WERKSTATTBERICHT: Seelenfänger

„Seelenfänger“, ein Dark-Fantasy-Rollenspiel aus deutschen Landen, erschien bereits vor einigen Jahren mit einer einigen Regel-Engine. Nun legt Autor Jörg Köster eine Konvertierung auf das „FATE Core“-Regelsystem vor, die von der Redaktion Phantastik – Szenekundigen durch ihr hervorragendes Detektivrollenspiel „Private Eye“ sicherlich nicht unbekannt – verlegt wird. Der Ringbote konnte die Verantwortlichen für ein Interview zum aktuellen Stand der Dinge gewinnen.

von Sylvia Schlüter, Jörg Köster und André Frenzer

Bereits zur RPC im Mai 2017 konnte mit „Frühnebel“ ein Starter-Szenario zu der neuen „Seelenfänger“-Version veröffentlicht werden. Das hier enthaltene Abenteuer sowie die kurze, aber dichte Beschreibung der Täuscherlande – dem Setting von „Seelenfänger“ – machten Lust auf mehr. Die weitere Finanzierung „Seelenfängers“ soll – ganz zeitgemäß – über ein Crowdfunding erfolgen. Sylvia, emsige Mitinhaberin der Redaktion Phantastik sowie Jörg, Autor des Rollenspiels „Seelenfänger“ standen uns für ein Interview Rede und Antwort.

Ringbote: Hallo Sylvia, hallo Jörg. Meinen herzlichsten Dank, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview nehmt. Für „Seelenfänger“ hat sich die Redaktion Phantastik erstmals als Verleger dazu entschieden, ein Crowdfunding durchzuführen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Sylvia: Wir machen das Crowdfunding vor allem, um zu erfahren, wie groß das Interesse an „Seelenfänger“ an sich und vor allem auch an einer Luxus-Ausgabe ist. Wir möchten hoffentlich mehr Geld zur Verfügung haben, um das Spiel noch besser zu machen – mit mehr Inhalt und mehr Illustrationen.

Außerdem haben wir besondere Pakete geschnürt, bei dem interessierte Fans mehr Sachen fürs Geld bekommen, die günstiger sind als es sonst möglich wäre.

Ringbote: Über welche Plattform werdet ihr das Crowdfunding durchführen? Und wann wird es losgehen?

Sylvia: Wir werden das CF auf „Startnext“ durchführen. Es wird vom 01. Oktober bis 31. Oktober laufen.

Ringbote: Besonders interessant für die meisten Backer eines Crowdfundings sind – natürlich – die Stretch Goals, die oft zusätzliches Material zum eigentlich georderten Produkt beisteuern. Mit welchen Stretch Goals dürfen Kunden eures „Seelenfänger“-Crowdfundings rechnen?

Sylvia: Wir möchten neben der Hardcover-Edition noch eine Luxus-Edition anbieten, eine Poster-Weltkarte, dazu soll es Würfel geben, eine „Seelenfänger“-Tasse, signierte Poster unserer Künstler und noch einiges anderes in einem Fan-Paket. Außerdem arbeiten wir mit Erdenstern zusammen, um einen Soundtrack für „Seelenfänger“ zu produzieren. Der Erscheinungstermin der CD wird kurz vor dem Crowdfunding liegen, so dass wir die ersten sein werden, die diese Erdenstern-„Seelenfänger“-CD anbieten können. Außerdem wird es ein Hörspiel geben und eine Anthologie mit Kurzgeschichten von Torsten Low. Wir wollen wirklich alle Sinne ansprechen!

Jörg: Da das Crowdfunding nicht über Kickstarter läuft, wird es keine Stretch Goals in dem Sinne geben. Alle Produkte werden also bei Erreichen der Zielsumme auf jeden Fall produziert. Soundtrack, Anthologie und Hörspiel wird es unabhängig davon garantiert geben. Im Crowdfunding jedoch gibt es Vergünstigungen für Backer und wir bieten eine exklusive Sonderedition des Hörspiels an. Durch Startnext streben wir eine hochwertige Ausgabe des Settingbandes an, die es in dieser Form ohne Crowdfunding voraussichtlich nicht geben würde.

Ringbote: Welche Bände werden über das Crowdfunding finanziert? Geht es nur um den „Täuscherland“-Band oder sind weitere Bände bereits soweit gediehen, dass sie in die Fanfinanzierung mit einfließen werden?

Sylvia: Erstmal geht es nur um „Täuscherland“. Im CF bieten wir aber auch den Starter mit an und den Abenteuer-Flyer. Wir haben allerdings auch genug Material für einen weiteren Abenteuerband und weitere zwei Settingbände, die auch schon fast fertig sind. Das soll aber erst später kommen.

Ringbote: Jörg, die erste Edition deines Rollenspiels „Seelenfänger“ erschien noch mit einem eigenen Regelsystem. Für die Neuauflage nun verwendest du die Regeln von „FATE Core“. Warum hast du dich dazu entschieden, den „FATE“-Regeln den Vorzug zu geben?

Jörg: Während der Weiterentwicklung meiner Regeln musste ich im Laufe der Zeit feststellen, dass ich mich unbewusst immer mehr in eine Richtung bewegte, die „FATE“ sehr ähnelte. Und mir war in erster Linie schon immer mehr am Setting, denn an meiner eigenen Regelversion gelegen. Außerdem wollte ich „Seelenfänger“ gerne einer größeren Fangemeinde präsentieren. „FATE“ ist mittlerweile recht bekannt und beliebt. Ein etabliertes System wie „FATE“ bietet sich für eine größere Verbreitung also deutlich besser an, als ein eigenes System. Zudem legt es den Fokus auf das, was mir am meisten am Herzen liegt: dem Erzählen guter Geschichten.

Ringbote: Wie schwierig war es, „Seelenfänger“ „FATE“-tauglich zu machen? Wie lange hast du an der Konvertierung gearbeitet?

Jörg: Das war erstaunlicherweise gar nicht so schwer. Da habe ich allerdings auch leicht reden, denn den Hauptteil an der Regelumsetzung hat unser Regelspezialist André Pönitz übernommen. Gemeinsam haben wir entschieden, nur die notwendigsten Regeln für „Seelenfänger“ anzupassen, nämlich vornehmlich die Magie, den Seelenfang und die Abbildung unserer übernatürlichen Wesen. Wir halten uns insgesamt sehr eng an „FATE Core“. Ich würde sagen, an der reinen Regel-Konvertierung haben wir alles in allem etwa ein Jahr gearbeitet.

Ringbote: Was unterscheidet die neue „Seelenfänger“-Version neben den Regeln von seinem Vorgänger? Was kann dem Kenner der ersten Edition bekannt vorkommen und was ist neu oder anders?

Jörg: Dem Kenner werden sicher große Teile mehr als bekannt vorkommen. Allerdings haben wir allein im Basisband „Täuscherland“ den Settinginhalt im Vergleich zur ersten Version schon etwa verdreifacht. Wir haben kleinere Details umgeschrieben und große Passagen ergänzt. Den Großteil des Buches bilden die nun viel umfangreicheren Regionenbeschreibungen. Aber auch Mythologie, jede Menge Antagonisten, Abenteueraufhänger, viele obligatorische Geister und Anderweltswesen sind dazu gekommen. Insgesamt ist das Setting nun noch runder und detaillierter geworden. Dennoch haben wir versucht dem Leser die zum Spielen mit „FATE“ notwendige Freiheit zu lassen.

Ringbote: Wie geht es mit „Seelenfänger“ nach einem erfolgreichen Crowdfunding weiter? Mit welchen Produkten dürfen wir in der Zukunft von Euch rechnen?

Jörg: „Täuscherland“ bildet die Basis, das Rückgrat des Settings. Damit ist das Spiel bereits voll spielbar. Die zwei von Sylvia erwähnten Bände werden das Setting allerdings noch um weitere Facetten erweitern und abrunden. Somit wird das „Seelenfänger“-Setting mit dem Hauptband „Täuscherland“ und den zwei Ergänzungsbänden vollständig sein. Wir haben bereits jetzt eine Fülle an Abenteuern quasi fertig fürs Lektorat. Diese stammen nicht nur aus den Federn des Kernteams, sondern wir haben zudem einige weitere namhafte Autoren der Szene gewinnen können, uns in diesem Bereich zu unterstützen. Außerdem haben wir einige Spielhilfen für Seelenfänger mit „FATE“-Regeln geplant und wir werden mit gewissem digitalem Content das Spiel unterstützen. Da möchte ich aber noch nicht zu viel verraten.

Ringbote: Sylvia, Jörg, meinen herzlichsten Dank für diesen Einblick in den aktuellen Stand eurer Arbeit.