V-Wars 1: Die blutrote Königin

Die Ausbreitung des uralten Eis-Virus spaltet die Menschheit in zwei Spezies: Vampire und Sterbliche. Da sind mörderische Konflikte natürlich nicht weit. Schon finden sich Nationen, Städte und Familien entzweigerissen in einem weltweiten Kampf. Die Vampir-Kriege haben begonnen. Und wir schauen uns den ersten Hardcover-Band der Comic-Serie aus dem Hause Cross Cult gründlich an.

von Michael Wilhelm

Mit dem Titel „V-Wars“ sollte dem geneigten Leser das Setting schon mal unzweifelhaft klar sein. Das klingt zwar erstmal nur wenig anders als das (zurecht erfolgreiche) Buch und der (eindeutig missratene) Film mit dem Titel „World War Z“. Aber welche weiteren Parallelen gibt es noch? Auf den aktuellen Vampir- und Zombie-Wellen mitzureiten, mag vielleicht naheliegend erscheinen. Doch spannend wird es, wenn es gelingt, daraus noch mal was wirklich Neues zu kreieren.

Im Mittelpunkt der Handlung steht der Vampirforscher Luther Swann, der nach dem Ausbruch des mysteriösen Eis-Virus aus der Ecke der obskuren Spinner plötzlich ins Rampenlicht gezerrt und zum gefragten Berater der Führer der freien Welt in Vampir-Fragen wird. Die zweite zentrale Figur ist die Fernseh-Reporterin Yuki Nitobe, die als investigative Journalistin die schmutzigen Machenschaften der Mächtigen offenbart und dabei einer Verschwörung auf die Schliche kommt. Dabei kreuzt ihr Weg den der blutroten Königin, die eine Schlüsselfigur in diesem Spiel ist.

Nicht nur Politiker, sondern auch Militärs haben in dieser Welt Verwendung für Luther Swanns Kenntnisse, sodass dieser bald als eingebetteter Berater zu einer Spezialeinheit berufen wird, die an Brandherden im Vampir-Krieg als Feuerwehr eingesetzt wird. Dieser harte Haufen von kampferprobten Frauen und Männern, die bestimmt nicht ungewollt an die Marines aus „Aliens“ erinnern, kämpfen sich an verschiedensten Orten der Welt durch Vampire aller Farben, Formen und Spielarten. Denn je nach Nationalität oder ethnischer Herkunft hat das Eis-Virus zu unterschiedlichen Mutationen geführt, sodass „Vampir“ nur als Sammelbegriff fungiert, für blutsaugende, fleischfressende oder Lebensenergie verzehrende Mutanten.

Schnell wird klar, dass es aber auch bei den Vampiren eine große Zahl an friedliebenden Vertretern gibt, die gerne mit ihren Mensch gebliebenen Freunden und Verwandten in Ruhe weiterleben würden. Doch sowohl bei den Menschen als auch den Vampiren gibt es Hardliner, die eine Annäherung der Konfliktparteien verhindern. Und Luther Swann findet sich mittendrin im Schlamassel, dem seine eigene Familie auf drastische Weise zum Opfer gefallen ist.

„V-Wars“ geizt nicht mit heftiger grafischer Darstellung. Die „Ab 16“-Markierung auf dem Backcover ist auf jeden Fall gerechtfertigt. Zwar ist die Handlung nur mäßig komplex und die Erzählstruktur eher geradlinig, aber die oft in den Splatter reichenden Zeichnungen sind nicht jedermanns Geschmack. Dabei haben die Vampire in „V-Wars“ absolut nichts mit den Schmuse-Vampiren aus „Twilight“ gemein, und auch nur wenig mit dem klassischen Grusel oder subtilen Horror eines „Dracula“ oder den Vampiren von Anne Rice. Gerade die fleischfressenden Vampire erinnern mit ihrem Appetit teilweise eher an die oben schon erwähnten Zombies. Und dann platzen gerne auch mal Köpfe, und Eingeweide quellen aus aufgerissenen Bäuchen. Dabei wird der Splatter zwar deutlich in Szene gesetzt, aber trotzdem portioniert auf den Leser losgelassen.

Fazit: Schon im letzten Jahr bei Cross Cult erschienen, liegt das 144 Seiten starke und edel aufgemachte Hardcover gut in der Hand. Druckbild und Farben sind von Top-Qualität. Eine anspruchsvolle Geschichte wird in „V-Wars“ nicht unbedingt erzählt, aber Freunde von actionlastigen Splatter-Geschichten werden ihre Freude haben.


V-Wars 1: Die blutrote Königin
Comic
Jonathan Maberry, Alan Robinson
Cross Cult 2015
ISBN: 9783864255786
144 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 19,80

bei amazon.de bestellen