Umringt von Freunden

Vor drei Jahren erschien mit „Feind meines Feindes“ eine „Cthulhu“-Kampagne, die sich um die Machenschaften von Schlangenmenschen und ihrem Gott Yig drehte. Bei meiner damaligen Rezension lobte ich den Facettenreichtum der Abenteuer, bemängelte jedoch das offene Ende des Kampagnenbogens. Mit „Umringt von Freunden“ liegt nun diese Fortsetzung samt finaler Konfrontation vor. Schafft es der Band, die Kampagne zu einem würdigen cthuloiden Abschluss zu bringen?

von Oliver Adam

„Umringt von Freunden“ erscheint in der Reihe der preisgünstigen Softcover-Publikationen für „Cthulhu“. Wie von dieser Reihe gewohnt, ist die Aufmachung und Gestaltung des Bandes sehr ansprechend und reiht sich nahtlos in das hohe Niveau der „Cthulhu“-Publikationen ein. Auf 88 Seiten umfasst „Umringt von Freunden“ drei Abenteuer, die als Fortführung des Vorgängerbandes gedacht sind, jedoch mit etwas Aufwand von Seiten des Spielleiters auch separat gespielt werden können. Die besondere Clou der vorliegenden Kampagne ist, nicht vorzugeben, welche Protagonisten erklärte Freunde beziehungsweise Feinde der Investigatoren sein sollen. Dadurch wird die Bildung von Allianzen zu einem herausragenden Merkmal der Kampagne.

Ich werde mich nun etwas ausführlicher den Abenteuern widmen und dabei auf wesentliche Handlungselemente eingehen. Wer die Abenteuer noch als Spieler erleben möchte, ist eingeladen, gleich zum Fazit zu springen.

Den Auftakt des Bandes bilden die Kapitel „Die Geschichte bis hier“ und „Die Ausgangssituation“, die alle Informationen der Vorgängerpublikation noch einmal zusammenfassen und den Leser auf den aktuellen Stand bringt. Wer gerade erst den Vorgängerband gelesen oder gespielt hat, kann einige der Absätze überspringen oder überfliegen. Dabei wird auch auf die möglichen Einstiegskonstellationen eingegangen, die sich in Abhängigkeit von dem Verhalten der Investigatoren im Verlaufe der Vorabenteuer ergeben haben können.

Der Einstieg in das erste Abenteuer „Drei Orte und viele Todesfälle“ ist dann auch abhängig von den Entscheidungen, die die Investigatoren im Vorfeld getroffen haben und kann sie an drei sehr unterschiedliche Schauplätze in Deutschland führen: ein verborgenes Labor, ein Ordenshaus oder ein Museum. Dabei können die Investigatoren ihr Interesse offensiv – also als Angreifer – oder defensiv – also als Verteidiger – vertreten. Alle diese Optionen beschreibt der Band ausführlich, und dennoch muss der Spielleiter einige Szenen an die spezifische Historie der Investigatorengruppe anpassen.

Der „Nebel des Krieges“ verschlägt die Investigatoren schließlich nach Marokko. Von der pulsierenden Großstadt Tangar aus stoßen sie tief in die Wildnis vor, wo sich Rebellen und Kolonialgruppen gnadenlos gegenüberstehen. Schließlich gelangen sie in einen vergessenen Tempel, in dem ihnen der weltbedrohende Hintergrund der Verschwörung offenbart wird.

Den Investigatoren bleibt kaum Zeit durchzuatmen, da das Finale der Kampagne „Auf Orpheus´ Spuren“ nahtlos an das Vorabenteuer anschließt. Dort führt sie ihr Weg in die Unterwelt, in das schreckliche Land Yoth, wo sie im Finale einem erwachten Großen Alten gegenüberstehen. Das Abenteuer bildet einen fulminanten und denkwürdigen Abschluss der Kampagne. Für die spannende Reise tief unter die Erdoberfläche werden auch spezifische Regeln zur Ausgestaltung einer Expedition aufgeführt.

Fazit: Der Kampagnenband „Umringt von „Freunden“ greift die in „Feind meines Feindes“ angestoßene Kampagne um das Schlangenvolk, einen abtrünnigen Hohepriester und einen Großen Alten auf und führt sie über drei aufeinander aufbauenden Abenteuern zu einem furiosen Finale. Zahlreiche Interessengruppen und Nichtspielercharaktere sowie die große Entscheidungsfreiheit der Investigatoren erhöhen den Facettenreichtum der Handlung, stellen zugleich jedoch auch hohe Ansprüche an die Flexibilität des Spielleiters.

Umringt von Freunden
Kampagnenband
Kristoph Koch, Marcus Rosenfeld, Dominik Schild
Pegasus Press 2020
ISBN: 978-3-96928-014-0
88 S., Softcover, deutsch
Preis: 9,95 Euro

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