von André Frenzer
Zunächst: Die weitere Zusammenfassung des Abenteuers enthält Spoiler und sollte daher nicht von Spielern gelesen werden! Das Abenteuer „Wolf und Wal“ spielt hoch im aventurischen Norden. Genauer gesagt beginnt es mit der Ankunft der Helden in Riva. Riva, die große Handelsstadt an Ifirns Ozean, lebt in freundlicher Nachbarschaft zu den Nivesen. Gerade im Winter sind die Bürger Rivas darauf angewiesen, dass diese Nomaden mit ihren Karen-Herden Halt in der Nähe der Stadt machen, stellen die Tiere doch eine wichtige Versorgungsquelle für die Stadt dar. Kein Wunder also, dass die Bevölkerung unruhig ist, bleiben die wandernden Stämme der Nivesen in diesem Winter doch aus. Das Abenteuer sieht mehrere Auftraggeber für die Helden vor, welche die Gruppe dann weiter nach Norden schicken, um dort nach dem Rechten – und natürlich nach den Nivesen – zu sehen.
Es stellt sich heraus, dass die Nivesen von Überfällen geplagt werden. Es gibt viele Opfer zu beklagen und auch die so lebenswichtigen Karen-Herden sind den Räubern in die Hände gefallen. Eine junge Nivesen-Schamanin tritt an die Gruppe heran und bittet sie, die Wölfe der Umgebung von der Dringlichkeit dieser Angelegenheit zu überzeugen. Ein magisches Ritual später haben die Helden dann Gelegenheit, in Wolfsgestalt in Verhandlungen mit den Vierbeinen zu treten. Gelingt es ihnen, so werden sie im Kampf gegen die unwillkommenen Eindringlinge mächtige Verbündete haben.
Zunächst einmal möchte ich „Wolf und Wal“ für seine gehörige Portion Lokalkolorit loben. Wesentlich näher kann man den Nivesen, ihrer inneren Zerrissenheit, ihrem Götterglauben und ihren Gepflogenheiten kaum kommen, als in diesem Abenteuer. Auch der Abwechslungsreichtum, mit dem das Abenteuer aufwartet, weiß zu gefallen: eine Verhandlung in Wolfsgestalt ist zumindest einmal eine ungewöhnliche Angelegenheit. Auch, dass das Finale ohne Gewalt gelöst werden kann und sogar explizit diverse Möglichkeiten vorsieht, um die Brandschatzer schlicht zu vertreiben, statt eine offene Konfrontation zu suchen, weiß mir zu gefallen.
Ebenso gefallen mir viele der vorgestellten Figuren. Innerhalb der Nivesensippe gibt es zwei Ansprechpartner für die Charaktere – den Stammesältesten sowie eine junge Schamanin – welche den Generationen- und Meinungskonflikt innerhalb der nivesischen Gesellschaft widerspiegeln. Auch das Wolfsrudel mit seiner mächtigen Anführerin passt hervorragend in das Setting und bringt etwas Mystik in das Abenteuer.
Leider gilt allerdings auch für „Wolf und Wal“, dass diesem Abenteuer ein paar Seiten mehr gut zu Gesicht gestanden hätten. Die guten Ideen rund um die finale Konfrontation sind nur sehr grob umrissen und überlassen dem geneigten Spielleiter noch jede Menge Arbeit. Auch die Reise durch den hohen Norden ist kaum ausgearbeitet und sollte – eine spielfreudige Gruppe vorausgesetzt – noch mit Leben gefüllt werden. Hier überlässt dieses „Heldenwerk“ noch einige Aufarbeitung dem Spielleiter.
Optisch weiß „Wolf und Wal“ abermals zu gefallen. Es gibt einige nette Illustrationen und nützliche Karten. Das Layout ist sauber und aufgeräumt. Nachdem Lektorat und Korrektorat wieder eine gute Arbeit abgeliefert haben, gibt es technisch wenig zu meckern.
Fazit: Ein Abenteuer mit sehr viel Lokalkolorit, welches die Lebenswelt der Nivesen sehr nahe an die Helden heranrückt. Allerdings bringt die Kürze des Formats einige Schwächen in der Aufarbeitung mit sich.
Wolf und Wal (Heldenwerk)
Abenteuerband
Moritz Schmid
Ulisses Spiele 2024
ISBN: n. a.
16 S., Softcover, deutsch
Preis: 5,95 EUR
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