Zombicide: Invader – Black Ops

Wenn Marines in schwarzen Power-Rüstungen auftreten, kann man davon ausgehen, dass die Kacke wirklich am Dampfen ist. So auch auf dem Rohstoff-Planeten PK-L7, auf dem eine Horde Xenos durchgedreht ist und jetzt die Wissenschaftler und Bergbauarbeiter umbringt. Eigentlich sollte das Black Squad ja eine Spionagezelle im PK-System ausheben. Aber das hier verspricht viel mehr Spaß zu werden …

von Frank Stein

„Black Ops“ ist eine Erweiterungsbox für das Brettspiel „Zombicide: Invader“. Da sich am Spielprinzip grundsätzlich wenig ändert, werde ich hier nicht alles nochmal erzählen, sondern verweise auf die beiden Rezensionen zu „Zombicide: Invader“ und „Zombicide: Dark Side“. Irritierenderweise behauptet das Spiel in der Anleitung, dass man für „Black Ops“ „Invader“ oder „Dark Side“ bräuchte. Beziehungsweise dass die Missionen mit „Dark Side“ gespielt werden können. Das ist falsch! Man braucht zwingend die Box „Zombicide: Invader“, denn die Spielpläne aller 10 Missionen benötigen Kartenteile aus der „Invader“-Box. Außerdem wird hier mit Fäulnis-Zonen („Invader“) gearbeitet, allerdings nicht mit Schacht-Zonen („Dark Side“). Entsprechend würde ein Xeno-Kartenstapel aus „Dark Side“ mit seinen Karten „Schacht-Brut“ ins Leere laufen – zumindest bis das Minen-Monstrum auf dem Tisch liegt. Natürlich kann man Ausrüstungskarten, Überlebende und auch die Miniaturen der Arbeiter, Jäger und Berserker mischen, wenn man gern mehr Abwechslung auf dem Tisch hat. Das nur vorweg.

Was bietet „Black Ops“ nun? Von allem etwas mehr, möchte man sagen. Zum einen 6 neue Helden in der Box, alles harte Soldaten des Black Squad. Deren Startfähigkeiten (in vielen Partien der wichtigste Part des Fähigkeiten-Sets) sind überwiegend nützlich zu nennen. Maria reagiert mit ihren „Kampfreflexen“ schnell auf jede Art von Xeno-Brut-Aktivitäten. Solomon bekommt einen Extrawürfel bei Nahkampfangriffen. Fiona kann sich einmal pro Runde für 1 Aktivierung 2 Felder und dabei ein Feld (samt Xenos) sozusagen überspringen. Extrem hilfreich, um Zielplättchen einzusammeln. Jean ist ein „Geborener Anführer“ und vermag in seinem Zug einem anderen Überlebenden eine freie Aktion zu geben, was die Flexibilität erhöht. Kyle hat „Verbesserte Sinne“ und kann damit in Räumen auf größere Entfernung (und in Dunkelheit) schießen. Einzig Andrei ist mit seiner „Verspotten“-Fähigkeit etwas nutzlos, denn Verspotten ist taktisch oft nur schwierig einzusetzen, ohne sich dabei in große Gefahr zu bringen.


    Das Spielmaterial weiß zu überzeugen.

Ein guter, aber nicht außergewöhnlicher „Krabbler“-Bot erhöht die Auswahl an Maschinen-Miniaturen. Sehr genial ist dagegen das „Meteor“-Geschütz, das bis zu drei Felder weit in gerader Linie je einen Xeno einfach tötet, ohne jeden Würfelwurf. Man muss also diese Monstren nur in die richtige Zone locken. Apropos Monstrum: Mit dem Moloch-Monstrum kommt ein weiteres Exemplar ins Spiel, das allerdings nur auf Fressen aus ist, also keine Zonen in irgendeiner Weise korrumpiert wie die anderen Monster. Dafür kann es nicht besiegt durch konventionelle Waffen werden. Man muss eine Auto-Kill-Option wie Höllenfeuer, die seismische Granate oder eben das Meteor-Geschütz zum Einsatz bringen, um es zu fällen.


    Ansturm der Xenos - schon in der ersten Mission geht es rund.

Ansonsten enthält die Box 3 neue Kartenteile, deren Eigenheit vor allem die neue Raumart der Xenium-Zonen sind. Dabei handelt es sich um Fäulnis-Zonen (siehe „Zombicide: Invader“), in denen sich Blasen der hochreaktiven Energiequelle Xenium gesammelt haben. Schießt man gezielt darauf, kann man ein Höllenfeuer entfachen, das erfreulich reinigend bei großen Xeno-Horden wirkt. Darüber hinaus gibt es ein paar zusätzliche Plättchen (Türen, Lärm, Xeno-Brut, Fäulnis, etc.), die Aktivierungs-Karten für das Moloch-Monstrum sowie 27 Ausrüstungskarten und schließlich 6 weitere Überlebenden-Tableaus aus Plastik samt Markierungsstiften, die allerdings nur gebraucht werden, wenn man wirklich mit mehr als 6 Spielern spielen will (bis zu 12 ist laut Regelwerk so möglich, wenn jemand etwa eine „Zombicide“-Party zu feiern gedenkt).  


    Wenn Xeno-Horden nahen, helfen nur automatische Waffen!

Der Kern der Erweiterung ist sicher das Kampagnenbuch mit 10 neuen Missionen. Diese erzählen von der Landung des Black Squads auf PK-L7 und dem Versuch der Spezialeinheit, die Lage zu klären. Leider bleibt die Story hinter den Erwartungen zurück. So wogt das Kampfgeschick in den kurzen Intro-Fluff-Texten der Missionen zwar hin und her und in Mission 4 wird auch angedeutet, dass man dem Geheimnis der Xeno-Infizierung näher kommt. Letzten Endes gibt „Black Ops“ aber genausowenig Antworten wie „Invader“ oder „Dark Side“. Man merkt sehr deutlich: Das narrative Element ist eher schmückendes Beiwerk, ein bisschen was, um die Atmosphäre vorzubereiten. Im Grunde ist „Zombicide“ auch im SF-Setting ein taktisches Miniaturenspiel, dessen Einzelmissionen „nur“ neue Herausforderungen darstellen, die man als Spieler zu überwinden hat. Das macht großen Spaß, keine Frage! Allerdings darf man keine echte Geschichte erwarten wie etwa bei den Kampagnen von „Star Wars: Imperial Assault“ oder „Sword & Sorcery“.


    Manchmal muss man schmerzliche Opfer bringen, um zu überleben.

Der Schwierigkeitsgrad der Missionen ist etwas davon abhängig, wie man „Black Ops“ mit „Invader“ verbindet. Mischt man das Moloch-Monstrum einfach in den Xeno-Brut-Kartenstapel werden die Missionen spürbar kniffliger, denn plötzlich sind nochmal deutlich mehr Monstrum-Aktivierungskarten im Deck und schnell sind beide Ungetüme auf dem Spielbrett und eifrig am Zerstören. Ob man sich das geben will, muss man schlicht nach 1 bis 2 Probepartien entscheiden. Ansonsten sind die Missionen knackig, aber mit etwas taktischem Geschick und Würfelglück durchaus zu meistern. Die Extra-Power der Soldaten (vor allem, dass sie gleich zu Beginn eine Fernkampf- und eine Nahkampfwaffe haben, also immer irgendwie agieren können) macht sich hier positiv bemerkbar.


    „Warhammer 40.000“-Inqusitoren? Nein! Das Black Squad im Gruppenbild.

Fazit: „Zombicide: Black Ops“ bietet im Wesentlichen von allem mehr. Mehr Überlebende, ein zusätzliches Monstrum, mehr Kartenteile, mehr Ausrüstung, mehr Missionen. Die Spezialfähigkeit von Anführer Jean (außerhalb von Kickstarter-Exclusives bis jetzt einzigartig) und das Meteor-Geschütz sind für mich die besten neuen Elemente. Auch ansonsten gibt die Box keinen Anlass zur Klage. Das Spielmaterial ist bekannt hochwertig und die Missionen jede für sich spannend. Aber es ist eben nichts wirklich Neues. Wer also „Dark Side“ mit seinem Green Squad schon besitzt, mag sich fragen, ob er „Black Ops“ mit seinem Black Squad auch braucht – oder anders herum. Zumal der Preis für das, was geboten wird, vergleichsweise hoch ist.

Zombicide: Invader – Black Ops

Brettspiel für 1 bis 12 Spieler ab 12 Jahren
Raphaël Guiton, Jean-Baptiste Lullien, Nicolas Raoult
CMON/Asmodee 2020
EAN: 4015566601406
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 59,95

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