Vagant 3: Sieben

„Was immer du tust, tu es mit ganzem Herzen oder gar nicht.“ – So könnte der finale Teil der „Vagant“-Trilogie überschrieben sein. Denn dieses Credo trifft auf mehrere Charaktere zu, die darum ringen ihren Platz in der Welt zu finden. Einer Welt, die sich schneller verändert, als man bis Sieben zählen kann.

von Lars Jeske

Es sind wieder ein paar Jahre vergangen, dennoch ist vieles in der Welt des Vaganten dem Leser bekannt. Da dessen Autor Peter Newman auf die bisherigen Ereignisse Bezug nimmt und sie relevant für die Handlung werden, sollte man im besten Fall die anderen beiden Bücher kennen, um alles zu verstehen. Selbstverständlich gibt es dennoch Rückblicke und Andeutungen auf wichtige Ereignisse der Vergangenheit, sodass man notfalls die Handlung auch im Groben nachvollziehen kann.

Der Titel ist dieses Mal wieder Programm. Denn es geht nämlich um die Sieben, also jene Götter, die das aktuelle Weltbild prägen und denen der Orden der Ritter als Vollstrecker der Ordnung unterstellt ist, während die Person namens Huldigung die direkten Befehle der Sieben übermittelt. In Schlaglichtern auf Momente der Vergangenheit werden dem Leser die letzten dunklen Flecken der Historie beleuchtet, und durch diese Einschübe wird der Übergang der Welt von Massassi und ihren einzigartigen Schöpfungen in die aktuelle Welt beinahe lückenlos beschrieben.

Somit werden nach und nach die Voraussetzungen klar, die für die Welt gelten, in der Vesper, ihre Tochter Reela, Jem und der Vagant als ein Teil der Protagonisten leben. Aber nicht nur sie sind es, die sich nicht mit der aktuellen Situation zufriedengeben. Die Höllischen, die damals aus dem Bruch gekrochen sind, wurden nicht von den Sieben besiegt, und auch ansonsten ist das fortwährende Schweigen der Sieben kein Indiz dafür, dass sie noch immer über die guten Menschen wachen und jederzeit bereit sind, aus dem Himmelspalast herabzusteigen und für ihre Gläubigen einzustehen.

Vesper hat durch ihre Erfolge im zweiten Band einen guten Blick auf die tatsächliche Lage der Welt. Ihr Einzug in die Strahlende Stadt und ihre neue Position erlauben es ihr, in den Lauf der Geschichte einzugreifen und die Welt in eine neue Epoche zu führen. Da sie ein überaus friedliebender Mensch ist, ist ihr daran gelegen, mit allen Gruppierungen, die die Menschen bedrohen, echten Frieden zu schließen. Durch das Schwert von Gamma hat sie diese quasi auf ihrer Seite, und auch ihre bisherigen Aufeinandertreffen mit dem Ersten lassen sie hoffen, dass ihr ehrgeiziges Vorhaben gelingen kann.

Doch dann passiert etwas Unerwartetes: Alpha von den Sieben erwacht. Vesper kommt dabei die Ehre zuteil, direkten Kontakt mit ihm aufzunehmen. Allerdings kommen ihr anschließend immer mehr Zweifel an den Sieben und deren Prinzip der Ordnung. Blanker Fanatismus und die Einteilung der Welt in schwarz und weiß sind genau das, was Massassi verhindern wollte. Durch ihre Rechtschaffenheit und den unbedingten Willen, ihre Welt damals vor dem Schlimmsten zu bewahren. Mittlerweile sind jedoch weite Teile der Bevölkerung durch die Höllischen mit der Essenz verseucht worden und werden somit in den Augen der Sieben nicht mehr als lebenswert geachtet und gehören ausgelöscht.

Da Vespers Tochter Reela auch zu den Infizierten gehört und somit zum Tode verurteilt, ist Vesper umso mehr überzeugt, dass ihr Ansatz einer neuen Weltordnung sinnvoller ist, als der der Sieben. Doch diese greifen nach ewig langer Zeit wieder in das Tagesgeschäft ein. Allerdings ganz anders, als es manch einem lieb ist. Somit kommt es zur finalen Schlacht, bei der die Grenzen zwischen den Kombattanten anders gezogen sind als man geahnt hätte und sich nicht jeder frei entscheiden kann …

Der Roman „Sieben“ bildet den Abschluss der „Vagant“-Trilogie. Erneut nimmt uns Autor Peter Newman mit in diese düstere Zukunftsvision einer Welt, die technologisch sehr weit fortgeschritten ist, jedoch mystisch-magische Elemente beherbergt und durch die Titelgebenden „Sieben“ eine starke religiöse Prägung enthält. Dies alles in einer überaus komplexen und miteinander verschlungenen Arten und Weise, die man nach „Vagant“ als Leser nicht hat erahnen können.

Nachdem im ersten Teil der Vagant im Mittelpunkt stand und im zweiten Vesper, teilen sich beide nunmehr die zentrale Rolle. Dadurch muss man sich beim Lesen etwas mehr konzentrieren, da die Handlung entsprechend springt. Neben diesen beiden Protagonisten die der Leser mittlerweile sehr gut kennt und einschätzen kann, wird vor allem Delta von den Sieben charakterlich herausgearbeitet. Viele der anderen Figuren bleiben hingegen blass oder nur Randerscheinungen. Auf den mittlerweile lieb gewonnenen Ziegen-Sidekick muss man jedoch nicht verzichten.

Auf über 520 Seiten geht man zusammen die letzten Schritte der Reise des Vaganten und Vespers, die gegen alle Widrigkeiten versuchen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen und für Frieden zu sorgen. Vor allem das actionlastige Ende auf über 100 Seiten hat es in sich, ohne dass es unterwegs dolle Längen gab und man sich als Leser langweilen musste. Dem Autor gelingt es, den allwissenden Erzähler der Geschichte sowohl dicht an die Personen und ihre Entscheidungen heranzulassen, als auch andere Geschehnisse (seltsam) distanziert lediglich stoisch wiederzugeben, was für eine ganz andere Wahrnehmung beim Leser sorgt.

Fazit: Dies von Peter Newman entworfene düstere Zukunftsvision in der „Vagant“-Trilogie verbindet auf sehr schöne Art und Weise das mystisch-magische mit dem technologischen Fortschritt und dem Religiösen. „Sieben“ ist dabei ein würdiger Abschluss der Reihe und bringt die offenen Handlungsfäden gut zusammen und zu einem Ende – wenngleich man sich als Leser womöglich nicht nur ein anderes Ende gewünscht hätte, als auch einige Charaktere noch weiter beleuchtet gesehen. Der suboptimale Name der Trilogie wurde natürlich nicht geändert und zum Glück nimmt der Vagant auch wieder eine zentralere Rolle ein. Das Buch liest sich gut weg, und man wird nach den ersten beiden Romanen definitiv nicht enttäuscht. Es bleibt spannend bis zum Ende.

Vagant 3: Sieben
Fantasy-Roman
Peter Newman
Cross Cult 2018
ISBN: 978-3-95981-804-9
525 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 16,00

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