„The Art of Blizzard Entertainment“ ist ein riesiger, schwergewichtiger Brocken, der sich von Art und Aufmachung her perfekt als Coffee Table Book für den Haushalt genießerischer Phantasten eignet. 375 Seiten, Hardcover, Schutzumschlag mit Spotlack, schweres Glanzpapier und großformatige Vollfarb-Illustrationen im Überfluss – das sind die Eckdaten des vorliegenden Werks. Die Sammlung umfasst nahezu 800 Konzeptzeichnungen, Gemälde und Skizzen, von denen viele hier zum ersten Mal öffentlich präsentiert werden. Kommentiert werden die Bilder von einigen der namhaften Blizzard-Künstler, primär Nick Carter, Samwise Didier und Chris Metzen.

Das Buch ist im Wesentlichen dreigeteilt. Nach einem Vorwort von Brom und einer Einleitung von Samwise Didier widmet es sich zunächst auf 172 Seiten den Illustrationen, die rund um das Spiel „World of Warcraft“ entstanden sind. Danach folgen 86 Seiten „Diablo“ und daran schließen sich 70 Seiten „Starcraft“ an. 18 Seiten Konzeptzeichnungen zu nie entstandenen Spielen, 16 Seiten Humoristisches – vor allem launige Weihnachtskarten – und ein Künstlerverzeichnis runden das Werk ab.

Die Bilder, die das Buch natürlich beherrschen, sind von völlig unterschiedlicher Qualität. Vage chronologisch angeordnet, aber im Großen und Ganzen ohne wirkliche Sortierung, stehen prachtvolle Schlachtengemälde zwischen Orks, Menschen, Minotauren und Elfen neben eindrucksvollen Charakterporträts und vielen Konzeptzeichnungen in Schwarz-Weiß, manche mit Tusche, manche mit Bleistift angefertigt. Erste Inkarnationen von namhaften Helden und Schurken lassen sich ebenso finden, wie Entwürfe zu Nebenfiguren aller Art. Dabei ist witzig anzusehen, wie aus manchem Hänfling von einer Figur im Laufe der Zeit ein fett gepanzertes „Manga-Geschöpf“ wurde. Figurenporträts stellen insgesamt den Großteil des Materials, aber es finden sich auch etliche spektakuläre Landschaftspanoramen der unterschiedlichen Spielwelten.

Die Kommentare der Macher fallen sehr unterschiedlich aus. Manchmal sind es nur lockere Sprüche, manchmal wird in der Erinnerung gekramt und aus dem Nähkästchen geplaudert. Hier wird mit einem Augenzwinkern über den Kollegen gelästert, dort eine kleine Interpretation des Motivs geliefert. Unterm Strich hält sich die Textmenge allerdings sehr in Grenzen. Wer wirklich etwas über den künstlerischen Prozess bei der Erschaffung von Computerspielwelten erfahren will, ist hier fehl am Platze. „The Art of Blizzard Entertainment“ will nur gut aussehen. Es möchte begeisterten Spielern neues Bildmaterial zu „ihren“ Universen bieten. Und es vermag die Fantasie aller anzuregen, die selbst kreativ tätig sind und vielleicht nach der ein oder anderen Inspiration suchen.

Fazit: Für Leute, die sich an fantastischer Kunst erfreuen können, ist dieser gewichtige Bildband ein wahres Fest. Einiges an Konzeptzeichnungen mag man überblättern oder nur kurz zur Kenntnis nehmen, aber immer und immer wieder schlägt man Doppelseiten auf, die wirklich phänomenal coole Illustrationen präsentieren, die man gerne auch eingehender und zum wiederholten Mal betrachtet. Blizzard Entertainment hat mit seinen Spielen seine ganz eigenen Over-the-Top-Phantastik-Universen geschaffen, irgendwo zwischen Manga, „D&D“, „Warhammer Fantasy“ und „Warhammer 40.000“. Wenn es so etwas wie einen Wermutstropfen gibt, dann ist es nur der Preis: 59 Euro sind kein Kleingeld. Andererseits sind andere Coffee Table Books von dieser Qualität auch nicht preiswerter. ;-)