Volos Almach der Monster

„Volos Almanach der Monster“ ist nach Volothamp Geddarm, einem Meistergelehrten aus den Vergessenen Reichen, benannt. Er enthält viel interessantes und wissenswertes Monsterwissen, ungewöhnliche Charaktervölker aus dem Reich der Monster und Dutzende alte und neuere Beschreibungen beliebter, teils ikonischer Monster. Aufgepeppt wird der Band mit subjektiven, manchmal zynischen, oft konträren Kommentaren von Volo und dem Erzmagier aus dem Schattental, Elminster, ebenfalls aus den Vergessenen Reichen.

von Markus Kolbeck

Aufmachung

Der 224-seitige Hardcoverband ist 2019 bei Ulisses Spiele auf Deutsch für das Fantasy-Rollenspiel „Dungeons & Dragons 5“ („D&D 5“) erschienen. Leitender Entwickler war Mike Mearls, leitender Regeldesigner Jeremy Crawford. Außerdem hat ein großes Team von weiteren Designern, Redakteuren, Illustratoren und Spieltestern daran mitgewirkt. Der Band ist durchgehend mit schönen und stimmungsvollen Farbillustrationen im viertel- oder halbseitigen Format bebildert. Auf dem Titelbild von Tyler Jacobson sieht man, wie ein Abenteurer mit Volos Handbuch ausgerüstet einem Frostriesen gegenübertritt und diesen mit Diplomatie zu besänftigen versucht. Wird er diese Begegnung überleben?

Inhalt

Der Band ist klar eine Ergänzung zum „Monster Manual – Monsterhandbuch“, in dem die Monster von „D&D 5“ vorgestellt wurden. Speziell Kapitel 2 ist auch eine Ergänzung zum „Player's Handbook – Spielerhandbuch“. Natürlich braucht man noch das „Dungeon Master's Guide – Spielleiterhandbuch“ – erst dann ist man komplett. Der Band teilt sich in einen Quellenteil mit Monsterwissen, einen Regelteil mit neuen Charaktervölkern und einen Monsterteil auf, denen jeweils ein Kapitel gewidmet ist. Außerdem gibt es drei Anhänge.

Kapitel 1: „Monsterwissen“

In diesem Kapitel wird interessantes Wissen zu ikonischen Monstern wie Betrachtern und Gedankenschindern, aber auch zu als Gegnern beliebten Völkern wie Gnollen, Goblinoiden (Grottenschratte, Goblins und Hobgoblins), Kobolden, Orks, Riesen, Vetteln und Yuan-ti zum Besten gegeben. Die Autoren gehen auf besondere Eigenschaften, Wesenszüge, Kultur, Bewaffnung, etc. ein. Es werden auch Unterarten und neue Varianten beschrieben. Außerdem gibt es Tabellen zur Individualisierung eines Angehörigen eines solchen Volkes. Zu allen Völkern, außer Riesen und Gnollen, gibt es Karten, die Horte, Kolonien, Lager, Festungen oder Tempel zeigen.

Kapitel 2: „Charaktervölker“


Der „Almanach“ begeht in diesem Kapitel neues Terrain. Es soll interessierten Spieler*innen ermöglichen, facettenreiche Vertreter von bekannten Monstervölkern als Spieler*innencharaktere zu führen. Dazu wird alles Notwendige aufgeführt. Beschrieben werden folgende Humanoide als Charaktervölker: Aasimar (mit einem Funken himmlischer Wesen in der Seele), Echsenmenschen, Firbolgs (Wächter des Waldes), Goliaths (humanoide Hünen), Kenku (flugunfähige Vogelmenschen), Tabaxi (Katzenmenschen) und Tritonen (Wächter der Meere). Außerdem gibt es zu einigen der Völker aus Kapitel 1 Charaktermerkmale, nämlich zu Goblins, Hobgoblins, Kobolden, Orks und Yuan-ti-Reinblütigen. Diese Völker kann man dann auch verkörpern.

Kapitel 3: Bestiarium

Hier werden zahlreiche Kreaturen aus dem „D&D“-Multiversum beschrieben, die meist auf der Materiellen Ebene, manche auch in der Astralebene oder den Unteren respektive Oberen Ebenen angesiedelt sind. Manche Kreaturen wie der Froschemoth (eine Monstrosität) und der Morkoth (eine Aberration) sind aus der Frühzeit des Rollenspiels, andere sind später dazugekommen. Zu fast jedem dieser Monster gibt es eine Farbabbildung, oft auch zu Unterarten. Normalerweise nimmt die Beschreibung eine Seite ein, manchmal auch zwei wie beim Ki-rin (einem Himmlischen). Hat die Monstergattung viele Unterarten, können die Beschreibungen auch darüber hinausgehen. Beim Eintrag „Riesen“ stehen so sechs Seiten Text, Datenblöcke und Abbildungen. Beim Eintrag „Dinosaurier“ stehen mehrere Unterarten, aber es ist nur eine Abbildung abgedruckt. Die Wesenheiten reichen von einem Herausforderungsgrad von 0 (0-10 EP) (die Schädelratte) bis zu einem Herausforderungsgrad von 22 (41.000 EP) (der Gedankenschinder-Lich, Alhoon-Variante). Die Kreaturen sind also – wie man dies von „D&D“ vielleicht gewohnt ist – bunt zusammengewürfelt und recht unterschiedlich. Die Varianten aus Kapitel 1 sind hier auch gleich mit Spielwerten aufgeführt.

Anhänge

Einen Index gibt es leider nicht, dafür aber drei Anhänge. In Anhang A werden lediglich vier ausgewählte Tiere als Ergänzung zum Anhang A im „Monsterhandbuch“ beschrieben. In Anhang B werden 23 Nichtspielercharaktere (NSC) als Ergänzung zum Anhang B im „Monsterhandbuch“ aufgeführt, darunter ein Meisterdieb, ein Champion, ein Kriegsherr, ein Nekromant und weitere interessante NSC, auch Zauberkundige. In Anhang C gibt es drei Listen: Die erste listet die Monster nach Kreaturentyp – wie Feenwesen, Unholde oder Untote – mit Seitenangaben auf. Die zweite Liste ist in Kreaturen nach Herausforderungsgrad sortiert, ebenfalls samt Seitenangaben. Die dritte Liste gibt die Monster nach Terrain wieder, also Gebirge, Arktik, Stadt oder Unterreich.

Kritik

An Vielseitigkeit mangelt es dem Band auf keinen Fall. Jedoch stellt sich beim Lesen der vielen Monsterbeschreibungen etwas Müdigkeit ein, wenn man Bände wie „Mordenkainens Foliant der Feinde“, das Regelsetting „Sandy Petersen's Cthulhu Mythos“ und natürlich das „Monsterhandbuch“ bereits kennt! Ungeachtet dessen ist schon eine gewisse Nützlichkeit für „D&D 5“-Spieler*innen und Spielleiter*innen gegeben. Mit dem Monsterwissen aus Kapitel 1 lassen sich die gegnerischen Völker im Spiel besser in Szene setzten. Kapitel 2 erlaubt den Spielern neue Herangehensweisen an diese Völker in Form von spielbaren Charakteren. Allerdings hat hier – wie so oft – der*die Spielleiter*in das letzte Wort. Nicht alle Vertreter der neuen Charaktervölker passen in jede Kampagne! Bleibt ein Wort zur Notwendigkeit des Bandes übrig. Man kann sich wohl zu recht fragen, ob es nicht schon genug Monster im Grundregelwerk gibt. Nun denn, wer sich sehr für die angesprochenen Völker und Monster interessiert, ist hier wohl richtig!

Die Farbabbildungen, insbesondere in ihrer Qualität und Fülle, sind lobenswert! Auffallend bei den Spielwerten ist dann aber, dass manche etwas fehlerhaft sind. Nicht immer passen Größenkategorie und Bewegungsweite zusammen. Nicht immer stimmen mittlerer Schaden aus den Schadenswürfeln mit dem angegebenen mittleren Schaden überein, usw. Aber das kann ein*e erfahrene*r Spielleiter*in leicht ausgleichen. Rechtschreibfehler sind vorhanden, halten sich aber stark in Grenzen. Mit 224 Seiten ist der Band etwas dünn, sodass der Preis von 50,- Euro nur einigermaßen in Ordnung geht.

Fazit: Ungeteiltes Lob kann ich „Volos Almanach der Monster“ leider nicht zuteil werden lassen, da die „D&D“-Spielwelt bereits mit einer Fülle an Monstern besiedelt ist. Jedoch dürfte das Buch für viele Spieler*innen und Spielleiter*innen eine interessante, oft auch nützliche Ergänzung zum Grundregelwerk sein. Die Konzeption und die Kommentare von Volo und Elminster haben auch ihren Reiz. Ich kann den Band allen erfahrenen „D&D 5“-Spielleiter*innen empfehlen! Anfänger brauchen ihn aber eher nicht.

Volos Almach der Monster
Quellenbuch
Mike Mearls, Jeremy Crawford u. a.
Ulisses Spiele 2019
ISBN: 978-1-94749-426-8
224 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 50,00

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