die mutigsten Exemplare erwischt“.

Ein Dungeon mit vielen Mauern
    Ein Dungeon mit vielen Mauern.

Zurück zum Spielablauf und Phase 2. Diese lautet „Heldenweg festlegen“. Wie der Name sagt, wird hier der Weg festgelegt. Nachdem das „Drafting“ absolviert wurde, muss jeder sein Dungeon-Tableau an seinen linken Nachbarn weiterreichen. Dieser schickt dann den eigenen tapferen Helden in den entsprechenden Dungeon. Dafür wird eine eigene designierte Route durch den Dungeon gezeichnet. Hier ist es von großer Bedeutung, zwischen Nutzen und Risiko abzuwägen. Zum einen versucht man, möglichst viele der Monster im Dungeon zu besiegen. Zum anderen wird man dafür belohnt, wenn der Held kaum Schaden nach dem Verlassen des Dungeons erlitten hat. Sinken die Lebenspunkte des Heldens auf 0, so stirbt dieser einen „Heldentod“. Das ist grauenvoll, aber nur wenn es dein eigener Held war! Du als fieser Dungeon-Lord hoffst genau darauf, dass die naiven, fremden Abenteurer nach einem Besuch bei dir nicht wieder den Heimweg antreten können. Das gibt nicht nur fette Bonuspunkte am Spielende, sondern bewahrt auch die heimische Monsterpopulation davor, das Zeitliche zu segnen und sichert dir deine geheimen Schätze. Die Phase wird beendet dadurch, dass jede und jeder seinen Dungeon mit dem fremden Helden zurückerhält.

Dann kommt es zu Phase 3 „Dungeon Verteidigen“. Jede der gewählten Karten hat zusätzlich noch einen Effekt, der in der dritten Phase von großer Bedeutung ist. Mit diesem Effekt könnt ihr nämlich den eigenen Dungeon vor den hoffentlich kläglichen Versuchen des übermotivierten Helden verteidigen oder einem Helden beim Erobern der Dungeons der Mitspieler etwas unter die Arme greifen. Es werden in der entsprechenden Zugreihenfolge Karten ausgespielt, die dann miteinander konkurrieren können und so die Durchquerung des Dungeons vereinfachen oder erschweren. Hier kommen auch die Würfel (W10) zum Einsatz, die die Stärke der Monster immer wieder neu festlegen. Um eine gewisse Stabilität der Stärke zu schaffen, kann man in Phase 1 auch Karten mit Aufwertungen („Kreuzen“) wählen, die dann für sich eingetragen werden, und den Grundwert der Stärke erhöhen.


    Ein anderer Dungeon mit vielen Monstern.

Nach Phase 3 werden abschließend die Siegpunkte gezählt. Es gibt Punkte für jeden, durch den gegnerischen Helden nicht geraubten, Schatz, für jeden überlebenden Goblin, Ork und Drachen und Bonuspunkte, wenn der fremde Held den „Heldentod“ gestorben ist. Ist er stattdessen leider deinem Dungeon entkommen, so gibt es einen Punkt Abzug für dich pro Lebenspunkt, welchen er nach Verlassen deines Gebäudes noch besitzt.

Warum sollte man „Doodle Dungeon“ spielen?

„Doodle Dungeon“ kommt in einer großen Schachtel daher sowie einer langen (16-seitigen) Anleitung und einer Spielzeit von 45-60 Minuten. Das beigefügte Material lässt keine Wünsche offen, und es wurde an Stifte, Spitzer und Radiergummi gedacht. Die Blätter sind doppelseitig bedruckt, sodass für viele weitere Partien gesorgt ist. Neben der sehr gelungenen gestalterischen Umsetzung, überzeugt das Spiel auch inhaltlich. Es macht Spaß, den eigenen Dungeon zu besiedeln und dabei die Bewohner selbst einzuzeichnen. Gelegenheit, diese Zeichnungen zu verfeinern besteht immer dann, wenn ein anderer Spieler Karten auswählt, sodass man am Ende auf kreative, individuelle Dungeons blickt. Wer nicht gut zeichnen kann, hat durch die Schablonen Hilfe erhalten und auch in der Anleitung wurde eine Seite der sogenannten „Kleinen Zeichenschule“ gewidmet.

Letzte Vorbereitungen
    Letzte Vorbereitungen.

Es bietet sich an, nach Phase 1 des Spiels, beim Auswählen einer eigenen Route durch den gegnerischen Dungeon, kurz in sich zu gehen. Sodann aber steigt die Action beim Durchschreiten eines fremden Dungeons und beim Verteidigen seines eigenen. Durch das Ziehen des vorher „gedrafteten“ Decks wird mittels einer Kombination an Taktik und Glück das Spielgeschehen bestimmt.

Möchte man versuchen, strategisch zu spielen, so empfiehlt sich „Doodle Dungeon“ nicht als Spiel für Kinder und Familien, die nur nach einem simplen, portablen „Roll-and-Write-Spiel“ suchen. Hat man aber bereits das Sortiment an „Roll-and-Write-Spielen“ durch oder einfach Interesse an Abwechslung, so bietet „Doodle Dungeon“ auch dieser Zielgruppe unterhaltsame Stunden. Zumal einem hier durch die Karten ein „Flip-and-Write-Spiel“ geboten wird.

Action im Dungeon
    Action im Dungeon.

Es ist besonders der Charme des Spiels, der bei Rollenspielern oder Freunden des Fantasy-Genres zu Begeisterung führen kann. Der Wiederspielwert ist gegeben. Glaubt man, die perfekte Strategie für den eigenen Dungeon gefunden zu haben, so machen einem die Karten oder Mitspielerinnen und Mitspieler schnell einen Strich durch die Rechnung. Kaum ist eine Runde gespielt, möchte man einen neuen, anderen Dungeon erstellen.

Fazit: „Doodle Dungeon“ kombiniert die spaßigen Elemente aus „Munchkin“ mit einem modernen Flip-and-Write-Mechanismus. Hat man sich einmal durch die ausführlichen Regeln gekämpft, ist das Spiel schnell zu spielen. Dem Untertitel in der Anleitung ist daher nichts mehr hinzuzufügen: „Ein (helden)überwältigendes Zeichenspiel“.

Doodle Dungeon
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren
Pegasus 2020
Ulrich Blum
EAN: 4250231717833
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 24,95

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