Walküre

„Walküre“ ist ein Comic, der eine in sich geschlossene Saga vor dem Hintergrund der nordischen Mythologie erzählt. Odin, Thor, Freya, Heimdall, Fenrir, Midgard, Asgard, Yggdrasil, Walküren, Asen, Elfen und Riesen. Hier findet man (fast) alles, was in der Edda erwähnt wird!

von Morgath

Die Wikinger werden von zwei Übeln heimgesucht: Zum einem wütet ein mörderischen Winter im Land. Zum anderen werden ganze Dörfer von einem unsichtbaren Feind ausgelöscht. Die Einwohner findet man massakriert vor ihren ärmlichen Hütten. Die Spuren der Täter sind vom Winter verschluckt. In dieser Not eint der Königssohn Alrik die Clans und zieht mit einer kleinen Gesandtschaft los, um Odin persönlich aufzusuchen und die Götter um Hilfe zu bitten. Geführt wird er von Gunhild, einer Walküre, die ein bewegtes Schicksal hinter sich hat.

Gunhild wurde von Odin verbannt, weil sie ihre Jungfräulichkeit Hermod, einem Sohn Odins, dargeboten und damit gegen Odins Gesetz verstoßen hatte. Hermod, ein schweigsamer Krieger, teilt ihr Schicksal, und so leben beide zurückgezogen am Rande einer menschlichen Besiedlung. Und da Odin nicht nur gerecht, sondern auch grausam ist, verfluchte er beide: Sie können sich nicht berühren, ohne dass sie dabei sterben. So kommt die bunt gemischte Gruppe nach Asgard und muss feststellen, dass die Götter ihre eigenen Probleme haben …

Der Comic packt den Leser von der ersten Sekunde an und lässt ihn in die farbenprächtige Welt der nordischen Mythologie eintauchen. Dazu tragen vor allem die schönen Zeichnungen und die stimmungsvollen Kolorierungen bei, die den Comic zu einem optischen Genuss machen. Die Landschaften und Schauplätze sind teilweise atemberaubend, die Perspektiven, wie ich sie mir wünsche. Die mythischen Wesen wie die Asen, Elfen und Riesen sind gut getroffen. Zwar erinnern die Elfen stark an die Elfen aus dem Film „Der Herr der Ringe“, was aber nicht weiter schlimm ist, da sie dort gut getroffen sind. Die Kleidung und die Ausrüstung der Wikinger sind detailverliebt und überzeugend. Genau so stellt man sich die Bühne und die Darsteller aus einer nordischen Saga vor. Da verzeiht man gerne, dass die Menschen nicht immer optimal getroffen wurden.

Auch die Story hat mir zunächst sehr gut gefallen. Gerade die einfache und übersichtliche Handlung macht es leicht, dem Comic zu folgen und ihn zu genießen. Später wird die Handlung komplexer, verworrener und damit leider auch schwächer. Auch bleibt Alrik, den man zunächst als die Hauptfigur einstuft, über weite Strecken blass und wird von Hermod aus dem Mittelpunkt gedrängt. Seinen menschlichen Gefährten geht es nicht anders.

Fazit: Bei „Walküre“ handelt es sich um einen guten Comic, mit einigen Schwächen, aber klaren Stärken. Die solide Handlung wird durch tolle Zeichnungen untermalt, sodass ein paar Stunden Lesevergnügen garantiert sind. Er kann allen Lesern empfohlen werden, die Abenteuer aus der nordischen Mythologie mögen.


Walküre
Comic
Sylvain Corduriè, Drazen Ovacevic, Simon Champelovier
Splitter Verlag 2015
ISBN: 978-3-95839-0673-7
112 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 22,80

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